Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4
diese
beiden hier mir erzählt haben, stecken wir bis zur Hüfte
in Krokodilen, und der Sumpf steigt noch.«
»Was habt ihr ihm gesagt?«, fragte Caleb.
Tad und Zane wechselten einen Blick, aber es war
Jommy, der antwortete: »Genug, damit ich weiß, dass ich
entweder bis zum Ende bei euch bleibe oder ein toter
Mann bin, sobald ich versuche, die Stadt zu verlassen.
Ich bin nicht sicher, ob ich alles verstanden habe, was sie
sagten, aber du solltest eins über mich wissen, Kumpel:
Ich werde dich nicht hängen lassen. Du hast mich mehr
als anständig behandelt und hast mir zu essen gegeben,
obwohl ich nichts weiter getan habe, als die beiden davor
zu bewahren, wie Trommeln bei einem Fest behandelt zu
werden. Nimm den Jungs nicht übel, dass sie mir etwas
gesagt haben; ich habe sie überzeugt, dass ich zumindest
wissen sollte, warum ich umgebracht werden soll.«
»Das ist nur gerecht, Caleb«, warf Tad ein.
Caleb sah Jommy an. »Du hast dich in große Gefahr
gebracht.«
Der Junge aus Novindus zuckte die Achseln. »Ich war
immer wieder in Gefahr, seit Rolie und ich von zu Hause
weggegangen sind. Ich hätte genauso gut sterben können
wie er. Was macht ein klein bisschen mehr Gefahr da
noch aus? Ich denke, ihr seid in Ordnung, und wenn ich
mich schon mit jemandem zusammentue, dann lieber mit
Leuten, die in Ordnung sind. So, und wohin gehen wir
von hier?«
»Zu einem Gasthaus nicht weit von hier. Und du«, Caleb deutete auf Zane, »wirst vorausgehen. Es ist nicht
weit, und du solltest keine Schwierigkeiten haben; wenn
sie immer noch nach uns suchen, dann nach drei Jungen
und nicht nach einem. Dein dunkles Haar macht dich in
dieser Umgebung am unauffälligsten – du siehst von uns
allen am meisten wie ein Keshianer aus. Ich werde dir
erzählen, was du ihnen sagen sollst. Wir werden dir nach
einiger Zeit folgen.«
Zane hörte zu, wie Caleb ihm Anweisungen gab.
Nachdem er gegangen war, sagte Caleb zu Jommy und
Tad: »Ich muss noch etwas erledigen, bevor ich mich
euch anschließe. Wenn ich bis morgen früh nicht im
Gasthaus bin, geht zum Wirt und sagt ihm, ihr müsst die
Stadt mit der ersten Karawane nach Norden verlassen.
Geht zur Karawanserei, aber nicht mit der Karawane.
Das ist nur ein Code; jemand wird kommen und euch
nach Hause bringen. Verstanden?«
»Und wohin gehst du?«, fragte Tad.
»Ich werde mit einem Mann über das sprechen, was
letzte Nacht schief gegangen ist …«
»Vor zwei Nächten«, verbesserte Tad.
»Also gut, vor zwei Nächten. Jemand wusste, dass wir
auf dem Weg waren, Tad, und sie haben viele von uns
getötet. Es tut mir Leid, dass ich so viele gute Männer
verloren habe, aber jetzt muss ich vor allem herausfinden, woher sie wussten, dass wir sie angreifen wollten,
woher sie wussten, dass ihr Jungen im Drei Weiden wart,
und ob es noch mehr Probleme gegeben hat, während ich
bewusstlos war.«
»Sei vorsichtig, Caleb«, erwiderte Tad. »Ich will Ma
nicht sagen müssen, dass du tot bist.«
»Damit sind wir schon zwei, Sohn. Und jetzt wartet
noch ein paar Minuten und geht dann zu dem Gasthaus,
zu dem ich Zane geschickt habe. Jommy, du gehst zuerst
und Tad ein wenig später. Wenn jemand nach euch sucht,
dann suchen sie eher nach drei Jungen zusammen als
nach einzelnen. Möge die Glücksgöttin auf euch herablächeln.«
»Auf dich ebenfalls, Caleb«, erwiderte Jommy.
Nachdem Caleb aufgebrochen war, sagte Jommy zu
Tad: »Du hast wirklich einen prima Vater, Kumpel.«
Tad nickte nur.
Caleb hatte das Haar auf dem Kopf zusammengerafft und
unter den Hut gesteckt. Er trug einen billigen Umhang,
der seine Lederweste und die Hose verbarg. Er hatte
nicht vor, lange draußen zu bleiben, aber er wollte auch
nicht entdeckt werden. Ohne eine Leiche, die bewies,
dass er tot war, würden Varens Männer zweifellos weiter
nach ihm Ausschau halten.
Als er die Zuflucht verließ, hatte er festgestellt, dass es
Mittag war – er hatte jegliches Zeitgefühl verloren, seit er
vor zwei Tagen ins Abwassersystem eingedrungen war.
Nun ging er wieder durch die Stadt, nur ein weiterer Reisender aus dem Ausland, der angesichts der Hitze in
Kesh nicht richtig gekleidet war, aber wohl kaum der
Erste, der darauf bestand, weiterhin solch seltsame Kleidung zu tragen.
Als Erstes hatte Caleb bei einem bescheidenen Geldverleiher vorbeigeschaut, der seinen Laden am Rand eines kleinen Platzes hatte. Danach hatte er sich bei einem
Waffenschmied ein neues Schwert gekauft. Und dann
hatte er sich zu
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