Feindgebiet
verdient hatten. St. Clair und L’n halfen den beiden, die Ausschreitungen vom Dach des Nachtklubs aus zu überwachen. Das große Funkgerät, das sie in den Klub geschmuggelt hatten, empfing ununterbrochen Meldungen und Rückmeldungen ihrer Agenten, die von erfolgreichen Aktionen der Aufrührer berichteten. Heath war reif für die Invasion.
Als Mahoney schließlich die letzten Verteidigungslinien der Tahn durchbrach, hatte der Mob volle zwei Wochen gewütet. Sten und Alex erhielten die Nachricht gegen Mittag. Plötzlich wurden alle ihre Sendungen auf sämtlichen Frequenzen von Mahoneys Botschaft übertönt. Er und Sten hatten entschieden, dass jetzt keine Zeit mehr für verschlüsselte Botschaften blieb. Mahoney war der Meinung, dass eine kurze, laute planetenweite Übertragung Verschlüsselung genug sei.
»Wenn es erst soweit ist«, hatte er damals gesagt, »ist es mir völlig egal, wer alles erfährt, dass ich komme. Und wenn ich laut genug brülle, haben die Tahn ohnehin die Hosen so voll, dass sie sich keine Gedanken darüber machen, mit wem ich da eigentlich spreche. Sobald ich mich melde, sorgst du dafür, dass die Aktionen ausgeführt werden.«
»Wie sollen wir die Operation nennen?« hatte Sten gefragt.
»Ach, was weiß ich. Was hältst du von Operation ›Schwarze Katze‹?«
»Bringt das nicht Unglück?«
Mahoney hatte ihn wölfisch angegrinst. »Ich dachte mehr an ein totes Exemplar. Eins, das man über ein Grab schleift.«
Sten brauchte nicht zu fragen, an welches Grab Mahoney dabei dachte.
Sobald das Funkgerät verstummte, sprangen Sten und Alex wie benommen auf. Sie warteten einige quälend lange Sekunden. Dann kam die Nachricht durch. »Schwarze Katze durchführen. Wiederhole. Operation Schwarze Katze durchführen. Hört ihr zu, Jungs? Wiederhole. Schwarze Katze durchführen …«.
»Habe verstanden«, stieß Sten rasch hervor, dann brach die Übertragung mitten im Satz ab. Sie standen mit offenem Mund da und konnten einfach nicht glauben, dass der Zeitpunkt endlich gekommen war. Alle starrten Sten an, sogar Alex, und warteten darauf, dass er etwas sagte. Sten klaubte nach geschichtsträchtigen Worten, etwas Passendes für einen Admiral eben. Und genau in diesem Moment, an dieser Stelle, entschloss sich Sten, dass er niemals solch ein Admiral sein wollte. Geschichte – so ein Quatsch!
»Ihr wisst, was ihr zu tun habt, Leute«, war alles, was er sagte. Und alle drei machten sich sofort an die Arbeit.
St. Clair und L’n informierten ihre Verbindungsleute, die an Schlüsselpositionen saßen. Alex würde Chetwynd Bescheid geben, damit er seine Gauner hinter Koldyeze aufstellte und dort wartete.
Sten selbst musste sich um Pastour kümmern. Er gab den Kode ein, stellte den Übertragungstimer ein und drückte dann auf den Knopf, der die Meldung an Pastour weiterleiten würde.
Lemay, der Anführer von Pastours Leibwache, suchte den friedlich in seinem Garten arbeitenden Pastour auf. Die Hände des Mannes zitterten, als er seinem Vorgesetzten die kodierte Nachricht übergab. Lemay hatte keine Ahnung, was die Nachricht beinhaltete, aber man hatte ihm gesagt, dass er die Funkanlage im Keller rund um die Uhr im Auge behalten sollt. Jede eingehende Meldung musste sofort Pastour vorgelegt werden. Er war seiner Pflicht nicht nachgekommen. Lemay war der loyalste Untergebene in Pastours Stab und hatte die letzten beiden Wochen in ständiger Angst und Sorge um seinen Boss verbracht. Da der Pöbel eigenartigerweise nie bis zu Pastours Haus vorgedrungen war, hatte er sich umsonst gesorgt. Trotzdem war er ausgelaugt und auf seiner Schicht eingeschlafen. Die Meldung kam an, wurde aber nicht registriert; wie viel Zeit verstrichen war, wusste Lemay nicht zu sagen. Für dieses Versäumnis, so dachte er, musste er wohl sterben, falls Pastour es wünschte. Dass ihm die Meldung schließlich von einem neuen Mann der Leibgarde präsentiert wurde, schien sein Verbrechen noch größer zu machen. Dafür hätte er zweimal den Tod verdient. Der Umstand, dass der neue Wachmann Lemays professioneller Einschätzung nach ein hinterhältiger Wurm war, machte die Sache auch nicht besser.
Das alles gestand er Pastour voller Demut, machte keine Ausflüchte und erwartete die schlimmste Strafe. Dann wurde ihm klar, dass der Colonel nicht zuhörte. Pastour las die Meldung ein viertes Mal. Sein Gesicht war leichenblass, sein Körper wurde eiskalt. Die psychische Vorbereitung auf diesen Augenblick hatte nichts geholfen. Pastour
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