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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konklave der Schatten
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Kaspar wickelte sich in seine Decke, legte sich hin und wartete auf den Schlaf.
    Aber er konnte nicht so leicht einschlafen, denn er spürte tief im Innern einen matten, schwellenden Schmerz, einen Schmerz, wie er ihn nie gekannt hatte und der bewirkte, dass er sich fragte, ob er wohl krank werden würde.
    Nach einiger Zeit erkannte er, was das für ein seltsames Gefühl war, und dann hätte er am liebsten geweint, aber er wusste nicht, wie.
    Der Wolf kam eine Stunde vor Morgengrauen.
    Kaspar spürte etwas – einen Augenblick bevor Kenner schrie. Kaspar und Flynn waren auf den Beinen und hatten die Waffen gezogen, aber der Wolf riss bereits Kenners Kehle auf.
    »Wir brauchen Feuer!«, rief Kaspar.
    Der größte Wolf, den er bis dahin gesehen hatte, war ein Hochlandwolf, den er in den Bergen von Olasko gejagt hatte. Das Tier hatte von der Nase bis zum Schwanz gut sechs Fuß gemessen und über hundert Pfund gewogen. Dieser Wolf hier war beinahe anderthalbmal so groß und wog so viel wie ein Mensch. Kenner hatte keine Chance, nachdem das Tier erst einmal angegriffen hatte. Kaspar umklammerte sein Schwert und wünschte sich einen Speer.
    Er wollte nicht, dass dieses Ungeheuer ihm zu nahe kam, aber das Schwert war nur als Schlag- und Stichwaffe nützlich. Und es würde einen beinahe perfekten Stich brauchen, um diesen Wolf zu töten.

    Das Tier ließ den schlaffen Kenner los und knurrte warnend. Flynn hatte einen brennenden Ast aus dem Feuer genommen und hielt ihn in der linken Hand; in seiner rechten hatte er ein Schwert. »Was sollen wir machen?«, fragte er Kaspar.
    »Wir lassen ihn nicht gehen. Er ist ein Menschenfresser, und da er schlau genug war, das Lager einmal auszukundschaften, wird er wahrscheinlich in der nächsten Nacht wiederkommen. Wir müssen ihn töten oder zumindest so schwer verletzen, dass er sich irgendwohin zurückzieht und stirbt.« Er sah sich um. »Geh du nach rechts und halte die Fackel vor dich. Wenn er angreift, stößt du ihm das Feuer ins Gesicht und versuchst, ihn mit dem Schwert zu treffen. Ansonsten treibst du ihn um das Feuer zu mir.«
    Zu Kaspars Überraschung zeigte sich Flynn ungewöhnlich entschlossen, obwohl dieses Tier sogar den erfahrensten Jäger hätte zögern lassen. Das Geschöpf senkte den Kopf in einer Bewegung, aus der Kaspar schloss, dass es gleich springen würde.
    »Achtung! Er wird springen!«
    Flynn ergriff die Initiative, machte einen raschen Schritt nach vorn, stieß die Fackel nach dem Tier und trieb es ein wenig zurück. Mit der Fackel vor seiner Schnauze und dem Feuer zu seiner Rechten wich der Wolf nach links und hinten aus und landete beinahe seitlich.
    Wenn ich doch nur einen Speer hätte!, dachte Kaspar und fluchte leise. Er rannte um das Feuer, und der Wolf wandte sich ihm zu. Als das Tier keine Fackel sah, wurde es wieder mutiger und sprang Kaspar an, ohne sich zuvor auch nur zu ducken.
    Jahre der Erfahrung retteten dem ehemaligen Herzog das Leben, denn er konnte sofort auf den explosiven Sprung reagieren. Statt nach rechts auszuweichen, weg von dem Tier, wie der Instinkt es riet, drehte sich Kaspar nach links und schwang sein Schwert parallel zum Boden.
    Wie er gehofft hatte, traf die Klinge die Brust des Tieres, und als der Schock des Aufpralls an Kaspars Armen entlangzuckte, stieß der Wolf ein heulendes Winseln aus. Kaspar vollendete die Drehung, für den Fall, dass der Wolf sich ebenfalls umdrehen und erneut angreifen würde.
    Stattdessen sah er das Geschöpf zappelnd am Boden liegen, wo es versuchte, trotz eines abgetrennten Vorderbeins wieder auf die Beine zu kommen. Verwirrt und gequält schnappte das Tier nach seinem eigenen verwundeten Bein und verursachte sich noch mehr Schmerzen.
    Flynn kam näher, als der Wolf schließlich auf drei Beinen stand. »Warte!«, sagte Kaspar. »Er wird verbluten. Aber wenn du ihm jetzt schon zu nahe kommst, kann er dir immer noch die Kehle durchbeißen.«
    Das Tier versuchte, näher zu kommen, und fiel zu Boden. Es heulte, kam wieder hoch und versuchte vergeblich, sich zu drehen. »Bring die Fackel«, sagte Kaspar.
    »Warum?«

    »Weil wir sicher sein müssen, dass er stirbt.«
    Sie folgten dem Wolf, der versuchte, hügelabwärts in den Wald zu gelangen, aber nach fünfzig Schritten fiel er um und blieb hechelnd liegen. Die beiden Männer gingen nahe genug heran, um das Tier im Fackellicht beobachten zu können, blieben aber wachsam.
    Schließlich verdrehte das Tier die Augen, und Kaspar machte einen raschen Schritt

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