Feine Familie
Während sich das Innere des Kofferraums mit einer Mischung aus Haushaltsreiniger und Desinfektionsmittel füllte, die hinter dem Auto bereits eine schmutziggraue Lache bildete, schrubbten die rotierenden Bürsten die Unterseite des Deckels mit bewundernswerter Gründlichkeit. In ihrer nicht zu bremsenden Entschlossenheit, sich jetzt das Dach vorzuknöpfen, rissen sie ihn aus seiner rostigen Verankerung und schoben ihn kreischend vor sich her übers Dach. Von da aus krachte er auf die Windschutzscheibe und rutschte dann über die Kühlerhaube zu Boden. Gebannt starrte Yapp durch die zersplitterte Windschutzscheibe auf die bedrohlichen Borsten, die erneut auf ihn zurollten. Jetzt erkannte er nicht nur, daß er einen groben Fehler begangen hatte, er spürte es auch am eigenen Leib. Das großzügig mit Spülmittel angereicherte Wasser hatte ihn völlig durchnäßt, und die unfreiwillige Wanderung des Kofferraumdeckels übers Dach hatte ihm schier das Trommelfell zerrissen. Jetzt fehlte bloß noch, daß ihm diese Höllenmaschine mit den Glaskörnern der zerborstenen Windschutzscheibe das Gesicht polierte. Angesichts dieser grauenhaften Aussicht ignorierte Yapp die groß und deutlich neben dem Münzeinwurf hängende Benutzungsvorschrift, öffnete die Tür, um auszusteigen, und hätte dies auch getan, hätte die teuflische Maschinerie die Tür nicht prompt abgerissen. Nach einem zweiten Blick auf die immer näherrückenden Bürsten warf Yapp sich auf den Beifahrersitz und vergrub sein Gesicht ins Polster. Zwei schaurige Minuten lang lag er da, durchnäßt und mit Glassplittern und Scheibenwischerteilen übersät, während die Waschanlage ihre vernichtende Arbeit fortsetzte. Als die Waschroutine beendet war und sie sich endlich ausschaltete, roch der Vauxhall nicht mehr im mindesten nach Willy. Dafür hatten die kräftigen Desinfektionsmittel hinreichend gesorgt. Hingegen fiel er in anderer Beziehung um so mehr auf. Es fehlten ihm nicht nur Kofferraumdeckel und Windschutzscheibe sondern auch die Tür, die Yapp unvorsichtigerweise zu öffnen versucht hatte, und außerdem war der Innenraum total durchnäßt. Nachdem Yapp sich vorsichtig aufgesetzt hatte, um weitere Beschädigungen zu vermeiden, sah er sich die Verwüstung voller Mißfallen an. Wenn es noch eines Beweises bedurft hatte, um seine bis zum Überdruß wiederholte Ansicht zu rechtfertigen, man dürfe nicht zulassen, daß Maschinen ehrliche Handarbeiter um ihre Jobs brächten, dann hatte die automatische Waschanlage ihn geliefert. Kein noch so ungeschickter menschlicher Autowäscher hätte in so kurzer Zeit einen solchen Schaden anrichten können, selbst wenn er den Wagen mit einem Vorschlaghammer bearbeitet hätte. Aber für solche Überlegungen war jetzt keine Zeit. Er mußte das verdammte Ding zur Universität zurückbringen und sich, sobald es ausgetrocknet war, um die Reparatur kümmern. Yapp stieg aus, hob den Deckel auf, schob ihn in den Kofferraum und versuchte gerade, die festgeklemmte Tür aus dem Mechanismus der Waschanlage zu befreien, als er durch wütendes Gebrüll unterbrochen wurde. Für ihn hörte es sich zwar nicht so an, weil sein Trommelfell von dem Gedröhn noch immer in Mitleidenschaft gezogen war, aber der Gesichtsausdruck des Mannes, der es ausstieß, ließ keine Zweifel aufkommen.
»Sie verdammter Idiot, können Sie denn nicht lesen?« schrie der Mann. »Schauen Sie bloß, was Sie mit meiner Anlage angestellt haben!«
Yapp schaute und mußte zugeben, daß die Autowaschanlage diese Konfrontation nicht ungeschoren überstanden hatte. Das Loch in der Windschutzscheibe hatte seinen Tribut bei den Nylonbürsten gefordert, und die Stangen, an denen sie hingen, waren deutlich verbogen.
»Tut mir wirklich leid«, murmelte er.
Fassungslos starrte der Mann ihn an. »Was glauben Sie, wie verdammt leid es Ihnen erst tun wird, wenn ich mit Ihnen fertig bin«, bellte er. »Ich hätte gute Lust ... nein, zum Teufel, ich habe eine verdammte Scheißlust, Ihnen die Polizei auf den Hals zu hetzen und die Versicherung und ...«
Das Wort »Polizei« wirkte auf Yapp elektrisierend. Diese Typen, um derentwillen er diesen ganzen Zirkus hier veranstaltete, würden alle möglichen Fragen stellen, die er unmöglich beantworten konnte, ohne in noch größere Schwulitäten zu kommen. »Ich werde den Schaden bezahlen«, sagte er verzweifelt. »Es ist nicht nötig, die Polizei zu rufen. Wir können diese unglückliche Geschichte doch ganz diskret regeln.«
»Einen
Weitere Kostenlose Bücher