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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konklave der Schatten
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nach vorn und trieb ihm die Schwertspitze in die Kehle. Der Wolf zuckte noch einmal, dann lag er still da.
    Als es vorbei war, sagte Flynn: »Ich habe noch nie von einem so großen Wolf gehört.«
    »Ich auch nicht«, erwiderte Kaspar. »Solche Wölfe gibt es in Olasko nicht.«
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Flynn.
    Kaspar legte Flynn die Hand auf die Schulter.
    »Wir lassen den Wolf hier für die Aasfresser. Und dann begraben wir Kenner.«
    Die beiden Männer drehten sich um und kehrten schweigend ins Lager zurück.

Dreizehn
    Die Säulen des Himmels

    Kaspar ächzte vor Anstrengung.
    Er und Flynn hatten die Seile so um die Rüstung gebunden, dass sie sie wie in einer Art Hängematte tragen konnten, mit Kaspar am Kopf und Flynn an den Füßen. Sie hatten sich außerdem jeder einen Rucksack aufgeladen, und nun bemühten sie sich, durch eine schmale Klamm zu manövrieren.
    Felswände zogen sich zu beiden Seiten nach oben.
    Die Atmosphäre war so bedrohlich, dass man es beinahe schmecken konnte. Es war, als könnten die ungeladenen Besucher jederzeit zwischen zwei riesigen steinernen Handflächen zerdrückt werden. Selbst im hellen Morgenlicht war es hier unten finster, und sie konnten über sich nur einen schmalen Streifen blauen Himmel erkennen.
    »Wie geht es da unten?«, fragte Kaspar. Er machte sich Sorgen um Flynn. Nach Kenners Tod schien es, als wären Flynns letzte Kraftreserven versickert. Er wirkte wie jemand, der angesichts der Unvermeidlichkeit seines Todes bereits aufgegeben hat. Kaspar hatte so etwas schon bei Gefangenen gesehen, die in seinen Kerker geführt wurden, bei Männern, die gefoltert oder hingerichtet werden sollten.
    »Ich bin in Ordnung«, sagte Flynn, aber er klang wenig überzeugend.
    »Ich glaube, ich kann da vorn etwas sehen.«

    »Was denn?«
    »Das Ende der Klamm«, antwortete Kaspar. Als sie um eine Biegung kamen, wurde die Klamm weiter. Sie traten schließlich auf ein großes Plateau hinaus, über das ein Weg führte. »Ruhen wir uns aus.«
    Flynn widersprach nicht, und sie legten die Rüstung hin; dann setzten sie auch die Rucksäcke ab.
    Kaspar fragte: »Siehst du irgendwelche Umrisse vor den Felsen dort drüben?«
    Flynn zwinkerte in dem hellen Licht. Es war einer jener Sommertage, an denen keine Wolke am Himmel zu sehen ist und die Luft vor Hitze beinahe lebendig scheint. Das Licht wirkte nach den Stunden, die sie in der Klamm verbracht hatten, ausgesprochen grell. »Ich glaube schon.«
    Sie ruhten sich ein paar Minuten aus, dann setzten sie die Rucksäcke wieder auf und hoben die Rüstung.
    Als sie über das Plateau marschierten, wurden die Umrisse vor den Bergen klarer. Dort erhob sich eine kleine Stadt, und das Plateau ging in einen Platz über.
    Einige Gebäude waren in die Felsen gemeißelt, während andere rund um den Platz standen. Ihre Umrisse waren verwirrend, mit Linien und Krümmungen, die das Auge täuschten und die Sinne verstörten.
    Sechsecke, Pyramiden, ein Fünfeck, ein Rhombus; große Obelisken ragten zwischen den Gebäuden steil in den Himmel. Auch sie sahen merkwürdig aus, hatten eine abgerundete Seite, dann eine flache, und neben einer Spirale aus Stein stand ein trutzig aussehender dreiseitiger Turm. »Setzen wir die Rüstung ab«, sagte Kaspar.
    Sie senkten die Rüstung und nahmen wieder die Rucksacke ab, und dann ging Kaspar zu einem der Obelisken. »Er ist mit Runen bedeckt«, stellte er fest.
    »Kannst du sie lesen?«, fragte Flynn.
    »Nein, und ich bezweifle, dass irgendein lebender Mensch das kann«, antwortete Kaspar.
    Flynn blickte sich um. »Das hier ist wohl die Stadt der toten Götter.«
    »Ich denke schon.« Kaspar sah sich um und machte eine weit ausgreifende Geste. »Schau dir nur diese Entwürfe an! Kein menschliches Hirn kann sich so etwas ausdenken.«
    Flynn sah sich um. »Wer, glaubst du, hat es gebaut?«
    Kaspar zuckte die Achseln. »Vielleicht die Götter.
    Die, die noch leben.« Er drehte sich. »Gibt es hier noch etwas anderes als Grabmäler?«
    Auch Flynn drehte sich um die eigene Achse. »Sie sehen für mich alle wie Grabmäler aus.«
    Kaspar ging zu einem Gebäude und bemerkte, dass über der Tür ein Wort eingemeißelt war.
    »Kannst du das lesen?«, fragte Flynn. »Ich habe so etwas noch nie gesehen.«
    »Die Schriftzeichen kommen mir bekannt vor, aber ich kann sie nicht lesen.« Kaspar hatte Runen wie diese auf Pergamenten in Leso Varens Arbeitszimmer gesehen. »Ich glaube, es ist eine Art magischer Schrift.«

    »Wohin gehen

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