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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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ununterbrochen gearbeitet, aber das Wasser stand immer noch rund dreißig Zentimeter hoch. Je desmal, wenn die Deutschland von einer besonders schweren Welle getroffen wurde, spülte die dreckige, widerliche Brühe über seinen Kopf hinweg.
    Er beendete die Inspektion, reichte Sturm die Laterne hinauf und stieg durch die Luke des achteren Laderaums nach oben. »O Mann, stinken Sie!« sagte Sturm entsetzt.
    »Weiß ich«, antwortete Richter, selbst angeekelt. »Das ist, als
müßte man durch einen Abwasserkanal kriechen.«
»Und wie sieht's aus?«
»Könnte schlimmer sein.«
    »Gut.« Sturm war erleichtert. »Am besten machen Sie gleich dem Alten Meldung.«
    Als sie an Deck kamen, wurde das Schiff von enormen Dwars seen geschüttelt; Berger stand in Ölzeug und Südwester auf die Achterdecksreling gestützt.
    »Höchste Zeit, Sturm« rief er laut. »Sofort alle Toppsegel und
das Vor-Unterbramsegel aufgeien und festmachen - aber
schnell!«
»Aye, aye, Käpt'n.«
    »Und lassen Sie das Focksegel wegnehmen.«
    Berger ging in seine Kajüte hinunter, und Sturm brachte Bewe gung in die Männer, während Richter in die Wanten sprang und den anderen voraus in die Takelage kletterte - bei den herr schenden Wetterverhältnissen eine verdammt gefährliche Sa che. An Deck war es jedoch nicht weniger ungemütlich. Die Männer an den Geitauen standen zeitweilig bis zum Hals im brodelnden Wasser und mußten sich jedesmal, wenn wieder eine See über sie hinwegging, mit aller Kraft festhalten. Rich ter, wieder auf dem Weg nach unten, sah Maria aus der Kom büse auftauchen. Sie trug in jeder Hand einen Eimer und war mit Ölzeug und Südwester bekleidet. Im selben Moment kam eine gewaltige See auf das Schiff zugerollt.
    Er stieß einen Warnruf aus, sprang nach der nächstbesten Leine und glitt blitzschnell aufs Deck hinab. Mit einem ohrenbetäu benden Krachen donnerte der Brecher vom Bug bis zum Heck über die Deutschland hinweg. Richter erhaschte einen flüchti gen Blick auf Maria, die vom Sog mitgerissen wurde, stürzte in die kochende Gischt und arbeitete sich mühsam zu ihr durch. Als die Deutschland, den nächsten Wellenberg erklimmend, ihren Bug wieder gen Himmel richtete, riß Richter das Mäd chen auf die Füße und entdeckte, daß Maria immer noch die Eimer festhielt, die jetzt allerdings beide leer waren. Und sie lachte.
    »Du Dummkopf!« schrie er ihr durch das Tosen zu. »Wie oft muß ich es dir noch sagen?«
    »Ich glaube, ich werde nie wieder trocken«, gab sie zur Ant wort. Er packte sie am Ellbogen und half ihr übers Deck zur Kombüse. Als er die Tür öffnete, bot sich ihm ein chaotischer Anblick: Im wild wirbelnden Wasser trieben Töpfe und Pfan nen herum, und Schwester Angela lag hilflos auf allen vieren. Sie war augenscheinlich wütend und schien mit ihrer sonst unerschöpflichen Geduld nun doch ziemlich am Ende zu sein. Vorsichtig zog sich Richter zurück und überließ es Maria, mit dieser Situation fertig zu werden.

    Berger rieb sich mit einem Handtuch die Haare trocken, dann nahm er an seinem Schreibtisch Platz, nahm eine Zigarre und setzte sie genußvoll in Brand. Die letzte Kiste, und auch darin nur noch ein Dutzend. Er inhalierte das köstliche Aroma der Brasil und begann mit der täglichen Eintragung in sein privates Tagebuch.
    ...sind wir nach meiner Schätzung etwa hundert Meilen west lich der Galway Bay von Irland und machen ausgezeichnete Fahrt, vor allem, weil ich es mir zum Prinzip gemacht habe, auch bei Schlechtwetter möglichst viel Leinwand zu setzen. Eine negative Folge davon ist, daß wir Unmengen von Wasser übernehmen, was die Lage sowohl für die Besatzung als auch für die Passagiere ziemlich schwierig macht. Das Oberlicht ist schon wieder kaputt, so daß ununterbrochen Wasser in den Salon schlägt. Die Nonnen beten bei diesem Wetter pausenlos, obwohl es mir immer noch unmöglich ist, zu entscheiden, ob sie den Herrgott bitten, sie zu sich zu nehmen, oder sie für die Erde zu retten...

    Es klopfte. Die Tür ging auf, und Helmut Richter kam herein. Berger legte den Füllhalter hin. »Wie war's denn unten?« »Es stinkt, aber es ist alles in Ordnung, Käpt'n. Wir haben zwei Stunden gelenzt, bevor ich runterging, und das Wasser stand immer noch dreißig Zentimeter hoch. Aber wenn man bedenkt, was für ein Wetter herrscht und wieviel Wasser wir überneh men, scheint mir das nicht allzu schlimm.«
    »Gut«, antwortete Berger. »Sehr gut. Ich habe das bestimmte Gefühl, daß wir von jetzt an nur

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