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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Konteradmiral!« Gericke salutierte stramm. »Vielen Dank für Ihre Begleitung an diesem wunderschönen Abend.« Reeve zögerte. Sekundenlang schien es, als wolle er etwas sa gen. Statt dessen erwiderte er den Gruß höflich und ging da von, ins Büro hinauf. Lachlan folgte.
    Die Tür oben wurde geschlossen. Gericke blieb, die Hände an den Gitterstäben, einen Moment stehen und lauschte. Dann trat er ans Fenster. Das Mauerwerk der Fensterbank war rissig, der Zement, in den die Gitterstäbe eingelassen waren, alt und brök kelig. Er hob seine Matratze an, entfernte eine der Sprungfe dern aus der eisernen Bettstelle und begann den Zement mit dem gebogenen Ende zu bearbeiten.
    Auf dem Gang draußen erklangen Schritte. Hastig setzte er sich hin, als auch schon Lachlan vor der Zelle erschien: Gewehr über der Schulter, einen Schlaf sack unter dem Arm. »Was soll denn das?« fragte Gericke verwundert. Der junge Soldat stellte eine Thermosflasche auf den Boden, entrollte den Schlafsack, schlüpfte hinein und zog den Reißverschluß zu. Dann setzte er sich mit dem Rücken an die gegenüberliegende Wand, das Gewehr griffbereit auf den Knien.
    »Ich möchte Sie nur nicht aus den Augen lassen, Commander. Admiral Reeve meinte, Sie würden sicher besser schlafen, wenn Sie wüßten, daß ich bei Ihnen bin.«
    Gericke lächelte. »Wissen Sie was, Lachlan? Ich glaube, der Admiral hat recht damit.«
    Er legte sich auf seine Pritsche, zog die Decken bis ans Kinn und war fast augenblicklich eingeschlafen.

    12

    Schonerbark DEUTSCHLAND, 24. September 1944. 56° nördl. Breite 9° 51' westl. Länge. 110'Meilen südwestlich der Äußeren Hebriden. Anfangs so still, wie ich es in diesen Gewässern noch nie erlebt habe. Kurz nach Mit ternacht kreuzte ein Schiff unseren Weg, wir hörten die Maschinen und sahen ein Licht, vermutlich eine Nachlässigkeit der Besatzung. Während der Mittelwache begann es wieder zu regnen, und der Wind frischte be trächtlich auf. Um vier Glasen der Morgenwache hielt Schwester Angela , da heute Sonntag ist , trotz des unfreundlichen Wetters ihre Frühandacht an Deck.

    Die Deutschland m achte bei voller Besegelung zwölf Knoten. Auf dem Wasser bildeten sich allmählich weiße Schaumkro nen. Von Südwest wurde Regen herübergetrieben, dennoch stand Schwester Angela an der Achterdeckreling neben Berger und sprach zu den Nonnen und dem Dutzend Besatzungsmit gliedern, die fromm genug waren, um bei diesem Wetter frei willig an Deck zu kommen. Klar tönte ihre Stimme durch die feuchte Luft.

    »... und gebe , gnädiger Herrgott und Vater, daß wir von nun an ein gutes, gerechtes und vernünftiges Leben führen, zum Lobe Deines geheiligten Namens.«

    Eine kurze Zeit herrschte Stille, während sie mit geschlossenen Augen und gefalteten Händen betete. Dann bekreuzigte sie sich und sagte: »Zum Schluß werden wir ein Kirchenlied singen, das besonders für die Menschen auf See Gültigkeit hat, und das Sie sicher alle kennen. „Mein Heiland, Dir vertrauen wir, mein Steuermann bist Du.. ." « Maria und die anderen Nonnen fielen in die Melodie ein, und auch Richter, der hinter ihr stand, sang mit, während die übrigen Besatzungsmitglieder nur zögernd einstimmten. Es war ein Lied aus rauhen Kehlen. Einmal dreh te sich Schwester Angela um und warf Kapitän Berger und Leutnant Sturm einen kurzen Blick zu. Und auch der Kapitän begann zu singen.
    ».. .durch Sturm und Wellen führst Du uns dem sichern Hafen zu.« Nach und nach verstummten die Singenden, und dann hörte man oben am Himmel ein tiefes Dröhnen. Erschrocken drehte sich Berger um: Aus Südost kam in höchstens einhun dertfünfzig Fuß Höhe ein schwarzes Flugzeug auf sie zu. O Go tt , jetzt ist e s aus! Dies ist nun wirklich für uns das Ende! dachte er, packte Schwester Angela und riß sie neben sich zu Boden. Auf dem Deck unten herrschte totales Chaos, als die Besatzung sich so gut wie möglich in Deckung warf. Schwester Regina schrie durchdringend. Aber Sturm, der neben Berger hockte , rief auf einmal voll Erregung: »Sehen Sie doch , Käpt'n! Das ist einer von uns!«
    Ganz kurz nur konnte Berger einen Blick auf die Junkers wer fen , die tief über die Deutschland hinwegbrauste , aber er sah deutlich die schwarzweißen Kreuze unter den Flügeln und das Hakenkreuz am Heckleitwerk. Dann schwenkte sie nach Back bord ab und zog in steiler Kurve hoch. Auf dem Deck unten stürzten die Männer jubelnd an die Reling , zwei oder drei klet terten sogar in die Wanten.

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