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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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»Das wird es nicht , mein lieber Freund. Und zwar aus dem guten und durchaus triftigen Grund, daß die Nachricht gar nicht bekanntgegeben werden wird. Für einen so intelligenten Mann, Horst, können Sie zuweilen entnervend kurzsichtig sein. Sie haben Ihren Funkkontakt mit der Deutschland doch auf ein Minimum beschränkt, nicht wahr? Und einen improvisierten Code benutzt?«
    »Warum? Für den Fall, daß jemand mithörte und Kenntnis von ihrem Standort erhielt.«
    »Genau. Die britische Navy, Horst, kann kaum mehr als ein flüchtiges Interesse an einem alten, klapprigen Segelschiff ha ben, das versucht , von Brasilien aus Kiel zu erreichen - vor allem , weil niemand ihm die geringste Chance eingeräumt hät te , auch nur die Hälfte der Strecke hinter sich zu bringen.« »Na und?«
    »Jetzt hat sich die Situation grundlegend verändert. Unsere Freunde auf der anderen Seite des Kanals wissen den Wert der richtigen Propaganda ebenso zu schätzen wie wir. Wenn sie auch nur argwöhnen , die Deutschland könnte sich in jenem Seegebiet und so nahe der Heimat befinden , werden sie alles tun , werden sie jedes Schiff , über das sie in diesen Gewässern verfügen , zum Einsatz bringen, um sie an der Weiterfahrt zu hindern.«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen. Dann sagte Altrogge: »Sie sehen also, Horst, daß niemand davon erfahren darf. Jede Veröffentlichung in diesem Stadium wäre für das Schiff ein Todesurteil.« Necker nickte langsam; er fühlte sich auf einmal sehr müde und ließ sich in einen Sessel sinken.
    »Wir müssen die Deutschland sich selbst überlassen, Horst«,
fuhr Maier fort. »Verstehen Sie das? Wir können für sie beten,
aber das ist auch alles.«
»Jawohl, Herr Oberst.«
    »Und Sie sind im Unrecht, Horst. Sie durften Ihren Aufklä rungsflug nicht unterbrechen. Sie hätten noch mindestens an derthalb Stunden in dem Gebiet da draußen bleiben können. Vielleicht hätten Sie den Halifax-Konvoi gesichtet.« Necker nickte abgespannt , und Maier legte ihm die Hand auf die Schulter. »Wir machen alle mal einen Fehler, aber Fehler dieser Art sind nur ein einziges Mal gestattet. Verstanden?« »Jawohl, Herr Oberst.«
    »Gut. Dann gehen Sie jetzt erst mal was essen, und anschlie ßend legen
    sie sich schlafen, Horst. Schlafen Sie sich gründlich aus. Ir gendwann innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden werden Sie wieder starten müssen.« Necker stand auf. »Dasselbe Zielgebiet?«
    »Dasselbe Zielgebiet.« Maier nickte. »Aber diesmal der Halifax-Konvoi.«
    Necker ging mit knallenden Absätzen hinaus. Hinter ihm fiel die Tür ins Schloß. Eine Zeitlang herrschte Stille, dann stieß Maier einen tiefen Seufzer aus. »Es ist komisch, Hans«, sagte er zu Altrogge, »und ich werde selbstverständlich stur abstrei ten, jemals so was gesagt zu haben.« »Was denn, Herr Oberst?«
    »Ich habe das beunruhigende Gefühl, daß ich an seiner Stelle genauso gehandelt hätte.«

    In Stornoway hatte der auffrischende Wind den Nebel vertrie ben. Statt dessen peitschte von See starker Regen herein, als Jago von der Brücke stieg und nach achtern ging. An der offe nen Luke ließ er sich auf ein Knie nieder und spähte in den engen Maschinenraum. »Na, wie geht's da unten?«
    Jansen hockte neben Astor und Chaney. »Eine Stunde noch, Sir.« »Werdet ihr's auch ganz sicher schaffen?«
    Astor sah leicht gekränkt zu ihm hinauf. »Ich und Chaney und dieser Limey-Offizier von der RAF-Werkstatt, wir haben die Ersatzteile selbst angefertigt. Reines Messing. Die Maschine wird so gut wie neu, Lieutenant.«
    Jansen kam die Leiter herauf. »Er hat recht, Sir. Die Leute ha ben erstklassige Arbeit geleistet.«
    »Gut.« Jago stieg wieder auf die Brücke. »Melden Sie Mallaig, daß wir in einer Stunde auslaufen.« Er warf einen Blick auf seine Uhr.
    »Dann hätten wir Murrays Termin um zehn bis fünfzehn Minu ten überschritten. Ich werde natürlich pünktliches Auslaufen bestätigen.« Er stieß die Tür auf, ging hinein und setzte sich an den Kartentisch. Jansen zögerte. »Das Barometer ist innerhalb der letzten Stunde ein ganzes Stück gefallen, Lieutenant.« »Und?«
    »Die allgemeine Wettervorhersage, Sir, um es gelinde auszu drücken , stinkt zum Himmel.«
    Jago lachte. »Sie wollen der Mann sein , der einmal allein in einem Boot den Atlantik überquert hat?«
    »Die See , Lieutenant , hat fast mein ganzes Leben lang ein in neres Bedürfnis bei mir gestillt« , antwortete Jansen ernst. »Wir haben ein besonderes Verhältnis

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