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Feine Familie

Feine Familie

Titel: Feine Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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mir einfällt«, sagte die Wortführerin schließlich, »sind Mr. und Mrs. Coppett in der Rabbitry Road.
    Die nehmen manchmal Untermieter, um die Sozialhilfe etwas aufzubessern. Nachdem sich das mit Willy Coppett nun mal nicht ändern läßt. Aber so, wie sie ist, würde ich die Adresse nicht empfehlen.«
    »Es sind weniger ihre Kochkünste als ihre ...«, meinte eine andere, aber das war auch schon alles, was Yapp über Mrs. Coppetts Fehler erfahren sollte. Eine Kundin hatte den Laden betreten, und das Gespräch drehte sich jetzt um den Unfall ihres Mannes. Yapp bezahlte seinen Kaffee und zog los, um die Rabbitry Road zu suchen. Er fand sie schließlich dank einer Generalstabskarte, die er in einem Schreibwarengeschäft erstanden hatte, und nicht etwa mit Hilfe der zwei Leute, die er auf der Straße gefragt hatte und die ihn in ziemlich entgegengesetzte Richtungen geschickt hatten. Auf diese Weise hatte er, seitdem er in Briskerton aus dem Zug gestiegen war, zwölf Meilen zurückgelegt und wurde allmählich ungehalten. Buscott war zwar eine kleine Stadt, aber offenbar lag die Rabbitry Road ganz am Rande.
    Yapp fragte nach der nächsten Busstation, erfuhr, daß es gar keine Busse gab, und landete auf einer Art Autofriedhof, der sich als Mietwagen-Service ausgab.
    »Ich brauchte nur für ein paar Tage einen Wagen«, erklärte er dem fetten Kahlkopf, der unter einem vorsintflutlichen Kleintransporter hervorkroch und sich als Mr. Parmiter, »zu Ihren Diensten«, vorstellte.
    »Vermietet wird nur monateweise«, sagte er. »Sie kämen günstiger weg, wenn Sie diesen prima Lieferwagen da kaufen würden. Für hundertzwanzig Pfund wirklich billig.«
    »Ich will keinen Lieferwagen«, sagte Yapp. »Ich gebe ihn Ihnen für achtzig ohne Versicherung. Noch weiter kann ich wirklich nicht runtergehen.«
    »Ich möchte trotzdem einen normalen Wagen.« Mr. Parmiter seufzte und zeigte auf einen großen Vauxhall.
    »Fünf Pfund pro Tag. Dreißig Tage Minimum«, sagte er.
    »Aber das sind ja hundertfünfzig Pfund.« Mr. Parmiter nickte. »Hätte ich nicht genauer ausrechnen können. Der Lieferwagen für hundertzwanzig inklusive Versicherung ist wirklich ein Geschäft. Sie kriegen ihn am Montag. Für achtzig können Sie ihn gleich mitnehmen.« Yapp stand unglücklich da und spürte seine Füße. Sie taten abscheulich weh. »Ich nehme den Vauxhall«, sagte er und tröstete sich, während er sein Scheckbuch herauszog, mit dem Gedanken, daß Lord Petrefact für seine Spesen aufkam. Mr. Parmiter betrachtete das Scheckbuch mißtrauisch. »Sie haben nicht zufällig Bargeld bei sich?« fragte er. »Ich meine, ich kann schon warten, bis die Banken morgen früh aufmachen. Aber wissen Sie, bei Barzahlung gibt es Rabatt.«
    »Nein«, sagte Yapp. »Und von Steuerhinterziehung halte ich gar nichts.«
    Mr. Parmiter war gekränkt. »Rabatt ist doch keine Steuerhinterziehung. Nur traue ich Schecks eben nicht. Soll ja vorkommen, daß sie nicht gedeckt sind.«
    »Meine schon, das garantiere ich Ihnen.« Trotzdem ließ Mr. Parmiter ihn Namen und Adresse auf die Rückseite schreiben und wollte dann seinen Führerschein sehen. »Ich bin noch nie so behandelt worden«, beschwerte sich Yapp.
    »Dann hätten Sie eben den Lieferwagen kaufen sollen. Ist doch klar. Kommt da rein, rümpft die Nase bei einem Lieferwagen für hundertzwanzig Pfund und mietet einen Wagen ...«
    Aber schließlich fuhr Yapp mit dem Vauxhall in Richtung Rabbitry Road davon.
    Hier begegnete ihm endlich jene Armut, die er aufgrund seiner Statistiken erwartet hatte. Eine Reihe verwahrloster Häuschen, dahinter ein aufgelassener Steinbruch, die Straße voller Schlaglöcher. Yapp hielt an und stieg aus. Ja, das war genau das soziale Umfeld, das er zu finden gehofft hatte. Mit dem erfreulichen Gedanken, daß er von den Ärmsten der Armen die ungeschminkte Wahrheit über Buscott und die Petrefacts erfahren würde, durchquerte er einen verwahrlosten Garten und klopfte an die Tür.
    »Ich suche Mrs. Coppett«, sagte er zu der alten Frau, die öffnete.
    »Hat sie schon wieder keine Miete gezahlt?«
    »Nein«, entgegnete Yapp, »ich habe gehört, daß sie Zimmer vermietet.«
    »Und wenn schon, ich weiß nichts davon. Geht mich ja auch nichts an, oder?«
    »Ich möchte auch nur wissen, wo sie wohnt.«
    »Wenn Sie von der Fürsorge sind ...«
    »Ich bin nicht von der Fürsorge.«
    »Dann wohnt sie in Nummer neun«, sagte die Alte und schob die Tür zu.
    Yapp humpelte auf die Straße hinaus und hielt

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