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Feine Familie

Feine Familie

Titel: Feine Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Scheiß können wir«, brüllte der Mann. Nachdem er erst Yapp und dann dem alten Auto einen haßerfüllten Blick zugeworfen hatte, war er zu der Überzeugung gelangt, daß ein Verrückter, der eine sechzehn Jahre alte Schrottkiste fuhr und damit brandneue Autowaschanlagen demolierte, sicher der letzte war, mit dem man etwas auch nur annähernd diskret regeln konnte. »Sie werden verdammt hierbleiben, bis die Bullen da sind.«
    Und um sicherzugehen, daß Yapp, obwohl dies kaum möglich gewesen wäre, nicht in dem Autowrack entfloh, zog er den Zündschlüssel ab und stürzte in sein Büro. Yapp folgte ihm bedrückt und ohne zu merken, daß er eine Spur aus Waschmittel und Glassplittern hinter sich her zog.
    »Hören Sie«, sagte er, während er in die Tasche griff und sein triefendes Scheckbuch herausholte, »ich kann Ihnen versichern, daß ...«
    »Ich ebenfalls«, fuhr ihn der Mann an und riß das Scheckbuch als zusätzliche Sicherheit an sich. »Ich rufe die Polizei und damit basta.« Er wählte eine Nummer und sprach im nächsten Augenblick mit einem Polizisten von der Wache. Halbherzig hörte Yapp zu. Vielleicht würde sich die Polizei gar nicht für so was interessieren. Und selbst wenn, dann war es ziemlich wahrscheinlich, daß die Waschanlage, die den Kofferraumdeckel und die Tür so entschlossen beseitigt hatte, dies mit den weniger auffallenden und handfesten Überresten von Willy Coppett noch gründlicher besorgt hatte. Diese hoffnungsvolle Überlegung wurde durch eine Frage des Garagenbesitzers unterbrochen.
    »Was für eine Autonummer hat denn Ihr Wagen?« schnauzte er ihn an.
    Yapp zögerte. »Eigentlich ist es gar nicht mein Wagen. Es ist ein Mietwagen. Die Nummer weiß ich nicht auswendig.«
    »Er behauptet, es sei ein Mietwagen«, sagte der Mann ins Telefon. »Ja, ein alter Vauxhall ... Warten Sie, ich sehe mal nach.«
    Er legte den Hörer hin und lief aus dem Büro. Als er zurückkam, blitzten seine Augen noch drohender als zuvor. »Stimmt genau«, bestätigte er dem Menschen am anderen Ende der Leitung, »CFE 9306 D. Und weswegen wird er gesucht? ... Wie er heißt?« Vorsichtig spähte er zu Yapp hinüber.
    »Wie heißen Sie denn?«
    »Professor Waiden Yapp. Ich bin an der ...«
    »Sein Name ist Yapp, behauptet er«, sagte der Mann ins Telefon. »Jawohl, verstanden ...« Plötzlich verstummte er, wich zwei Schritte zurück und betrachtete den Gesuchten argwöhnisch. Dann legte er den Hörer auf und griff nach einem Wagenheber.
    »Schöner Tag heute«, bemerkte er mit nervöser Leutseligkeit, aber Yapp war nicht in der Verfassung, das zu bemerken. Was ihn betraf, so war es ein durch und durch diabolischer Tag. Und jetzt machte sich auch noch der versäumte Schlaf bemerkbar. Er begann sich allmählich zu fragen, wie sich die Tatsache, daß er gemeinsam mit einem alten Vauxhall die Dienste einer Waschanlage in Anspruch genommen hatte, auf eine Konstitution auswirken würde, die durch mehrere Tage Bettruhe wegen Grippe und die Entdeckung, daß er sich in der ungesunden Gesellschaft eines verwesenden Zwerges befand, bereits erheblich geschwächt war. Der Gedanke an Lungenentzündung und Typhus begann ihm Sorgen zu bereiten. »Schauen Sie«, sagte er, »ich kann doch nicht in diesen triefenden Kleidern hier herumstehen. Ich gehe in meine Wohnung zurück, ziehe mich um und komme später wieder, um die Angelegenheit mit Ihnen zu bereden.«
    »Sie werden verdammt noch mal ...«, begann der Garagenbesitzer. Doch dann fiel ihm ein, daß ihn der Polizist am Telefon ausdrücklich davor gewarnt hatte, sich mit diesem verzweifelten und vermutlich gewalttätigen Mann anzulegen. »Wenn Sie meinen, aber die Polizei wird jeden Augenblick hier sein ...«
    »Dann sagen Sie ihnen, daß ich in einer Stunde zurück bin«, sagte Yapp, machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Büro. Sobald er die Straße, die zur Universität führte, eingeschlagen hatte, hängte sich der Garageninhaber wieder ans Telefon, um die Polizei zu informieren.
    »Der Schweinehund ist geflohen. Einfach auf und davon. Ich habe versucht, ihn aufzuhalten, aber es war zwecklos. Er hat mir mit einem stumpfen Gegenstand eins über den Schädel gezogen.« Um dieser Geschichte Glaubwürdigkeit zu verleihen und um sicherzustellen, daß der Kloone Evening Guardian sein Foto bringen und damit kostenlos Reklame für ihn machen würde, zerriß er sein Hemd, zerschlug einen Stuhl und knallte sich den Wagenheber erheblich fester als beabsichtigt auf den Kopf.

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