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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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sie rutschte ihm aus der gesunden Hand und zerschellte auf dem Fußboden. »Nun seht euch das an!« sagte er bitter.
    »Macht nichts, Carey.« Mit einer Serviette tupfte ihm Jean die Uniform ab, die ein paar Spritzer abgekriegt hatte.
    »Das war ein sehr guter Jahrgang«, sagte Reeve langsam. Se kundenlang legte er die Hand über die Augen, dann wandte er sich an Janet und Gericke. »Ich muß mich entschuldigen. In letzter Zeit bin ich leider ein bißchen nervös.«
    Jean klopfte ihm auf die Schulter. »Kaffee, Herrschaften.« Sie nickte Janet zu, Janet sah Gericke an, dann schob sie ihren Stuhl zurück. Den schweigsamen Lachlan im Schlepp , kehrten sie in den Salon zurück.
    »Geht's ihm irgendwie nicht gut?« erkundigte sich Gericke. Janet nahm sich eine Zigarette aus dem Kasten auf dem Tisch, und er gab ihr Feuer. »Sie haben doch sicher seinen Arm gese hen, und das Auge. Das hat er sich am Invasionstag geholt, als er sich in das dickste Getümmel stürzte, obwohl er da eigent lich nichts zu suchen hatte. Das ist das Problem seines Lebens. Seither bemüht er sich, wieder aktiv mitmachen zu dürfen.« »Den Typ kenne ich zur Genüge. Seine letzten Worte werden wahrscheinlich lauten: Mir nach, Männer!«
    Janet schüttelte den Kopf. »Der einzige Posten, den man ihm anbietet, und auch das nur, nachdem wir alle Hebel in Bewe gung gesetzt haben, ist ein Schreibtischjob. Deswegen bin ich ja nur hergekommen.« »Will er ihn nicht?«
    »Er hat nichts«, entgegnete sie. »In seinen Augen hat er gar nichts.«
    »Ist eine schöne Frau denn gar nichts?« »Für manche Männer schon.«
    »Aber bestimmt nicht für alle.«
    Sie wußte nicht, was sie sagen sollte; ratlos hob sie die Hand an den Hals, dann drehte sie sich hastig um, setzte sich an den Flügel und klappte ihn auf.
    »Aber kann man so was überhaupt ernst nehmen? Der Krieg übt eine seltsame Wirkung auf die Menschen aus, treibt sie dazu, Dinge zu tun, die sie sonst bestimmt nicht tun würden.« »Oder dazu, endlich einmal ehrlich zu sein. Ah, ein Bechstein, wie ich sehe. Nur das Allerbeste, wie? Ich wußte gar nicht, daß Sie spielen.«
    »Ein nützliches Nebenprodukt einer kostspieligen Erziehung. Aber wenn Ihnen der Sinn nach Beethoven steht, sind Sie bei mir an der falschen Adresse.« Sie spielte A Nightingale Sang in Berkely Square, und Gericke stützte sich, aufmerksam zuse hend und -hörend, auf den Flügel. »Sie spielen gut.« Der Wolfshund kam von seinem Platz vor dem Kamin herüber und legte sich neben Janets Füße. »Ja, leider . Ist das nicht langweilig? Sogar Rory ist Ihrer Meinung.«
    In diesem Moment erschien Reeve und Jean Sinclair. Der Ad miral wirkte wesentlich munterer und kam sofort zum Flügel herüber. »Oh, das weckt Erinnerungen! Wie war's mit Moon light in Vermont?« Gewandt ging sie auf die neue Melodie über, während Reeve mit Jean, die den Kaffee einschenkte, vor dem Kamin Platz nahm. Die beiden steckten die Köpfe zu sammen und unterhielten sich gedämpft. »Gibt Ihnen das nicht das Gefühl, daß die Welt doch gar nicht so schlecht ist, wie man meint?« fragte Janet.
    »Neidisch«, widersprach Gericke flüsternd. »Es macht mich neidisch.« Sie wechselte über zu Lili Marlen. »Ist das besser?« »Nein, im Gegenteil. Es erinnert mich zu sehr daran, daß wir den Krieg verlieren. Kennen Sie A Poggy Day in London Town ? Das war eine Zeitlang bei der Luftwaffe sehr beliebt.« Sie zögerte, weil sie an jene Nacht mit Harry Jago am Em
    bankment dachte. »Nein, das kann ich leider nicht.«
    Reeve hatte Jean Sinclairs Hand ergriffen. Die beiden waren ganz miteinander beschäftigt. Janet klappte den Flügel zu und erhob sich. »Ich glaube, ich brauche jetzt frische Luft. Würden Sie mir bitte meinen Schal holen?«
    Der Schal hing über einer Stuhllehne. Gericke holte ihn und legte ihn ihr um die Schultern. »Wir gehen einen Moment auf die Terrasse und sehen uns den Abend an«, rief sie laut und sah Gericke lächelnd an. »Das ist ein guter, alter schottischer Brauch. Kommen Sie mit, Lachlan?« Reeve sah kurz zu ihnen herüber. »Ja, gut.« Er wandte sich wieder Jean Sinclair zu. »Sehen Sie«, sagte Gericke, »daß eine gute Frau tatsächlich Wunder wirken kann?«
    »In diesem Fall ist es zweifellos ein Wunder«, gab Janet zu rück . »Das heißt, eigentlich sogar noch mehr.«
    Sie öffnete die Fenstertüren und trat auf die Terrasse hinaus. Der Himmel war tiefdunkel geworden, am Horizont nur mit orangefarbenem Glühen gestreift, so daß die

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