Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1
ein guter Duellant als auch ein
tödlicher Kämpfer ist. Diese Überraschung heute Nachmittag
hat gezeigt, dass Ihr beides seid.«
»Stimmt«, sagte Magnus. »Das Konklave und unsere Feinde sind nicht die Einzigen mit ausreichend Mitteln und dem
Wunsch, begabte Leute in Dienst zu nehmen.« Magnus warf
Pasko einen Blick zu, der sich die Zwiebel mit dem Senf in
den Mund steckte, und fragte: »Wie kannst du so etwas essen?«
»Nach dem Käse schmeckt es wunderbar«, erklärte Pasko.
»Und dann spült man es mit einem guten Weißwein herunter
…« Er machte eine Geste mit Daumen und Zeigefinger, verdrehte die Augen und murmelte genüsslich: »Einfach wunderbar.«
Tal sagte: »Ich weiß gutes Essen wirklich zu schätzen,
Pasko, aber ich glaube, in diesem Fall schlage ich mich auf
Magnus’ Seite.«
»Ihr solltet es zumindest einmal versuchen, Mylord.«
Pasko griff nach einem Teller, legte ein Stück Käse darauf
und einen in Senf getauchten Zwiebelring dazu. Er griff nach
einem Becher Wein und brachte alles zu Tal. »Erst ein Stück
Käse, dann die Zwiebel, dann der Wein.«
Tal biss ein Stück Käse ab, stellte fest, dass er wirklich
würzig war, und als er in die Zwiebel biss, bemerkte er, dass
Pasko sie in besonders scharfen Senf getaucht hatte. Tränen
schossen ihm in die Augen, und er trank schnell einen
Schluck Wein. Als er wieder sprechen konnte, sagte er:
»Nicht schlecht, aber ein bisschen gewöhnungsbedürftig.«
Magnus lachte. »Ich muss gehen und mit Vater reden. Ich
werde aber zum Kampf wieder da sein.«
»Es ist nicht einmal mehr eine Stunde«, wandte Pasko ein.
»Ich bin rechtzeitig wieder da.« Magnus griff nach seinem
Stab, und plötzlich war er verschwunden. Ein leises Rauschen
war zu hören, dann ein Ploppen, dann nichts mehr.
»Sehr dramatisch«, stellte Tal fest.
»Ein sehr gefährlicher junger Mann«, sagte Pasko. »Niemand spricht darüber, aber er könnte eines Tages sogar mächtiger als sein Vater sein.«
»Irgendwann wird mir jemand alles über diese Familie erzählen müssen«, sagte Tal. Als Pasko zu einer Antwort ansetzte, hob er die Hand und erklärte: »Aber nicht heute. Im
Augenblick möchte ich mich noch eine halbe Stunde ausruhen
und mich konzentrieren. Ich hatte genug Aufregung für ein
ganzes Leben, und in weniger als einer Stunde muss ich um
den Titel kämpfen.«
Er lehnte sich auf dem Bett zurück, den Kopf auf ein Kissen gestützt, und fügte hinzu: »Und ich muss immer noch
herausfinden, wie ich den Mistkerl umbringen kann, ohne
dass ich mit Pfeilen und Armbrustbolzen gespickt werde.«
Pasko, der sich gerade ein weiteres Stück Käse in den
Mund stecken wollte, hielt in der Bewegung inne und sah,
dass Tal die Augen schloss. Dann steckte er sich den Käse
langsamen den Mund. Einen Moment später musste er
zugeben, dass der Senf tatsächlich ein wenig scharf war.
Tal stand vor dem König, den Blick geradeaus gerichtet. Der
Zeremonienmeister schwafelte und schwafelte und genoss
offenbar die Gelegenheit, die versammelten Adligen und einflussreichen Bürger mit der Geschichte sämtlicher Turniere
am Hof der Meister zu langweilen.
Tal widerstand dem Drang, nach links zu schauen und
Campaneal zu beobachten. Er nahm an, dass der Leutnant der
Wache des Herzogs von Olasko ähnlich reglos dastand wie er
selbst, den Blick geradeaus gerichtet.
Endlich war die Geschichtsstunde vorbei, und der Zeremonienmeister sagte: »Euer Majestät, vor Euch stehen die beiden
besten Schwertkämpfer der Welt, beide begierig, vor Eurem
kritischen Auge ihren Wert zu erweisen. Darf ich Euch Leutnant George Campaneal vorstellen, im Dienst Eures Vetters,
des Herzogs von Olasko?«
Der Leutnant verbeugte sich vor dem König.
Dann verkündete der Würdenträger: »Und das hier ist Talwin Hawkins, Junker von Wildenhag und Klingenburg, Erbbaron von Silbersee, im Dienst Seiner Gnaden, des Herzogs
von Yabon.«
Tal verbeugte sich vor dem König.
»Meine Herren«, sagte der Zeremonienmeister, »Ihr habt
Euch bewundernswert geschlagen und seid in dem schwierigsten Wettbewerb der Kampfkunst erfolgreich gewesen, und
nun soll einer von Euch zum besten Schwertkämpfer der Welt
erklärt werden. Man hat Euch die Regeln mitgeteilt, und sollte
einer von Euch sich nun aus diesem Wettbewerb zurückziehen wollen, wird man Euch das nicht vorhalten.« Er warf einen Blick zu den beiden Männern, um zu sehen, ob einer dieses Angebot tatsächlich annehmen wollte. Aber keiner reagierte auf seine
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