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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Flug der Nachtfalken
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sagtest du bereits«, erwiderte Magnus.
»Nein, er ist noch wichtiger, als wir dachten. Er versteht die Dasati.«
Pug und Magnus wechselten verblüffte Blicke, dann
fragte Magnus: »Waren wir nicht übereingekommen,
dass wir außerhalb unserer Gruppe nicht von ihnen sprechen wollten?«
Nakor schüttelte den Kopf. »Ich habe ihm nichts von
ihnen erzählt. Er kennt sie, weil er ist wie sie. Ich verstehe nun, wie sie zu dem wurden, was sie sind.«
Pug lehnte sich zurück. »Das klingt faszinierend.«
»Ich will nicht behaupten, dass ich jede Einzelheit verstehe, aber ich weiß, was geschah.«
Pug bedeutete Nakor, sich hinzusetzen und weiterzusprechen.
»Als Kaspar beschrieb, was Kalkin ihm von der Dasati-Welt gezeigt hat, reagierten wir alle auf die gleiche
Weise. Wir waren besorgt wegen der Gefahr, die sie darstellen, und wir fragten uns, wie ein solches Volk entstehen konnte. Wie konnte ein Volk wachsen und gedeihen,
ohne dass es so etwas wie Mitgefühl, Großzügigkeit und
ein Gefühl gemeinsamer Interessen gab? Ich nehme an,
auch die Dasati verfügten einmal über all das, aber dann
wurde das Böse auf dieser Welt übermächtig, und dieser
Mann ist ein Beispiel dessen, was wir alle werden, wenn
das Böse hier die Oberhand gewinnt.« Nakor hielt inne,
dann stand er auf und begann, auf und ab zu gehen, als
müsste er sich anstrengen, seine Gedanken zu formulieren.
»Bek ist, wie die Götter ihn gemacht haben.« Er deutete nach draußen, wo der junge Mann wartete. »Das hat er
zu mir gesagt, und er hat Recht. Und er weiß, dass er
nicht so ist, wie die Götter andere Menschen gemacht
haben. Aber er hat nicht einmal die geringste Ahnung,
was das wirklich bedeutet.«
Nakor sah erst Pug und dann Magnus an. »Niemand in
diesem Raum wurde so gemacht wie andere Menschen.
Wir wurden alle auf die eine oder andere Weise von den
Göttern berührt, und deshalb sind wir dazu verdammt,
Leben zu führen, die sowohl wunderbar als auch schrecklich sind.« Er grinste. »Manchmal sogar beides gleichzeitig.« Dann wurde sein Gesicht wieder ernst. »Während
unseres Kampfes gegen die Schergen des Bösen haben
wir viele Male darüber nachgedacht, welchem Zweck
dieses Böse dient, und die beste Antwort, die uns bisher
einfiel, ist eine abstrakte Hypothese: Dass es ohne das
Böse kein Gutes geben kann, und dass unser größtes Ziel
zum Wohle aller darin besteht, ein Gleichgewicht zu erreichen, in dem das Böse vom Guten ausgeglichen wird
und dadurch ein Universum voller Harmonie entsteht.
Aber was, wenn die Harmonie, die wir suchen, Illusion
ist? Was, wenn sich der natürliche Zustand dauernd im
Fluss befindet, wenn es ein ununterbrochener Kampf ist?
Manchmal wird das Böse die Oberhand gewinnen und
manchmal das Gute. Wir sind gefangen in den endlosen
Gezeiten, die über unsere Welt hinwegspülen.«
»Du zeichnest ein noch trostloseres Bild als sonst, Nakor«, unterbrach ihn Pug.
Magnus stimmte ihm zu. »Selbst die Sache mit den
Ameisen, die die Festung zerstören wollen, klang optimistischer, als von einer endlosen Flut weggeschwemmt zu
werden.«
Nakor schüttelte den Kopf. »Nein, seht ihr denn nicht,
was ich meine? Es zeigt nur, dass das Gleichgewicht
manchmal zerstört wird! Manchmal schwemmt die Flut
alles vor sich her.« Wieder deutete er nach draußen.
»Seht euch Bek an. Er wurde von etwas berührt, das er
nicht versteht, aber sein Verständnis ist für das, was ihm
seinen Willen aufgezwungen hat, auch nicht notwendig!
Die Dasati sind nicht böse, weil sie so sein wollten. Ich
wette, sie waren uns in vergangenen Zeitaltern nicht
einmal unähnlich. Ja, ihre Welt ist uns fremd, und sie
leben auf einer Existenzebene, die wir unmöglich ertragen können, aber irgendwann einmal liebten die DasatiMütter ihre Kinder, und Ehemänner liebten ihre Frauen,
und Freundschaft und Loyalität blühten. Das, was wir
den Namenlosen nennen, ist nur eine Manifestation von
etwas viel Größerem, von etwas, das nicht auf diese
Welt, dieses Universum oder diese Wirklichkeit beschränkt ist. Es überspannt…« Er suchte nach den richtigen Worten. »Das Böse ist überall, Pug.« Dann grinste
er. »Aber das bedeutet, dass das Gleiche auch für das
Gute gilt.«
Nakor schlug sich mit der rechten Faust in die linke
Handfläche. »Wir machen uns vor, dass wir das Ausmaß
unserer Entscheidungen verstehen, aber wenn wir von
Zeitaltern reden, wissen wir nicht wirklich, was das bedeutet. Das, wogegen wir kämpfen, hat sich auf

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