Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3
bescheidenen Garten und einen Brunnen. Im Garten war alles auch nur annähernd Essbare abgepflückt worden, und der Küchenschrank war leer. Als sie sahen, dass es in dem anderen Zimmer nur zwei Betten gab, erklärte Kaspar: »Ich schlafe heute Nacht auf dem Boden. Wir wechseln uns ab.«
»Wir haben wohl keine andere Wahl«, stellte Flynn fest.
Kaspar grinste und sagte: »Nein, aber die Situation könnte durchaus vorteilhaft für uns sein.«
»Wie das?«, fragte Kenner.
»Wenn General Alenburga uns nicht hängt, wird er uns vielleicht den halben Weg zur Stadt am Schlangenfluss eskortieren. Eine Armee kann uns erheblich besser schützen als eine Söldnertruppe.«
McGoin ging zum Bett und warf sich darauf.
Durch die offene Tür sagte er: »Wenn du meinst, Kaspar.«
Kenner setzte sich auf einen Stuhl zwischen der Feuerstelle und dem Tisch in der Küche und fragte:
»Hat einer von euch daran gedacht, ein Kartenspiel mitzubringen?«
An drei Tagen hintereinander aßen Kaspar und die drei anderen mit dem General und seinem Stab zu Abend. Alenburgas Stab bestand aus vier jüngeren Offizieren und einem älteren Berater, einem Oberst.
Der General erwies sich als liebenswürdiger Gastgeber. Das Essen war zwar kaum ein Festbankett, aber es war schmackhafter als die Rationen, die Kaspar bisher unterwegs zu sich genommen hatte, und es gab zwar keinen Wein, aber genug Bier. Es wurde bald deutlich, dass die Verpflegungsstelle des Generals selbst mit eingeschränkten Mitteln unterschied-lichste Gerichte zubereiten konnte.
Am dritten Tag bat der General Kaspar, nach dem Essen noch ein wenig zu bleiben, während er Flynn und die anderen zurück in ihr Quartier bringen ließ.
Als die Kaufleute weg waren, befahl er auch seinem Burschen und den Wachen, draußen zu warten. Er stellte zwei Becher auf den Tisch und nahm dann eine Flasche Wein aus einem Beutel neben seiner Pritsche. »Ich habe nicht genug für die Offiziersmesse, aber ich habe ein paar Flaschen für Augenblicke wie diesen aufbewahrt.«
Kaspar nahm den Becher entgegen und fragte:
»Was ist der Anlass?«
»Eine kleine Feier«, erwiderte der General. »Ich werde Euch nicht hängen.«
Kaspar hob den Becher. »Darauf trinke ich.« Er probierte einen Schluck. »Sehr gut«, sagte er dann.
»Was ist das für eine Rebe?«
»Wir nennen sie Sharaz.« Der General trank. »Die Anbaugebiete liegen ganz in der Nähe.«
»Ich sollte ein oder zwei Flaschen mit nach Hause nehmen, damit…« Er wollte gerade sagen, dass sein Verwalter den Weinhändlern in Opardum Proben anbieten und versuchen könnte, die Rebsorte im Königreich oder in Kesh zu finden, aber dann brach die Realität seines neuen Lebens wieder über ihn herein.
»Damit ich mich noch ein- oder zweimal an diese angenehmen Abende erinnern kann.«
»Es ist sehr willkommen, mitten im Krieg einen angenehmen Abend zu verbringen«, stimmte der General ihm zu. »Tatsächlich haben meine Späher berichtet, dass die Situation vollkommen Euren Angaben entspricht. Es gibt ein paar Patrouillen, mit denen wir leicht fertig werden sollten, und eine klare Angriffslinie an der westlichen Flanke. Und jetzt weiß ich sicher, dass Ihr keine Spione seid.«
»Ich dachte, Ihr wärt schon zuvor zu diesem Schluss gekommen?«
»Man kann nicht vorsichtig genug sein. Eure Geschichte und Euer Verhalten sind so unwahrscheinlich, dass Ihr vielleicht tatsächlich unglaublich schlaue Spione sein könntet. Ich hatte meine Zweifel an dieser Idee, aber wie ich sagte, man kann nicht vorsichtig genug sein.« Er lächelte und trank noch einen Schluck. »Es ist allerdings nicht anzunehmen, dass unsere Feinde uns einen größeren Sieg auf dem Silbertablett präsentieren, nur weil sie wollen, dass wir uns überschätzen. Außerdem wird Sasbataba, wenn wir die beiden Dörfer südlich von hier einnehmen, gezwungen sein, um Frieden zu bitten, damit sie nicht vollkommen besiegt werden. Der König ist ein Idiot, aber seine Generale sind nicht dumm. In einem Monat herrscht hier Waffenstillstand.«
»Das ist wirklich ein Grund zum Feiern«, sagte Kaspar.
»Es sollte Eure Weiterreise zur Stadt am Schlangenfluss ein wenig einfacher machen«, stellte der General fest. »Ihr habt keine Ahnung, wie unangenehm diese Grenzscharmützel manchmal werden können und welch schreckliche Auswirkungen sie auf den Handel haben.«
»Oh, ich glaube, ich weiß das.«
Der General sah Kaspar lange an, dann fragte er:
»Ihr seid ein Adliger, nicht wahr?«
Kaspar nickte
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