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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konklave der Schatten
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vor seinem Gesicht. Sie folgten dem Kreis und bildeten eine Spirale, als sie weiter aufstiegen. Kaspar sah weitere Türme, und schon bald befand er sich in einen goldenen Zylinder aus Licht.
    Dann verschwand alles. Kaspar spürte, wie eine Kälte, die kein Mensch ertragen konnte, durch ihn hindurchging, eine so verblüffende Kälte, dass er nicht einmal keuchen konnte.
    Dann war es vollkommen dunkel.
    Kaspar fühlte sich, als würde er schweben. Dann öffnete er die Augen. Die Sonne schien ihm ins Gesicht, und es war ein wenig kühl. Als das schwebende Gefühl nachließ, erkannte er, dass er auf einer festen Fläche lag.
    Er setzte sich hin.
    Er befand sich auf einem Marmorboden. Er streckte die Hand aus und berührte den Stein. Dann sah er sich um. Der Boden erstreckte sich in alle Richtungen, und Kaspar konnte sich einen Augenblick nicht orientieren.

    Er stand auf. In regelmäßigen Abständen gab es Säulen, denen flache Rinnen in der Oberfläche Struktur verliehen. Er ging zu einer und berührte sie. Sie fühlte sich glatt an und sah aus wie Elfenbein.
    Zwischen den Säulen hingen durchscheinende weiße Seidenvorhänge, die in einer leichten Brise wehten. Er blickte auf und sah, dass er eine Glasdecke über sich hatte, durch die die Sonne schien.
    Es gab nichts anderes zu sehen, und schließlich ging er in die Richtung, aus der die Brise kam.
    Nachdem er durch ein halbes Dutzend Vorhänge gegangen war, sah er eine Öffnung, in der es keinen Vorhang gab, und was er dahinter erblickte, ließ ihn innehalten. Er befand sich hoch oben über einer Bergkette, und unter sich konnte er schneebedeckte Gipfel und Wolken erkennen, die das Licht der Nachmittagssonne reflektierten. Er ging vorsichtig zum Rand und spähte hinab.
    Auf welche Weise dieser Ort über den Wolken hing, wurde nicht deutlich, aber vom Rand aus konnte Kaspar sehen, dass es keine physische Verbindung zu den Bergen gab. Die Luft hätte hier oben bitter kalt und dünn sein sollen, vielleicht sogar zu dünn, um atmen zu können, aber Kaspar fand sie ausreichend und nur ein wenig frisch.
    »Eine wunderbare Aussicht, nicht wahr?«
    Kaspar drehte sich um.
    Wo zuvor nur leerer Boden gewesen war, gab es nun eine kurze Säule aus dem gleichen weißen Stein mit einer Platte darauf, auf der ein Mann saß.

    Er hatte helle Haut, lockiges hellbraunes Haar, Augen von der gleichen Farbe und ein kräftiges Kinn. Sein Alter war schwer zu schätzen – einen Augenblick dachte Kaspar, er sei etwa in seinem Alter, aber einen Moment später wirkte er beinahe jungenhaft. Er trug ein schlichtes hellblaues Hemd und eine weiße Hose, und er war barfuss.
    »Ja«, sagte Kaspar. »Eine wunderbare Aussicht.«
    Der Mann stieg von dem kleinen Podest, und als seine Füße den Boden berührten, verschwand es.
    »Nur wenige erhalten die Gelegenheit, das hier zu sehen. Es ist in gewisser Weise das Dach der Welt.«
    Er stellte sich neben Kaspar. »Wie bei so vielen Dingen bemerke ich es kaum mehr, bis ich sehe, wie jemand anders es bewundert, und dann erinnere ich mich wieder daran, wie hinreißend es ist. Es sind die beiden höchsten Gipfel der Welt, wusstest du das?«
    »Nein«, sagte Kaspar. »Das wusste ich nicht.«
    »Der südliche Gipfel wird Elefant genannt, und er ist nur zwei Fuß niedriger als der Nordgipfel, den sie den Drachen nennen. Kannst du dir das vorstellen? Sie sind beide über dreißigtausend Fuß hoch, und zwischen ihnen besteht nur ein Unterschied von zwei Fuß?«
    »Dreißigtausend Fuß?«, fragte Kaspar. »Ich müsste mich eigentlich zu Tode frieren. Ich habe in den Bergen meiner Heimat Riesenwidder gejagt, auf den hohen Pässen, die über dreitausend Fuß hoch sind, und ein paar meiner Männer wurden schon in dieser Höhe krank, und es war sogar im Sommer eiskalt.
    Wie ist das möglich?«

    Der Mann lächelte. »Das ist einfach. Du bist nicht hier.«
    »Wo bin ich denn sonst?«
    »Du bist woanders. Aber mach dir deswegen nicht zu viele Sorgen. Du hast allerdings nicht viel Zeit, also sollten wir darüber sprechen, wieso du hier bist.«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Ich kenne die Geschichte. Du brauchst sie nicht noch einmal zu erzählen, Kaspar.«
    »Du kennst mich?«
    »Ich weiß alles, was es über dich zu wissen gibt, Kaspar, ehemaliger Herzog von Olasko, seit dem Zeitpunkt, als du aus Versehen auf die Pfote von Natalias Kätzchen getreten bist und sie eine Woche nicht mehr mit dir reden wollte…«
    »Da war ich zwölf!«
    »… bis zu dem, was du mit

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