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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Silberfalke
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Mannes waren kurze Zeit ungeschützt, als er sein eigenes
Schwert nach oben zog, um den Angriff abzufangen.
Campaneal sah eine Möglichkeit, und statt weiter abzuwehren, stieß er die Klinge vorwärts und versuchte, Tal an der
rechten Schulter zu verwunden.
Tal ließ sich von seinem eigenen Schwung nach vorn tragen, bis er weit gestreckt dastand, die Beine gespreizt, der
Oberkörper nach links gebogen, das Schwert beinahe am Boden, die Spitze auf seinen eigenen rechten Stiefel gerichtet.
Statt zurückzuweichen warf er sich weiter nach vorn, bis sein
rechtes Knie den Boden berührte, während Campaneals
Schwertspitze ins Nichts ging. Als der verdutzte Leutnant
erkannte, dass er sein Ziel verfehlt hatte, und die Klinge zurückziehen wollte, drehte Tal das Handgelenk, stieß nach
oben und traf den Leutnant in die Lende.
Campaneal stieß einen Schmerzensschrei aus, brach zusammen und drückte die Hände auf die Wunde. Blut sprudelte
zwischen seinen Fingern hindurch. Tal stand auf und trat ein
paar Schritte zurück, während die Zuschauer weiterhin verblüfft schwiegen.
Es war ein verrücktes, gefährliches Manöver gewesen, aber
es hatte funktioniert. Die Menge fing an zu applaudieren und
zu jubeln, als Tal einen weiteren Schritt von seinem Gegner
zurücktrat.
Der Meister kam auf Tal zu und legte ihm die Hand auf die
Schulter, um anzuzeigen, dass er gesiegt hatte. Tal ging demonstrativ zu dem Leutnant, beugte sich scheinbar besorgt
über ihn und reichte ihm die Hand, damit er aufstehen konnte.
Der Leutnant lag mit schmerzverzerrtem Gesicht da, und Tal
hielt inne und sagte: »Jemand sollte nach einem Heiler schicken. Ich fürchte, der Stich ist tiefer gegangen, als ich vorgehabt hatte.«
Zwei Soldaten mit dem Wappen des Herzogs von Olasko
eilten an Campaneals Seite und versuchten ihm zu helfen.
Schließlich erschien der Heiler des Königs. Er untersuchte die
Wunde schnell, dann befahl er, dass der Leutnant in ein Nebenzimmer getragen wurde, damit er ihn dort behandeln
konnte.
Diener beeilten sich, das Blut wegzuwischen, und innerhalb von Minuten herrschte wieder Ordnung im Saal.
Tal hörte das Lob kaum, das der König und der Meister des
Hofs aussprachen. Es gelang ihm aber, zu nicken und zu lächeln, wenn es angemessen war, und er nahm den Beifall der
Zuschauer scheinbar erfreut entgegen. Als der König ihm
schließlich das goldene Schwert überreichte, eine kleine
Nachbildung des ursprünglichen Preises, den Graf Versi Dango vor zweihundert Jahren hatte erhalten sollen, verbeugte er
sich und sprach ein paar Dankesworte.
Aber die ganze Zeit fragte er sich, wie tief die Wunde war,
die er Campaneal beigebracht hatte.
Pasko brachte ihn wieder in das Zimmer, das er zuvor benutzt hatte. Dort fand er eine Wanne mit warmem Wasser,
und er gestattete sich den Luxus, sich aufs Bett fallen und von
Pasko die Stiefel ausziehen zu lassen.
»Ich hätte beinahe verloren«, sagte Tal.
»Ja«, erwiderte Pasko ungerührt, »aber nun seid Ihr der
Sieger. Er hat Euch ermüdet; Ihr seid ein gesunder und kräftiger Junge, aber er ist ein erfahrener Soldat, und er hat jahrelang
Feldzüge und echte Kriege erlebt, die ihn zäher gemacht haben.
Das war sein Vorteil. Euer Vorteil war, dass Ihr alles auf ein
verrücktes Manöver gesetzt habt. Und es hat funktioniert.«
»Ja, es hat funktioniert«, sagte Tal. »Ich habe beinahe verloren, weil ich immer wieder versucht habe, eine Möglichkeit
zu finden, ihn zu töten, und ich habe fast zu spät erkannt, dass
ich kaum mehr eine Chance hatte, auch nur zu siegen.«
»Nun, es ist vorbei.« Pasko stellte die Stiefel auf den Boden. »Und jetzt wascht Euch, denn es gibt eine Gala, und Ihr
werdet der Ehrengast sein.«
Tal stieg in die Wanne und spürte, wie die Wärme in seine
Muskeln drang. »Wenn ich bedenke, dass ich als Junge einen
kalten See wunderbar fand …«, murmelte er.
Es klopfte an der Tür. Pasko öffnete sie einen Spaltbreit. Er
sprach kurz mit einer Person draußen, dann öffnete er die Tür
vollständig. Ein halbes Dutzend Pagen kam herein und brachte Kleidung, die einem König angemessen gewesen wäre. Der
älteste Page sagte: »Seine Majestät sendet Euch Grüße, Junker, und wünscht, dass Ihr diese Kleidung als demütiges Zeichen seiner Wertschätzung und seiner Freude über Euren Sieg
annehmt. Seine Majestät erwartet Euch im Bankettsaal.«
»Danke«, erwiderte Tal, stand auf und ließ sich von Pasko
ein Handtuch reichen. »Sagt Seiner Majestät,

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