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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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verlo ren.« Sekundenlang stützte er sich schwer auf die Schreibtisch platte , dann ging er mit der Vorsicht eines Betrunkenen um den Tisch herum, während der Boden schon wieder schwankte. Müde ließ er sich in den Sessel fallen. »Das tut mir leid«, sagte Otto Prager. »Wem nicht?«
    Berger zog die oberste Schublade auf, nahm das Logbuch her aus und griff nach dem Füllhalter.

    .. .fünf Glasen der Morgenwache. Wetterbedingungen mehr als schlecht. Wir haben die Besegelung unter größten Schwierig keiten auf das Groß-Untermarssegel und das Sturm-Stagsegel reduziert. Die Bedingungen waren furchtbar. Um vier Glasen brachen zwei riesige Seen über das Schiff herein. Die Deutsch land konnte die erste ausreifen, doch als sie auf der anderen Seite im Wellental war, schlug schon die zweite Wo ge zu. S ie reichte bis zur halben Höhe des Fockmastes. Zu diesem Zeit punkt waren auf meinen Befehl acht Mann in der Takelung, darunter der Elektrikermaat Hans Bergmann, der über Bord gespült wurde.

    »Nachdem er so weit gekommen war«, sagte Berger bitter. »Armer Kerl. Dieser ganze weite Weg - umsonst.« »Sie brauchen Schlaf, Erich.«
    »Da haben Sie recht«, antwortete Berger. »Wecken Sie mich in einer halben Stunde.«
    Er legte den Kopf auf die Arme und schloß die Augen. Prager blieb sitzen und beobachtete ihn, während das Licht der wild schaukelnden Öllampe im Raum hin und her zuckte und sich draußen die tausend Stimmen des Orkans zu einem jaulenden Heulen steigerten.
    »Es ist die See, Otto«, sagte Berger leise, ohne die Augen zu öffnen. »Ich glaube fast, sie kommt uns jetzt holen.«

    Unten im Salon saßen die Nonnen mit gebeugten Köpfen und zusammengelegten Händen um den Tisch. Durch das Oberlicht tropfte Wasser herein, vorerst aber hielten die Schalbretter noch. Und auch hier, wie überall auf dem Schiff, fand man keinen trockenen Fleck, denn ständig schoß Wasser den Nie dergang herab und schwappte durch alle Kabinen. Schwester Angela betete mit fester, sicherer Stimme: »O Gott im Himmel , der Du die tobende See zu glätten vermagst , erhöre unser Fle hen und rette uns , auf daß wir nicht verderben müssen...« Die Tür oben am Niedergang ging auf , und Richter kam die Stufen herabgepoltert. Er setzte eine große Blechkanne auf den Tisch. Seine Mütze war klatschnaß , aus seinem Bart und dem Ölzeug
    troff Wasser. Heftig atmend stand er da.
    »Empfehlung vom Käpt'n , Schwester. Heißer Kaffee. Eben auf dem Ölofen in seiner Kajüte gekocht.«
    »Richten Sie Kapitän Berger meinen Dank aus. Wie ist die Lage?«
    »Schlecht« , antwortete Richter ehrlich. »Wir haben wieder
einen Mann verloren. Den jungen Bergmann.«
»Wir werden für ihn beten.«
»Tun Sie das , Schwester.«
    Er machte kehrt und stieg den Niedergang wieder hinauf. »Las set uns beten , Schwestern , für die Seele des Hans Bergmann, auf daß er Frieden finden möge.«
    Maria, die am anderen Ende des Tisches saß, sprang plötzlich auf und hastete, ehe noch jemand sie zurückhalten konnte, so schnell sie nur konnte den Niedergang hinauf .
    An Deck bot sich ihr ein atemberaubendes Bild. Obwohl der Tag längst angebrochen war, herrschte Finsternis: Der Himmel war pechschwarz, dahinjagende Wolkenberge türmten sich, hier und da violett und rot verfärbt, als lasse jemand hinter der Dunkelheit riesige, grelle Feuer brennen. Ununterbrochen zuckten die Blitze, und der Wind, der ihr ins Gesicht peitschte, heulte wie ein tollwütiger Hund.
    Jedermann an Deck hatte alle Hände voll zu tun, und so wurde Maria von keinem bemerkt. Sturm stand mit Winzer und Kluth am Ruder, vier Mann arbeiteten an der Pumpe, alle durch Manntaue mit dem Großmast verbunden.
    Die See raste wie eine grüne Mauer über das Schiff und riß auf ihrem Weg alles mit. Maria klammerte sich an die Achterd ecksleiter. Die Deutschland schien sich ganz überzulegen, doch dann richtete sie sich wieder auf.
    Ohne die Manntaue wären die Männer an der Pumpe über Bord gegangen. Sie zappelten auf Deck wie Fische auf dem Trocke nen, und Richter, der in die Wanten geklettert war, sprang her ab, um ihnen zu helfen. Plötzlich ertönte hoch oben ein lauter Knall, der sich fast wie eine Explosion anhörte. Er hob den Kopf. Ein Segel hatte sich losgerissen. Es begann so wild im Sturm zu flattern, daß der ganze Mast bebte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Vorstenge wie ein Streichholz abknicken würde. Er lief zur Kombüse, riß eine Feueraxt von der Wand und sprang eilig in die

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