Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3
Flüsse, die breit genug waren, dass es eine Brücke brauchte, um sie zu überqueren.
Sie fanden ein Stück Weideland nicht zu weit von der Straße entfernt und nahe einem Bach, wofür Kaspar dankbar war; er plante, in Shamsha ein heißes Bad zu nehmen, aber die Gelegenheit, sich in dem kalten Bachwasser zu waschen, war ihm ebenfalls mehr als willkommen.
Die vier Männer hatten schon so oft ein Lager aufgeschlagen, dass sie inzwischen einer gut eingeübten, stillen Routine folgten. Kaspar führte die Pferde zur Tränke und sah zu, wie die anderen drei den üblichen Tätigkeiten nachgingen. Kenner zündete das Feuer an und machte sich bereit, das Abendessen zu kochen, McGoin kümmerte sich darum, dass Futter für die Pferde vorhanden war, wenn Kaspar sie zurückbrachte, während Flynn das Bettzeug und die Vorräte vom Wagen ablud.
Kaspar hatte eine seltsame Beziehung zu diesen Männern entwickelt; er hätte sie nicht unbedingt als Freunde bezeichnet, aber sie waren Kameraden, und er erkannte, dass er sein ganzes Leben in solchen Dingen nur wenig Erfahrung gesammelt hatte. Er hatte Freundschaft nur als Junge beobachten können, wenn er Zeit mit seinem Vater verbrachte und ein paar der engsten Freunde des alten Herzogs mit ihm zu Abend aßen oder auf die Jagd gingen.
Als Junge war sich Kaspar stets schmerzlich der Rangaspekte bewusst gewesen, die ihn als einzigen Erben des Throns von Olasko umgaben. Er hatte viele Spielkameraden gehabt, aber keinen einzigen Freund. Je älter er wurde, desto weniger sicher war er gewesen, ob sich jemand mit ihm abgab, weil er ihn mochte oder weil er einen Vorteil erlangen wollte.
Mit fünfzehn war es ihm schließlich leichter gefallen, von vornherein anzunehmen, dass mit Ausnahme seiner Schwester alle nur ihren persönlichen Vorteil suchten. Das machte die Dinge einfacher.
Kaspar kehrte zum Lager zurück, wo McGoin schon auf ihn wartete und ihm half, die Pferde anzupflocken. Dann verteilten die beiden Männer Getreide an die vier Tiere.
Als sie fertig waren, erklärte Kaspar: »Ich gehe schwimmen.«
McGoin sagte: »Ich glaube, ich komme mit. Ich bin an Stellen dreckig, von denen ich nicht mal wusste, dass es sie gibt.«
Kaspar lachte – McGoin hatte das schon hundertmal gesagt, aber Kaspar musste jedes Mal lachen.
Die beiden Männer zogen sich aus und wateten in den Bach. Es war kalt, aber dennoch erträglich. Der Frühsommer war weit genug fortgeschritten, und es war erfrischend.
Während sie schwammen und sich wuschen, fragte McGoin: »Was hältst du davon?«
»Wovon?«
»Von dieser Fluchgeschichte.«
»Ich kenne mich mit solchen Sachen nicht aus, McGoin. Ich weiß nur, seit ich euch begegnet bin, habe ich mich verflucht gefühlt.«
McGoin zögerte einen Augenblick, blinzelte, dann fing er an zu lachen. »Na ja, du bist auch nicht gerade die Erfüllung all unserer Wünsche, Kaspar.«
Kaspar nickte. »Das habe ich schon öfter gehört.«
McGoin sagte: »Ich hoffe, es stört dich nicht, dass ich frage, aber worüber hast du mit dem General gesprochen, als er uns nach den Abendessen weggeschickt hat?«
»Wir haben Schach gespielt. Und darüber gesprochen, wie es ist, Soldat zu sein.«
»Das dachte ich mir. Ich habe nie gedient. Nicht dass ich nie gekämpft hätte – ich habe als Küchenhilfe bei Karawanen nach Kesh angefangen, die mein Vater organisiert hat, und mich dann hochgearbeitet.
Unterwegs gab es immer wieder Scharmützel mit Banditen.« Er zeigte auf eine schlimme Narbe, die sich auf seiner linken Seite von der Achselhöhle bis zum Hüftknochen zog. »Die hier habe ich, seit ich siebzehn war. Wäre beinahe verblutet. Mein Vater hat mich mit einer verdammten Segeltuchnadel und Garn zusammengeflickt. Dann wäre ich beinahe am Fieber gestorben, als es sich entzündet hat. Nur ein Priester der Dala hat mich retten können, mit Medizin und einem Gebet.«
»Diese Priester haben ihren Nutzen.«
»Hast du die Tempel hier unten gesehen?«
»Nein«, antwortete Kaspar.
»Sie liegen überwiegend in den Städten, aber hin und wieder sieht man auch einen mitten im Nirgendwo. Ein seltsamer Haufen von Göttern. Einige von ihnen kennen wir auch, aber sie geben ihnen andere Namen. Guis-Wa heißt hier zum Beispiel Yama.
Aber von vielen Göttern habe ich auch noch nie gehört. Sie haben einen Spinnengott namens Tikir, einen Affengott und einen Gott für dies und einen für jenes und viele Dämonen und was weiß ich… ein Haufen Tempel. Jedenfalls, ich dachte, wenn ein
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