Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 1
Erklärung alles andere als vollständig ist, aber ich
habe Pflichten, um die ich mich kümmern muss, meine Herren«, sagte er mit einem Nicken und ging.
Hauptmann Drogan sagte: »Tal, ich habe Euch beim Kartenspiel gesehen, und Ihr blufft nicht schlecht, aber ich bin
nun schon beinahe zwanzig Jahre im Dienst, und ich glaube,
ich hätte es Euch angesehen, wenn Ihr gelogen hättet. Ihr habt
wirklich keine Ahnung, wer hinter diesem Anschlag steckt,
nicht wahr?«
»Bei den Göttern, Dennis, ich weiß überhaupt nichts. Ich
bin kaum zwanzig Jahre alt, und ich bin ziemlich viel gereist,
also ist es schwer vorstellbar, dass ich mir einen Feind gemacht haben sollte, der einen solch komplizierten und teuren
Mordversuch inszenieren würde.«
»Ich glaube nicht, dass es darum ging«, erwiderte Drogan.
»Bei näherem Hinsehen wirkt es auf mich mehr wie eine Prüfung.«
»Eine Prüfung?«
»Jemand will wissen, wie gut Ihr wirklich seid, und hat einen Mann geschickt, der besser war als alle, denen Ihr hier im
Turnier gegenüberstehen würdet.«
»Besser?«, sagte Tal. »Der Sieger dieses Turniers ist angeblich der beste Schwertkämpfer der Welt.«
»Lasst Euch nicht von der Eitelkeit überwältigen, wenn Ihr
siegt, Tal.« Drogan legte dem jüngeren Mann die Hand auf
den Arm und führte ihn auf die Tür zu. »Ihr müsst Euch vorbereiten. Wir unterhalten uns unterwegs. Ihr seid vielleicht
der Beste unter diesen Leuten, die sich entschließen, im Hof
der Meister zu lernen, wie man aufeinander einschlägt. Aber
die Izmali sind nur eine von einem Dutzend Gruppen, die jeden einzelnen Tag ihres Lebens damit verbringen zu lernen,
wie man Menschen tötet.« Sie wichen zwei Dienern aus, die
einen langen Tisch in den Besprechungsraum des Hauptmanns zurücktrugen. »Es gibt zwischen hier und den Inseln
des Sonnenuntergangs vielleicht ein halbes Dutzend Soldaten,
die besser sind als jeder Mann hier, die aber keinen Urlaub
bekommen konnten, um zum Turnier zu kommen. Und es gibt
wahrscheinlich auch Männer, die besser sind als Ihr, aber einfach kein Interesse haben zu reisen und ihre Zeit zu verschwenden, ganz gleich, worin der Preis bestehen mag. Ich
bin sicher, es gibt hervorragende Schwertkämpfer auf der
Welt, die nicht einmal von Roldem gehört haben, gar nicht zu
reden vom Hof der Meister oder diesem Wettbewerb. Wenn
Ihr also siegt, lasst Euch die Worte ›bester Schwertkämpfer
der Welt‹ nicht zu sehr zu Kopf steigen. Das könnte Euer Tod
sein.«
Sie hatten das andere Ende des Flurs erreicht. »Ihr müsst
dorthin«, sagte Drogan und zeigte auf eine Tür. »Ihr werdet
dort einen Salon finden, in dem Ihr Euch ausruhen könnt.
Man wird Euch massieren, Ihr könnt essen oder schlafen, was
immer Ihr wünscht, bis man Euch ruft.« Er schüttelte Tal die
Hand. »Viel Glück.«
Als er sich umdrehte, um zu gehen, sagte Tal: »Dennis?«
»Ja?« Der Hauptmann blieb stehen.
»Stehe ich unter Verdacht?«
Dennis Drogan lächelte. »Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, wie ich Euch verdächtigen könnte, hinter diesem Unsinn zu stecken. Ich gehe nicht davon aus, dass Ihr eine Unsumme dafür bezahlt habt, dass jemand versucht, Euch zu
töten, nur um die Damen zu beeindrucken.« Dann verblasste
sein Lächeln. »Was alles andere angeht, so war ich schon
immer ein misstrauischer Mensch.«
Er drehte sich um, ließ Tal stehen und ging davon. Tal
dachte über seine Worte nach, dann beschloss er, dass er die
ganze Geschichte zumindest für die nächsten Stunden vergessen musste.
Tal wartete darauf, dass man ihn zum Kampf rief. Das Zimmer, das man ihm zugewiesen hatte, war luxuriös eingerichtet
und bot alle Arten von Erfrischungen, von einer leichten Brühe bis zu einem kompletten Schinken, von Obst bis zu Kuchen und anderen Süßspeisen. Es gab Wein, Bier und frisches
Wasser in Krügen, und zwei Diener warteten in der Nähe auf
weitere Befehle. Es gab auch ein Bett, falls er sich hinlegen
wollte.
Talon saß auf dem Bett, während Pasko vor dem Tisch mit
den Erfrischungen stand und an diesem und jenem knabberte.
Magnus trat durch eine Tür vom Dienstbotenflügel aus ein,
warf den Dienern einen Blick zu und sagte: »Bitte lasst uns
einen Augenblick allein.«
Die beiden Diener warfen Tal einen Blick zu, und als dieser nickte, verließen sie das Zimmer. Als sie weg waren, fragte Tal: »Wie bist du in den Palast gekommen?«
In Magnus’ Lächeln lag eine Spur von Selbstzufriedenheit.
»Wenn ich irgendwohin will,
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