Feindfahrt
Zwillinge aller Zeiten sein. Francis Pattersons Alter kenne ich zwar nicht, aber...« »Wir sind im selben Jahr geboren.«
»Ach, hören Sie auf, Murdoch!« schimpfte Reeve. »Zwischen Ihnen und diesen alten Knackern ist doch ein himmelweiter Unterschied, und das wissen Sie selbst genau.«
»Die Morag ist ein gutes Boot. Wenn sie kentert, richtet sie sich von selbst wieder auf. Sogar wenn die Maschinenkam mern überflutet sind, laufen die Motoren weiter. Sie kennen die Morag, Admiral. Das ist jetzt nicht mehr so wie früher, als jun ge, kräftige Muskeln für die Riemen gebraucht wurden. Ha mish und die anderen haben ihr Leben lang in diesen Gewäs sern gefischt. Die verstehen ihre Sache. Und das genügt.« »Na schön, ich hoffe zu Gott, daß sie nicht auf die Probe ge stellt werden.«
Murdoch holte eine Flasche und zwei Gläser aus dem Schrank neben dem Kamin. »Hier, das wird Ihnen wieder Mark in die Knochen geben.«
Reeve schluckte; die Tränen traten ihm in die Augen, als das scharfe Zeug seinen Magen zum Explodieren brachte. »Ver dammt , Murdoch, das brennt einem ja die Kehle aus! Also: Sie brauchen acht Mann Besatzung für das Boot, da fehlen Ihnen jetzt noch drei. Was wollen Sie machen?« »Da ist noch der junge Lachlan.«
»Der sich die Seele aus dem Leib kotzt, wenn nur eine Brise das Wasser kräuselt? Das soll wohl ein Witz sein.« Unvermit telt traf eine Sturmbö das Hausdach, das ganze Gebäude bebte. Er schüttelte sich. »Das gefällt mir ganz und gar nicht. Bevor ich aufbrach, habe ich über Funk eine Sturmwarnung gehört. Vom Coastal Command. Im Laufe der nächsten Stunden or kanartige Winde aus Südwest.«
Murdoch runzelte die Stirn. »Hoffen wir, daß die sich irren.
Denn wenn das stimmt , wird es uns verdammt schwerfallen ,
das Boot hier zu Wasser zu bringen.«
»Meinen Sie?«
»Das meine ich nicht , Admiral , das weiß ich.«
Reeve langte nach seinem Ölzeug. »Ich muß zurück. Bei Ta gesanbruch werden wir sehen , ob wir die Stelle finden , wo die Leitung runtergekommen ist.«
»Und wenn man mich vorher braucht?« Murdoch holte sein eigenes Ölzeug vom Haken hinter der Tür. »Am besten komme ich gleich mit und höre , was sich in der Welt draußen tut.«
Um Viertel vor fünf erreichten sie Reeves Haus. Als sie das Wohnzimmer betraten , saß Jean mit Janet am Funkgerät. »Hallo , Carey« , begrüßte sie ihn. »Ich konnte nicht schlafen bei diesem Wind , darum wollte ich mal nachsehen, wie es euch beiden geht. Wartet, ich hole schnell den Tee.«
Sie ging in die Küche. Janet sagte: »Die Lage hat sich ver
schlechtert. Vor einer Stunde wurde das Boot von Stornoway zu einem Flottentanker gerufen, der vor Cape Wrath in Seenot ist. Zwanzig Minuten später das Boot von Barra.« »Und wohin?« »Irgendwo in den North Minch.«
»Dann sind wir auch bald dran, denke ich«, sagte Murdoch. Jean kam mit einem Tablett voll Teetassen zurück. »Nein, dan ke, Mrs. Sinclair - jetzt nicht. Erst muß ich noch ein paar Leute aufsuchen . Später komme ich dann wieder.«
Als er hinausging, fragte Janet: »Was hat er vor?«
»Er will nur Hamish Macdonald, die Sinclair-Zwillinge und ein paar andere Mitglieder des Pensionistenclubs aus den Betten holen - für den Fall, daß sie gebraucht werden«, antwortete Reeve. »Ist das dein Ernst? Das sind alte Männer!«
»Versuch das Murdoch mal klarzumachen.« Auf dem Tisch lagen weitere Meldungen; eine davon nahm er zur Hand. »Was ist denn das - ein neuer Wetterbericht?« »Von der Wetterwarte.«
Seegebiete Hebriden, Bailey, Malin, eine intensive Tiefdruck zone löst orkanartige Winde mit schweren Regen- und Grau pelschauern aus.
Kurz darauf kam eine Stimme über den Funk: »Mallaig ruft Sugar One auf Fhada. Mallaig ruft Sugar One auf Fhada.« Der Empfang war schlecht, atmosphärische Störungen knack ten und rauschten, Stimmen überlagerten sich. Reeve griff zum Mikrophon. »Hier Reeve. Empfange Sie Stärke fünf, Mallaig.« »Captain Murray für Sie, Admiral.«
Sekundenlang hörten sie nur Störgeräusche, dann meldete sich Murrays Stimme. »Hallo, Sir! Wie sieht's bei Ihnen aus?« »Schrecklich. Und wie steht's dort?«
»Totales Chaos. Zwei Leichter sind in diesem verdammten
Hafen gesunken, ein Neunhundert-Tonnen-Kümo mit einer Ladung Treibstoffässer hat sich von der Vertäuung losgerissen. Wir haben während der ganzen letzten Stunde versucht, Lieu tenant Jago zu erreichen: Routinekontrolle für alle NavyFahrzeuge. Leider ohne Erfolg. Wissen
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