Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3
irgendwann wurde es begraben, und die Pantathianer haben Schutzzauber darum errichtet, um es zu verstecken. Vor wem, weiß ich nicht. Aber vielleicht haben sie zur Sicherheit, falls jemand den Talnoy zufällig finden sollte, diesen Geis hinterlassen, damit der Finder versuchen würde, ihn zu ihnen nach Hause zu bringen.«
»Aber warum haben sie ihn dort begraben?«, fragte Tathar.
»Ich weiß es nicht. Vielleicht wollten sie nicht, dass andere ihn finden, und ihn zu verstecken war besser, als ihn quer durch den Kontinent zu schleppen«, spekulierte Kaspar. »Vielleicht hat ihre Göttin es ihnen befohlen, aus welchem Grund auch immer, und vielleicht steckt überhaupt nichts weiter hinter der Tatsache, dass Flynn und seine Freunde über etwas gestolpert sind, das wie eine heimtückische Falle war.«
»Wenn das so ist, dann hat der Wahnsinn der Pantathianer uns gedient«, sagte Acaila. »Denn ohne den Geis wäre dieses Ding weiterhin in der Gruft geblieben, und wenn immer mehr Spalte erschienen wären, hätte niemand die geringste Ahnung gehabt, wieso das geschah.«
»Bis eine Armee von Talnoys hier einmarschiert wäre«, sagte Kaspar.
»Ich werde den Talnoy von Magnus nach Kelewan bringen lassen«, erklärte Pug. »Ich denke, ich selbst sollte versuchen herauszufinden, von wo in Novindus der Talnoy gekommen ist.« Er fragte Kaspar:
»Werdet Ihr mir helfen, die Höhle zu suchen, in der man ihn gefunden hat?«
Kaspar zuckte die Achseln. »Ich werde tun, was ich kann.«
»Es gibt noch einen weiteren Grund zur Sorge«, erklärte Pug.
»Die Nachtgreifer«, sagte Tomas sofort. »Ja, das beunruhigt mich auch.«
Kaspar fragte: »Kann Leso Varen so schnell wieder so mächtig geworden sein? Talwin Hawkins hat ihm das Genick gebrochen.«
»Ich habe ihm mehrmals gegenübergestanden«, sagte Pug, »und im Lauf der Jahre habe ich mehr über seine Arbeit gehört. Zum Beispiel ist vor vielen Jahren ein Baron von Meersburg bei dem Versuch umgekommen, etwas Entsetzliches heraufzubeschwören, weil er seine sterbende Frau retten wollte, und der Sohn eines Adligen in Aranor hat am Abend seiner Verlobung versucht, seine gesamte Familie umzubringen. Und ein Adliger aus Kesh hat Staatsgeheimnisse an das Königreich Roldem verraten, ohne den geringsten Grund dafür zu haben, und sich dann umgebracht.
Ja, wenn Varen so mächtig ist, wie ich glaube, könnte er schon innerhalb eines Jahres nach seinem
>Tod< zurückkehren und seine Leute erneut zu ihren finsteren Aufträgen aussenden.« Pug sah Kaspar an.
»Es gibt einen besonders gefährlichen und widerwärtigen Zauber, mit dessen Hilfe ein Magier seine eigene Seele in einem Gefäß aufbewahren kann, in einer Flasche oder jedem anderen verschließbaren Behälter. Solange das Gefäß intakt bleibt, ist es ohne Bedeutung, was dem Körper zustößt. Wenn ein anderer Körper sich zu dem Zeitpunkt, an dem der frühere Körper stirbt, in der Nähe des Gefäßes befindet, übernimmt die Seele des Magiers ihn. Varen könnte inzwischen überall sein. Er könnte ein junger Mann sein oder eine schöne Frau. Er könnte seine Identität vor jedem außer mir verbergen – ich bin ihm zu oft begegnet, um ihn nicht innerhalb von Minuten erkennen zu können.«
»Ihr müsst dieses Gefäß finden«, sagte Kaspar entsetzt.
»Eines Tages werde ich das«, versprach Pug.
Tomas seufzte. »Dann lasst uns jetzt essen, meine Freunde, und morgen könnt ihr mit all diesen unseligen Dingen beginnen, die ihr tun müsst, aber bis dahin entspannt euren Verstand und euer Herz.«
Kaspar und Pug sahen sich an. Beide wussten, dass der Abend sicher angenehm werden würde, aber keiner von ihnen würde sich wirklich entspannen können.
Einundzwanzig
Feuersbrunst
Kaspar wartete geduldig.
Er und Pug wollten aus Elvandar aufbrechen und warteten nur noch auf das Erscheinen der Königin und ihres Prinzgemahls. Der Talnoy stand reglos hinter Kaspar.
Als das königliche Paar erschien, standen alle auf und verbeugten sich. Die Königin setzte sich auf ihren Thron. »Wir danken dir, dass du uns vor dieser gefährlichen Wendung der Ereignisse gewarnt hast, Pug. Ich danke auch Euch, Kaspar von Olasko.«
Kaspar verbeugte sich vor der Königin. »Majestät, Eure Freundlichkeit ist ebenso groß wie Eure Schönheit. Ihr beschämt einen stolzen Mann mit Euer Großzügigkeit und Liebenswürdigkeit.«
Aglaranna lächelte. »Ich weiß, Eure Vergangenheit ist finster, Lord Kaspar, aber ich spüre, dass Ihr darum ringt, einen
Weitere Kostenlose Bücher