Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Konig der Fuchse
Vom Netzwerk:
zwang sich, noch einmal näher über diesen Plan
nachzudenken, denn er hatte das unangenehme Gefühl, dass ihm etwas entgangen war. Zum ersten Mal,
seit er in Kaspars Diensten stand, war er unsicher.
Tal kannte jede Einzelheit des Plans, und dennoch
war er nervös.
    So war es gewesen, seit er Teal Eye in der Zitadelle erblickt hatte. Amafi hatte ein wenig mehr herausgefunden, nämlich, dass man sich hin und wieder an
einen Mann namens Bowart wandte, um die Toten
aus der Zitadelle bringen zu lassen. Er schaffte dann
die Leichen weg, und niemand wusste, wohin. Amafi
entdeckte auch, dass Bowart unter anderem eine Abdeckerei betrieb und Sklaven beschäftigte, die Tierkadaver wegschafften, überwiegend die von Pferden
und Rindern. Er hatte Verbindung zu Sklavenhändlern unten in Kesh und auf den südlichen Inseln.
    Wenn die Männer von Ravens Truppe Teal Eye an
diesen Bowart verkauft hatten, gab es vielleicht auch
noch andere Überlebende. Tal verstand, wieso man
Teal Eye am Leben gelassen hatte; sie war ein sehr
schönes Mädchen. Er verstand auch, wieso man ihr
die schmutzigsten Arbeiten überließ, denn sie mochte eine Vergewaltigung zwar überleben, würde aber
mit jedem Fitzelchen Kraft, über das sie verfügte,
dagegen ankämpfen, wie jede Orosini-Frau es tun
würde, und sie wäre für die Arbeit in einem Bordell
vollkommen ungeeignet. Ein Sklavenhalter, der sie
aus diesem Grund von Ravens Truppe gekauft hätte,
wäre sehr enttäuscht worden.
    Zu wissen, dass Teal Eye und vielleicht auch andere überlebt hatten, stellte Tals Welt auf den Kopf.
Seit dem Tag des Überfalls hatte er angenommen,
der Letzte seines Volkes zu sein, denn er hatte bei
Kendrick und an anderen Orten in der Umgebung,
die er aufgesucht hatte, nie von anderen überlebenden Orosini gehört. Aber das wäre erklärlich, wenn
die Überlebenden nach den Überfällen sofort nach
Olasko gebracht worden waren. Tal hatte jedoch damals keine Möglichkeit gehabt, das herauszufinden,
und seitdem hatte er seine gesamte Existenz auf der
Idee aufgebaut, dass niemand von seinem Volk diesen Tag überlebt hatte. Niemand, um den man sich
kümmern konnte. Niemand, für den man überleben
musste.
    Nun aber hatte er zum ersten Mal, seitdem er diesen Weg der Rache eingeschlagen hatte, Grund zum
Überleben. Bevor er Teal Eye gesehen hatte, hatte es
ihn nicht interessiert, ob er überlebte, solange er sein
Volk rächen konnte. Jetzt musste er überleben. Er
musste Hauptmann Havrevulen und Herzog Kaspar
töten und danach weiterleben, damit er Teal Eye und
vielleicht andere Überlebende finden und eines Tages mit ihnen in die heimatlichen Berge ziehen und
das Feuer der Orosini wieder schüren konnte, ganz
gleich, wie klein die Flammen sein würden.
    Amafi spürte diese Veränderung bei seinem Herrn
und fragte ihn mehrmals, ob etwas nicht in Ordnung
sei. Tal tat die Frage mit vagen Antworten ab und
behauptete, sich wegen Kaspars Befehlen Sorgen zu
machen.
    Er erinnerte sich ständig daran, dass – ganz gleich,
was sich sonst verändert haben mochte – eins konstant blieb: Um zu überleben, musste er Kaspars Befehle ausführen, bis Kaspar getötet werden konnte,
und bis dahin musste Tal weiterhin der treue Diener
des Herzogs sein.
    Die Kutsche erreichte das Haus, das Tal gemietet
hatte, und der Lakai öffnete den Kutschenschlag. Tal
stieg aus, gefolgt von Amafi, und klopfte an die Tür.
Ein Mädchen öffnete sie. »Ja, Sir?«
     
»Ich bin Junker Hawkins.«
    Sie trat beiseite. »Willkommen in Eurem Heim,
Junker. Ich bin Magary.«
Als er hineinging, sagte Tal: »Mein Kammerdiener hier heißt Amafi. Er wird der Majordomus sein.
Wer arbeitet außer dir noch hier?«
»Der Koch, Sir. Er ist gerade nicht da, aber er gehört zum Haus. Er ist auf dem Markt; wir wurden
gestern von den Hausbesitzern über Eure Ankunft
informiert. Ich kann einen Tee machen, wenn Ihr
möchtet.«
»Das wäre schön. Sonst noch jemand?«
»Nein, Sir. Auch wenn das Haus leer steht, halte
ich es sauber, und Lucien kocht für uns beide. Wir
wissen nie genau, was benötigt wird, ehe der nächste
Mieter erscheint.«
Tal sah ein Wohnzimmer und einen Flur, der
wahrscheinlich in die Küche führte. Auf der rechten
Seite des Flurs war eine weitere Tür. »Was ist da
drin?«, fragte Tal.
»Die Speisekammer, Sir.«
»Kein Esszimmer?«
»Oben, Sir. Das Haus ist ein wenig seltsam geschnitten, aber es ist recht angenehm, wenn man sich
erst daran gewöhnt hat.«
Tal

Weitere Kostenlose Bücher