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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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mer noch nicht ganz pensioniert.«

    11

    Schonerbark DEUTSCHLAND, 23. September 1944. Zweite Eintragung. Schwester Angela und Herr Prager sprachen mit mir über ein Problem, das kürzlich aufgetaucht ist: Da es wegen der gegenwärtigen Wetterbedingun gen in der Kombüse kein Feuer mehr gibt, fällt warmes Essen aus , und die Moral von Besatzung und Passagieren ist erheblich gesunken. Schwester Angela brachte ein Argument vor, gegen das ich keinen Einspruch erheben konnte: Meine eigene Kajüte sei dank ihrer Lage der trockenste Raum des ganzen Schiffes, daher müsse ich ihr erlauben, einen tragbaren Ölofen her einzustellen und hier zu kochen. Heute 225 Meilen.

    Es war sehr still in dem kleinen Herrenzimmer. Gericke saß mit auf dem Rücken gefesselten Händen auf einem Stuhl. Mur doch hockte auf dem Fensterbrett und stopfte bedächtig seine Pfeife.
    »Dieses Haus«, begann Gericke, »ist wirklich äußerst ein drucksvoll. Wem gehört es?«
    »Mrs. Sinclair. Ihr gehört die ganze Insel. Sie ist der Feudal herr hier, das, was wir als „Laird" bezeichnen. Außerdem ist sie der Amtmann, Leichenbeschauer und Hafenmeister in einer Person.« »Eine bemerkenswerte Frau.«
    »Wie Sie gleich persönlich feststellen werden. In gewissem Sinn ist sie für Sie verantwortlich, weil sie hier der einzige Vertreter des Gesetzes ist. Ihr Mann ist neunzehnhundertein undvierzig mit der Prince of Wales im Pazifik untergegangen.« »Aha«, sagte Gericke. »Dann kann ich mir vorstellen, daß ich hier nicht gerade beliebt sein werde.«
    »Wir sind keine Barbaren, Commander. Während der vergan genen zwei Wochen haben wir acht Ihrer Kameraden beerdigt, alle von einem U-Boot, das am neunten dieses Monats in dieser Gegend versenkt wurde, und alle bei uns an den Strand gespült. Ich habe selbst die Andacht gehalten , und an der Beerdigung haben fast alle Leute auf dieser Insel teilgenommen.« Eine Weile herrschte Schweigen. Dann sagte Gericke , zum erstenmal um Worte verlegen: »Ich danke Ihnen. Ich danke Ihnen im Namen meiner Kameraden, Sir.«
    Die Tür ging auf; Reeve kam herein. Er trug immer noch die Seemannsjacke, und sein Gesicht war regennaß. »Ich habe mich mit Captain Murray in Mallaig in Verbindung gesetzt. Er wünscht, daß wir unter keinen Umständen den Versuch unter nehmen, Sie in einem anderen als einem offiziellen Boot aufs Festland zurückzubringen. Lieutenant Jago ist im Moment un terwegs nach Stornoway. Er wird per Funkspruch angewiesen, Sie morgen irgendwann hier abzuholen.«
    »Also noch ein Tag Gnadenfrist, bevor die Tür endgültig ins Schloß fällt.«
    »Und jetzt«, sagte Reeve, »wünscht Mrs. Sinclair Sie zu se hen.« Er nickte dem alten Murloch zu. Macleod verließ als erster das Zimmer, Gericke folgte ihm, und der Admiral bildete den Schluß. Sie gingen einen Gang entlang, kamen durch eine weite Halle mit Steinfußboden und machten vor einer mit grü nem Filz bespannten Tür halt. Reeve öffnete und winkte Gerik ke, einzutreten.
    Es war ein hübsches Zimmer mit zwei riesigen Bücherwänden und großen Fenstertüren, die Ausblick auf einen Garten boten. Vor dem Kaminfeuer standen Janet und Jean.
    Beide drehten sich um, als die Männer kamen. Gericke blieb stehen und machte eine knappe Verbeugung. »Ladies.« »Korvettenkapitän Paul Gericke«, stellte Reeve vor. »Mrs. Sin clair.« Sie war hübsch, trug einen Shetlandpullover, feste Halb schuhe und einen Kilt, der vermutlich Farben und Muster ihres Clans hatte. Ihr Haar war mit einer blauen Samtschleife zu
    rückgebunden.
    Mit ruhigem Blick musterte sie ihn. Dann sprach sie ihn sehr formell an. »Ich weiß nicht, ob Admiral Reeve Sie schon unter richtet hat, Commander, aber ich bin hier Amtmann und daher gesetzlich für Sie verantwortlich.« »Ja, das ist mir mitgeteilt worden.«
    »Wir haben auf der Insel keinen Polizisten, aber die alte Poli
zeistation existiert noch, und gelegentlich muß ich eine der
Zellen belegen.«
»Ich verstehe.«
    »Sie werden dort eingeschlossen werden, bis Lieutenant Jago morgen kommt und Sie in Gewahrsam nimmt. Außerdem wer den Sie natürlich bewacht.«
    Weiter gab es eigentlich nichts zu sagen. Janet war ans Fenster getreten und blickte hinaus. Reeve berührte Gerickes Arm. »Gehen wir, Commander. Murdoch und ich werden Sie rüber bringen.« Gericke zögerte und warf einen kurzen Blick zu Ja net hinüber. Aber sie drehte sich nicht um. Noch eine knappe Verbeugung, dann machte er kehrt und verließ, von Reeve und Murdoch gefolgt,

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