Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3
ungeduldig. »Wenn du lieber die Nacht mit der Rüstung allein bleiben willst, dann tu das, und ich gehe mit Flynn.«
Kenner schüttelte den Kopf. »Nein, ich gehe.«
Flynn sagte: »Je schneller wir aufbrechen, desto eher sind wir am Ziel. Gehen wir.«
Kaspar begleitete sie noch ein Stück und bog dann in den Wald ab und begann, Feuerholz zu sammeln.
Er brauchte keine Äste abzuhacken, denn er fand genug Bruchholz und sammelte so viel, dass es für zwei Nächte reichen würde. Dann ließ er sich nieder.
Ohne den Sarg wirkte die fremdartige Rüstung im schwächer werdenden Licht noch unheilverkündender.
Als das Feuer brannte, holte Kaspar seine Ration heraus und aß. Er trank aus einem Wasserschlauch, dann öffnete er seine Bettrolle. Die mit Gänsedaunen gefüllte Decke würde ihm gut tun. Er wusste, ihm stand eine kalte Nacht bevor.
Er ließ das Feuer wegen der Raubtiere hell brennen und kroch unter die Decke. Als er schon beinahe eingeschlafen war, hörte er einen Wolf heulen. Er öffnete die Augen und sah sich um. Der Wolf war ziemlich nahe.
Er lag ein paar Minuten still da und lauschte auf ein antwortendes Heulen. Kaspar wusste nicht, welche Art von Wölfen diese Region durchstreifte. In den Bergen von Olasko gab es drei Arten von Wölfen und außerdem wilde Hunde. Die Tieflandwölfe waren so groß wie Hunde und jagten in Rudeln, und sie plagten die Bauern, indem sie im Winter die Hirsch- und Elchherden ausdünnten. Wölfe fraßen alles, auch Mäuse, und wenn sie nicht genug Wild fanden, suchten sie auf den Bauernhöfen nach Hühnern, Enten, Gänsen, Bauernhunden und Katzen. Es gab Gerüchte, dass sie sogar Menschen jagten, wenn sie Hunger hatten, obwohl Kaspar in seiner gesamten Zeit als Herzog nie einen Bericht über solche Vorfälle erhalten hatte.
Die Wölfe des Hochlands sammelten sich in kleineren Rudeln, hatten erheblich größere Köpfe und kürzere Beine und gingen Menschen wenn möglich aus dem Weg. Sie waren kaum größer als ihre Tieflandvettern.
Die Sumpfwölfe aus dem südöstlichen Olasko waren eigentlich Tieflandwölfe, die sich dem Leben im Feuchtgebiet angepasst hatten – der einzige Unterschied, den Kaspar sehen konnte, bestand in dem dunkleren Fell, das sie in dunklerem Blattwuchs besser verbarg.
Er hörte keine Antwort auf das Heulen und schlief schließlich ein.
Irgendwann in der Nacht weckte ihn ein weiteres Heulen, und er griff sofort nach seinem Schwert. Er lauschte, hörte aber nichts weiter als den Wind in den Bäumen. Er schaute hinüber zu der Rüstung, einer reglosen Gestalt, die auf der anderen Seite des niederbrennenden Feuers lag. Nachdem er einen Moment das flackernde Licht betrachtet hatte, das sich auf der Oberfläche des Dings spiegelte, legte er das Schwert wieder hin und schlief erneut ein.
Es war Mittag, als Kenner und Flynn in Sicht kamen, beladen mit großen Rucksäcken voller Vorräte.
Sie ließen sich schwerfällig nieder, und Flynn fragte:
»War alles ruhig?«
»Ich habe irgendwo einen Wolf gehört, aber das war alles.«
»Einen Wolf?«, fragte Kenner. »Allein?«
»Offensichtlich«, sagte Kaspar und legte mehr Holz nach. »Sehen wir mal, was ihr habt.« Er inspizierte die Vorräte. »Wenn ich es richtig berechnet habe, sollten wir folgendermaßen vorgehen: Morgen früh nehmt ihr beiden die Vorräte…« Kaspar erläuterte ihnen einen Plan, wie sie ein paar Tage lang weitermarschieren konnten, immer in Etappen und abwechselnd, bis sie genug vom Nachschub aufgebraucht hatten, um den Rest zu holen. Sie ruhten sich den Nachmittag aus, nachdem sie sich überzeugt hatten, dass genug Feuerholz vorhanden war. Kaspar machte sich wegen des Wolfs keine allzu großen Gedanken, aber er wusste, dass Bären dreist sein konnten, wenn sie Lebensmittel rochen, und in dieser Jahreszeit – Spätsommer – begannen sie mit der Paarung; die Männchen würden aggressiv und die Weibchen hungrig sein, immer auf der Suche nach einer Möglichkeit, sich für den langen Winterschlaf Fett anzufressen.
Als es Abend wurde, sagte er daher: »Wir sollten vielleicht Wache stehen. Nur für den Fall, dass etwas unser Essen wittert und sich anschleicht.« Nach seiner Begegnung mit dem Grauschnauzenbären, die er nur überlebt hatte, weil Talwin Hawkins gewusst hatte, wie man ein solches Tier tötet, hielt er es für das Beste, keine Einzelheiten zu erwähnen.
Kaspar entschied sich für die mittlere Wache und ließ Kenner und Flynn den ununterbrochenen Schlaf; sie würden diejenigen
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