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Feine Familie

Feine Familie

Titel: Feine Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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bestand. Ganz konkret diente er dazu, die paar Alkoholiker, die in Buscott herumliefen, von der Straße fernzuhalten, indem man ihnen von morgens bis Mitternacht das Trinken in Gesellschaft ermöglichte. Eben dort hielt Frederick Petrefact hof – getreu der Familientradition, allen alles zu sein, bis man es sich leisten konnte, auf alle zu pfeifen –, spielte Billard und hatte ein Auge auf das Kommen und Gehen derer, deren Frauen er zur Akkordarbeit auf der Couch in seinem Büro anstellte. Und hierher kam auch Mr. Mackett, der Waiden Yapp den guten Rat gegeben hatte, sich lieber um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern, mit der beunruhigenden Nachricht, daß der Professor gekommen war, um einen Film über Hungerlöhne, Überstunden und das Fehlen einer gewerkschaftlichen Vertretung in der Fabrik zu drehen.
    »Der Saukerl wohnt oben in der Rabbitry Road bei Willy und seiner Alten«, berichtete er Frederick. »Heißt angeblich Yapp.«
    »Scheiße«, sagte Frederick, der die Besorgnis seiner Tante nicht sonderlich ernst genommen hatte. »Was für einen Film denn?«
    »Einen Dokumentarfilm fürs Fernsehen. Irgend so was.«
    »Dann hat also jemand das Maul aufgerissen«, meinte ein anderer. »Klarer Fall. Dabei haben wir die ganze Chose so wasserdicht gemacht wie einen Entenarsch. Also, wer hat gequasselt?«
    Für Frederick gab es da nicht den geringsten Zweifel. Irgendwie hatte sein verdammter Vater herausgefunden, wo er war und was er trieb, und das Gerede über diesen Yapp, der die Familiengeschichte schreiben sollte, war lediglich eine Ausrede, um seine Beziehung zu Tante Emmelia empfindlich zu stören und seine Chancen, zu einem Vermögen zu kommen, zu ruinieren. Stören war ein viel zu mildes Wort für die Reaktion seiner Tante. Sie würde völlig durchdrehen. Und wenn sein Vater Bescheid wußte, dann auch Yapp, und das bedeutete, daß Tante Emmelia früher oder später alles erfahren würde. Während die anderen Männer debattierten, gingen Fredericks Gedanken eigene Wege.
    »Als erstes müssen wir dafür sorgen, daß er gar nicht durchs Fabriktor kommt«, meinte Mr. Ponder. »Er kann glauben, was zum Teufel er will, aber ohne unsere Mitarbeit kann er keinen Film machen. Und die wird er nicht kriegen.«
    »Aber irgendeinen Zuträger muß er doch haben, sonst wäre er ja nicht hier«, sagte Mr. Mackett.
    »Willy Coppett vielleicht?«
    »Nie im Leben.«
    »Warum wohnt er dann bei ihm?«
    »Frag mich was Leichteres. Gesagt hat er jedenfalls, daß er eine ökonomische Wasweißich-Untersuchung über Kleinstadtwachstum machen will.«
    »Da ist er bei Willy ja an der richtigen Adresse«, sagte Mr. Ponder. »Sehr viel kleiner geht’s kaum.«
    »Ich glaube, ich werde mal mit Mr. Coppett reden«, sagte Frederick. »Vielleicht weiß er was. Ansonsten schlage ich vordaß wir dem Professor das Leben so sauer wie möglich machen.«
    »Ich glaube fast, dafür hat er mit seinem Quartier bei den Coppetts schon selbst gesorgt«, meinte Mr. Mackett. »Mrs. Bryant zwei Häuser weiter hat erzählt, daß Willys Alte ihm verboten hat, das Klo zu benutzen, weil sie Angst hat, daß er sich eines Tages samt dem Rest hinunterspült. Ich weiß ja, daß Rosie Coppett dumm wie Schifferscheiße ist, aber das schlägt dem Faß den Boden aus.«
    Während sie verschiedene Möglichkeiten, Waiden Yapps Aufmerksamkeit von der Fabrik abzulenken, erörterten, verließ Frederick den Club, ging hinüber zum Pferdekutscher und bestellte einen Cognac.
    »Ist Willy da?« fragte er.
    Willys Kopf tauchte zwischen den Zapfhähnen auf und nickte. »Wie ich höre, habt ihr einen neuen Untermieter.« Wieder nickte Willy. Vor Mr. Frederick hatte er großen Respekt. Mr. Frederick war ein Petrefact, und was das bedeutete, wußte jeder. Geldadel.
    Da kam ihm Mr. Parmiter zu Hilfe. »Neuigkeiten machen schnell die Runde, was? Gerade habe ich zu unserem Willy gesagt, daß mir die Nase von diesem Yapp nicht gefällt, und da kommen Sie rein und wollen was über ihn wissen.«
    »Ich wollte mir nur bestätigen lassen, was ich gehört habe.«
    »Kurze Hosen«, kam es vielsagend von Willy, der beschlossen hatte, sich doch am Gespräch zu beteiligen. »Geben Sie ihm einen Cognac«, sagte Frederick daraufhin. Mr. Groce goß einen Cognac ein und reichte ihn Willy. Der schüttelte den Kopf, nahm ihn aber trotzdem. »Erträgt kurze Hosen.«
    »Der Professor, wie er sich selbst nennt, war angezogen wie ein Wanderer«, interpretierte Mr. Parmiter. »Khaki-Hosen und Stiefel.

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