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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konklave der Schatten
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und keine goldenen Ränder hatten.
    »Warum ist das Tor so lange offen?«
    »Es ist nicht spät«, sagte Kalkin. »Die Sonne geht gerade erst unter.«
    »Aber der Himmel ist schwarz.«
    »Ja«, erwiderte der Gott. »Die Sonne dieser Welt spendet Wärme, aber nur wenig Licht. Erinnere dich an das, was ich zuvor gesagt habe – dass die Gesetze und Regeln hier andere sind. Wären wir tatsächlich hier, würde dein Leben nur Tage dauern. Die Luft selbst würde dich langsam vergiften. Die Hitze der Sonne würde deine Haut verbrennen, und sogar bei Nacht fändest du es unangenehm heiß. Das Wasser würde bitter wie Schwefel schmecken und wie Säure brennen.«
    Das Tor schloss sich mit einem donnernden Dröhnen, als hätten zwei riesige Steine die Erde getroffen.
    Dann erkannte Kaspar, dass sie jetzt irgendwie Teil der Mauern waren: intelligent ausbalancierte Steine, vielleicht mit Gegengewichten versehen, die sich so mühelos drehten, dass zwei Männer – oder was immer diese Geschöpfe waren -sie allein schließen konnten.
    »Beobachte«, sagte Kalkin und zeigte auf die Straße.
    Ein einzelner Wagen raste auf das Tor zu, gezogen von einem der maultierähnlichen Reptilien, und Kaspar sah, dass auf dem Kutschbock ein aufgeregtes Wesen saß. »Wie nennt man diese… Leute?«
    »Sie nennen sich selbst die Dasati, was in ihrer Sprache >Leute< bedeutet. Sie sind Menschen so unähnlich wie Drachen. Tatsächlich sind Drachen Menschen sogar ähnlicher.
    Das hier ist eine ihrer Welten, Kosridi. Es ist ihre Hauptwelt.«
    »Eine ihrer Welten?«
    »Wie die Tsurani und ein paar andere Völker haben sie die Möglichkeit, sich von einer Welt zur anderen zu bewegen. Sie sind aggressiver als jede andere Nation der Geschichte.«
    »Was ist hier los?«
    »Eine Art Sperrstunde. Niemand darf nach dem Schließen der Tore noch vor den Stadtmauern sein.«
    »Warum? Sind Feinde in der Nähe?«
    »Die Dasati haben keine Feinde – zumindest nicht auf dieser Welt. Aber es gibt viele Gefahren.«
    Der Wagen hielt vor dem Tor an, und der Fahrer rief denen auf der Mauer aufgeregt etwas zu. Die Dasati auf der Straße über dem Tor hielten inne und blickten nach unten.
    Sie begannen, sich zu unterhalten, und andere eilten herbei, um den Mann im Wagen zu beobachten.
    Dann erklang aus dem Dunkeln ein Heulen.
    Kaspar wurde bei dem Laut eiskalt. »Was ist das?«
    »Etwas, das in etwa unseren Wölfen entspricht.«

    Geschöpfe kamen aus dem Dunkel heran, sprangen so schnell durch die düstere Landschaft, dass Kaspar ihre Gestalt nur erahnen konnte. Als sie sich der Mauer näherten, reflektierte ihre Haut das Fackellicht, und Kaspar riss erstaunt den Mund auf.
    Wenn die Geschöpfe, die Wagen und Karren zogen, Eidechsen-Maultiere waren, dann ähnelten diese Wesen einer Kreuzung von Wolf und Pferd. »Was ist das?«
    »Man nennt sie Zarkis«, erwiderte Kalkin.
    Die Geschöpfe waren so groß wie ein Pony und hatten ockerfarbenes Fell an der Schnauze, aber ansonsten waren sie dunkelgrau, und das Fell an ihren Beinen war schwarz.
    Ihre Köpfe waren breit und flach, und ihre Augen standen weit auseinander und sahen im Fackellicht gelb aus. Ihre Reißzähne waren so lang wie Kaspars Dolch. Sie bewegten sich erstaunlich schnell, und drei von ihnen hatten das Lasttier innerhalb von Sekunden getötet.
    Zwei andere sprangen hinter dem Wagen hervor, und eins riss den Kopf des Fahrers von seinen Schultern, und einen Augenblick später, bevor der Körper auch nur zusammenbrechen konnte, biss das zweite Geschöpf den Oberkörper des Dasati mittendurch.
    Kalkin stellte fest: »Die allgemeine Stimmung des Lebens, wenn du es so ausdrücken willst, das Tempo und die Rhythmen sind viel extremer als die deiner Welt. Selbst die Pflanzen sind zäh und nur schwer umzubringen. Die Raubtiere dieser Welt sind unbe-schreiblich. Selbst die Beutetiere wehren sich heftig, wenn sie gejagt werden. Stell dir ein Kaninchen mit rasiermesserscharfen Zähnen und dem Verhalten eines Vielfraßes vor. Die Leute hier sind ebenso gnadenlos.«
    »Warum hat ihm keiner geholfen?«, fragte Kaspar.
    »Hilfe ist für diese Leute eine Sache des Nutzens.
    Ein Familienmitglied hätte ihm vielleicht ein Seil zugeworfen, wenn genug Zeit gewesen wäre, ein enger Freund hätte versprochen, seiner Gefährtin sein Lebewohl auszurichten, und ein Bekannter hätte erst über das Gemetzel gelacht, nachdem das Opfer tot war.«
    Dann erkannte Kaspar, dass alle auf der Mauer lachten, als hätten sie einer brillanten

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