Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
Konversation fort.
    Man durfte ihre Bemerkung jedoch nicht allzu ernst nehmen, denn in ihren Augen tanzten Fünkchen, und sie konnte das La chen kaum unterdrücken.
    »Ich würde die Ausstattung Ihrer Polizeistation eher adäquat als bequem nennen«, erwiderte er glatt.
    Reeve brach in lautes Lachen aus. »Also, das gefällt mir!« Er ergriff Gerickes Arm. »Kommen Sie, sollen die beiden Mäd chen weiter gackern. Sie müssen mir jetzt erst mal von Fal mouth erzählen.« Er ging mit Gericke ans Fenster hinüber, und die beiden steckten die Köpfe zusammen.
    »Er sieht fabelhaft aus, nicht wahr?« fragte Jean. »Welcher von beiden?« entgegnete Janet.
    Die Ältere lächelte. »Schon verstanden. Aber du weißt ja, was
    ich meine.«
    Janet nickte. »Er ist ganz anders als die anderen Männer, die ich kenne. Es ist irgend etwas an ihm, das ich nicht definieren kann. Ich hatte nie richtig Zeit für Männer, Jean. Ich meine, für eine wirklich echte Beziehung. Medizinstudium, dann der Krieg. Fast immer nur Arbeit und Schlaf, und dazwischen, wenn's mal wieder nötig war, eine flüchtige Affäre.« »Und Gericke?« »Vor dem habe ich ein bißchen Angst.« »Ich verstehe.«
    »Es ist hauptsächlich in seinen Augen«, versuchte Janet zu erklären. »Oder vielmehr, es ist nicht da. Ist dir das aufgefal len? Man kann überhaupt nichts in ihnen lesen; er verrät sich keinen Augenblick. Eigentlich wirkt er wie ein Mensch, der vom Leben Abstand gewonnen hat; dieses ewige ironische Lä cheln mag ein Zeichen dafür sein, daß er alles eher für einen schlechten Scherz hält. Ein brillanter Offizier, ein genialer Seemann; das beweisen allein schon seine Auszeichnungen. Und, wie alle diese Männer, absolut unberechenbar. Für ihn gelten keine Vorschriften.«
    Draußen ertönte ein Gong, an der offenen Tür erschien Mary. »Es ist angerichtet, Madam.«
    Jean stand auf. »Darf ich bitten, meine Herren?«
    Sie selbst ging mit Reeve voran , Janet folgte mit Gericke, der junge Lachlan bildete den Schluß.

    Das Essen, in einem Speisezimmer von hochherrschaftlichen Ausmaßen serviert, hielt alles, was Jean versprochen hatte. An einem Ende des Raums gab es den größten Kamin, den Gericke je gesehen hatte, mit drei wuchtigen, hell lodernden Holzklo ben. Darüber hingen» zwei zerfetzte Kriegsfahnen.
    Von den Steinwänden blickten die Köpfe erlegter Tiere herab: praktisch alles, was es gibt, vom Leoparden bis zur Gazelle; dazwischen prunkten eine herrliche mittelalterliche Ritterrü stung, Hellebarden, Tartschen, gekreuzte Zweihänder und alle möglichen Ausführungen von Musketen.
    »Außerordentlich!« sagte Gericke bewundernd. »Sie haben ein höchst bemerkenswertes Haus, Mrs. Sinclair.«
    »Das ist uns bekannt«, antwortete Janet. »Metro-GoldwynMayer. Wir warten nur noch auf Errol Flynn, der sich im Kilt, Schwert in der Hand, von der Galerie da drüben zu uns herun terschwingt.«
    Jean Sinclair lachte. »Was sie sagt, ist gar nicht so falsch, Commander. Dieses Haus ist wirklich eine grauenhafte Imitati on. Viktorianische Gotik. Verantwortlich dafür war Fergus Sinclair, einer meiner verehrten Vorfahren.«
    »Stammen die Jagdtrophäen auch aus der Zeit?« fragte Gericke neugierig.
    »Nein, die stammen von meinem Großvater. Er hat auf der ganzen Welt gejagt. Er gehörte zu den Männern, die lieber ir gendwas als gar nichts schießen. Während der Jagdsaison hat er mich schon unbedingt mitnehmen wollen, als ich noch ein kleines Mädchen war. Das waren Pirschgänge !«
    »Kann ich mir vorstellen«, bemerkte Janet anzüglich. »Aller dings, und ich habe sehr viel dabei gelernt. Daß man Geduld haben muß. Daß man sich nie mit dem Wind anpirschen darf, nicht mal in einer Entfernung von tausend Metern. Und daß man immer tief halten muß, wenn man auf Wild schießt, das bergabwärts unter einem steht.« »Interessant«, sagte Gericke. »Das muß ich mir merken.« »Vielleicht auch, daß man im Zickzack laufen soll, wenn man auf der Flucht ist?« fragte Reeve.
    Er war eben damit beschäftigt, die dritte Flasche Champagner zu öffnen, und hatte Schwierigkeiten mit dem Korken, mußte den kranken Arm auf den Tisch stützen. In seinem Ton lag eine Andeutung von Aggression, die bisher nicht dagewesen war. Auch Janet lächelte jetzt nicht mehr. Jean kam um den Tisch herum und griff hilfsbereit nach der Flasche. »Warte, Carey, laß mich das machen. Diese Korken haben ihre Tücken.« »Danke, ich kann's allein.« Er wollte ihr die Flasche wegneh men,

Weitere Kostenlose Bücher