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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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das Zimmer. Hinter ihnen schloß sich die Tür.
    »Zum Teufel mit dir, Paul Gericke!« flüsterte Janet, die immer noch in den Regen hinausstarrte. »Ich wollte, ich hätte dich nie gesehen.«

    Die drei Männer gingen, Gericke in der Mitte, die kopfsteinge pflasterte Hauptstraße hinab.
    Wegen des starken Regens blieben die meisten Leute im Haus, nur hier und da stand eine neugierige Frau vor der Tür, und zwei Jungens liefen ihnen nach, bis Murdoch sie ärgerlich da vonjagte. Die alte Polizeistation lag am unteren Ende der Hauptstraße , mit einer schönen Aussicht auf den Hafen; sie war , wie alle Häuser von Mary's Town , aus wuchtigen Granit quadern erbaut und hob sich nur durch die vergitterten Fenster von den anderen Gebäuden ab. Reeve wollte die alte, mit Ei senbändern verstärkte Eichentür öffnen, doch sie gab nicht nach. Murdoch hämmerte mit der Stiefelspitze dagegen. »Lachlan , was ist? Schläfst du da drin?«
    Jetzt hörte man, daß schwere Riegel zurückgezogen wurden , dann spähte Lachlan MacBrayne durch den Spalt. Er hatte sei ne Tarnjacke abgelegt , trug jedoch volle Uniform , die Feldblu se am Hals offen. »Abschließen kannst du , wenn er drin ist«, sagte Murdoch grimmig . In der Ecke stand ein uralter Schreib tisch mit Stuhl; ansonsten gab es hier kaum Möbel , und in dem winzigen Kamin glühte nur ein kleines Torffeuer.
    Lachlan griff nach seinem Gewehr , das er sich über die Schul ter hängte; sodann holte er einen dicken Schlüsselbund von einem Nagel an der Wand. »Wollen wir ihn jetzt gleich ein sperren, Admiral?« »Je eher , desto besser« , entgegnete Reeve.
    Sie stiegen eine Treppe hinab und kamen in einen engen Gang mit je drei Zellen zu beiden Seiten , jede mit einem Eisengitter davor. Reeve löste Gerickes Handschellen und schob ihn in eine hinein. Die Zelle enthielt eine eiserne Bettstelle , drei Mili tärdecken und einen Eimer. Lachlan schloß das Gitter und ver riegelte es.
    »Das war's.« Reeve reichte Gericke ein Päckchen Zigaretten, eine Schachtel Streichhölzer und eine Zeitung durchs Gitter . »Damit Sie was zu lesen haben . Drei Tage alt, aber Sie werden feststellen , daß ihr immer noch den Krieg verliert.«
    Murdoch zog eine kleine Flasche aus der Tasche. »Ich fürchte , hier unten wird's mit der Zeit ein bißchen kalt.«
    »Eine Fülle von seltenen Schätzen , in der Tat.«
    Gericke schlug die Hacken zusammen. »Gentlemen - ich danke Ihnen.«
    Reeve mußte lachen; sie kehrten alle drei ins Büro zurück und ließen Gericke allein. Er trat an das vergitterte Fenster, schaute auf den Hafen hinaus , dann hockte er sich auf die Pritschen kante , schraubte Murdochs Flasche auf und probierte ihren Inhalt, der ihm fast die Speiseröhre verbrannte und dann im Magen zu explodieren schien. Gericke mußte nach Luft schnappen. »Allmächtiger!« sagte er laut, erstarrte aber augen blicklich, weil er draußen im Gang Schritte hörte. Vor seiner Zelle erschien Lachlan, das Gewehr noch über der linken Schulter. Ungeschickt nahm er es herunter. Er stand da, die Schußwaffe in beiden Händen, und starrte Gericke unverwandt an. Gericke erhob sich, langsam, alle Muskeln des Körpers gespannt. So gelassen wie möglich holte er die Zigaretten her vor, die Reeve ihm gegeben hatte, und schob sich eine in den Mund.
    »Rauchen Sie?« Er kam ans Gitter und reichte das Päckchen Zigaretten hindurch .
    Der junge Fallschirmjäger schüttelte den Kopf, und als er dann sprach, war seine Stimme heiser. »Die Mauser, die Sie hatten, die war doch geladen . Ich hab' sie selber später leer gemacht . Da hab' ich's ganz genau gesehen.« »Das stimmt.«
    »Sie hätten sie also erschießen können. Warum haben Sie's nicht getan?«
    »Hätte ich das?« fragte Gericke sehr freundlich zurück. »Glau ben Sie wirklich, ich hätte das tun können?«
    Lachlan seufzte , entspannte sich plötzlich und stützte den Ge wehrkolben auf den Boden. »Nein , wahrscheinlich nicht.« Er wollte gehen , blieb aber noch einmal stehen. »Ich mache mir gleich einen Tee. Möchten Sie auch einen?« »Ich wüßte nicht , was mir lieber wäre.«
    Sehr, sehr langsam sagte Lachlan: »Ich dachte , daß ich Sie er schießen könnte. Wegen meinem Vater. Ich hatte es mir genau überlegt. Aber als es dann soweit war , konnte ich es doch nicht.«
    »Ich weiß« , sagte Gericke.
    Lachlan ging den Gang hinunter. Langsam ließ Gericke sich auf die Pritsche sinken, und als er ein Streichholz anriß, um seine Zigarette in Brand zu setzen,

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