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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konklave der Schatten
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wir jetzt?«, fragte Flynn.
    »Der auserwählte Vater sagte nur, dass die Hüter in einer Bastion oberhalb der Nekropole, aber unterhalb des Pavillons der Götter leben. Ich nehme an, wir müssen einen Weg nach oben finden.«
    Sie machten sich daran, die Stadt der toten Götter zu erkunden.
    Der Platz endete an einer massiven Fassade, die direkt aus dem Fuß der Berge gehauen war. Vier Wörter waren dort in den Stein gemeißelt. »Was ist das hier?«, fragte Flynn.
    »Das mögen die Götter wissen – ich weiß es jedenfalls nicht. Sieht so aus, als führte der Eingang direkt in den Berg.«
    Flynn blickte sich um. »Kaspar, siehst du einen Weg nach oben?«
    »Nein, und ich habe auf dem Weg, der uns hierher geführt hat, auch keine Abzweigung bemerkt.«
    »Ich bin so müde.«
    »Ruhen wir uns aus.« Kaspar setzte ein Ende der Rüstung ab, und Flynn tat das Gleiche.
    »Nein, ich meinte nicht diese Art Müdigkeit.«
    Flynn wirkte blass und abgehärmt. »Ich meinte… ich weiß nicht, wie lange ich noch weitermachen kann.«
    »Wir machen so lange weiter, wie es sein muss«, erwiderte Kaspar. »Wir haben keine andere Wahl.«
    »Es gibt immer eine Wahl«, sagte Flynn. »Ich kann einfach warten, bis ich sterbe.«
    Kaspar hatte diesen Blick schon öfter gesehen. Es war nicht die gleiche Resignation, die er nach Kenners Tod bei Flynn bemerkt hatte, der Blick, der dem von zum Tode verurteilten Gefangenen glich. Das hier erinnerte ihn mehr an ein gejagtes Tier, wenn es aufhörte, sich zu wehren, und sich mit glasigen Augen niederlegte und auf den Tod wartete.
    Kaspar machte einen Schritt vorwärts und versetzte Flynn eine heftige Ohrfeige. Der kleinere Mann wirbelte herum, dann taumelte er einen Schritt zurück und landete auf dem Hintern.
    Die Augen weit aufgerissen und tränenfeucht von dem Schlag blickte Flynn verdutzt zu Kaspar hoch, als dieser sich vor ihm aufbaute. Kaspar zeigte mit dem Finger auf Flynn und sagte: »Du wirst nicht sterben, bis der Zeitpunkt dafür gekommen ist, verstanden?«
    Flynn glotzte, dann fing er plötzlich an zu lachen.
    Er lachte und lachte, bis Kaspar erkannte, dass der Kaufmann am Rand der Hysterie stand. Er streckte die Hand zu Flynn aus und zog den Mann wieder hoch. »Reiß dich zusammen«, befahl er, und Flynns Lachen wurde leiser.
    »Ich weiß nicht, was mit mir los ist«, murmelte er schließlich.
    »Ich schon. Das ist einfach Verzweiflung. Daran sind mehr Männer gestorben als in allen Kriegen der Welt zusammen.«
    Flynn sagte: »Ich nehme an, es bleibt uns nichts anderes übrig. Wenn wir diese Hüter finden wollen, müssen wir dort reingehen.«
    Sie hoben ihre Last wieder hoch, und über flache, breite Stufen betraten sie den Berg.
    Sie blieben in der Mitte der riesigen Halle stehen.
    Hier drinnen herrschte graues Licht, wie an einem sehr wolkigen Tag. Die Wände, der Boden und die Decke schienen bernsteinfarben zu schimmern. Die Halle war leer, wenn man von riesigen Steinthronen einmal absah, von denen es auf jeder Seite der Halle zwei gab. Kaspar sah sich den an, der ihm am nächsten war, und sagte: »Etwas ist auf den Sockel des Throns geschrieben, und zwar in vielen unterschiedlichen Sprachen. Ich kann das Wort Drusala entziffern.«
    »Und was bedeutet das?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht der Name des Wesens, das auf dem Thron sitzen soll. Oder vielleicht ist es der Name eines Orts, dessen Herrscher hier ruhen sollte.«
    Von den Thronen abgesehen gab es nur noch eine riesige Höhle, die sich in der gegenüberliegenden Wand öffnete und ins Dunkel führte.
    »Ich nehme an, wir müssen dort hineingehen«, sagte Kaspar.
    »Das würde ich nicht empfehlen«, erklang eine Stimme von hinten. »Es sei denn, ihr wisst genau, was ihr tut.«
    Sowohl Kaspar als auch Flynn versuchten, sich umzudrehen, und verfingen sich in den Seilen, mit denen sie die Rüstung trugen. Bis Kaspar sein Ende der Rüstung fallen gelassen und sich gedreht hatte, war die Fremde beinahe so nahe, dass er sie hätte berühren können.
    Sie war mittleren Alters und trug ein Tuch um den Kopf, aber von ihrem Haar war genug zu sehen, dass man ein wenig Grau in dem Schwarz erkennen konnte. Ihre Augen waren dunkel und ihre Haut hell, aber Kaspar nahm an, falls sie je die Sonne sah, würde sie dunkler werden als jetzt.
    Sie hatte etwas Unweltliches an sich, aber Kaspar hätte nicht sagen können, woher das kam. Vielleicht war es einfach die Atmosphäre dieses Ortes und die Tatsache, dass es ihr gelungen war, sich ihnen unbemerkt

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