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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Flug der Nachtfalken
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anderen
Unternehmen, die unangenehmen Geruch absonderten,
waren an den Rand des Sees gedrängt worden, so weit
von den Wohnvierteln von Kesh entfernt wie möglich,
und lagen auf der Windschattenseite der Stadt, damit der
ununterbrochene Wind den Geruch wegwehte. Aber das
gesamte Viertel stank dennoch.
    Sie erreichten eine Stelle, wo ein großes Abflussrohr
in den Kanal mündete, und Shabeer trat auf einen unebenen Stein, der einen gut getarnten Fußhalt darstellte. Er
zog sich in den Abfluss und verschwand im Dunkeln.
    Da er die Laterne hatte, sagte Tal: »Langsam, Junge.«
Er folgte Shabeer und musste sich ducken, damit er
nicht mit dem Kopf an die Decke des niedrigen Rohres
stieß. Der Junge führte ihn etwa zweihundert Schritt weiter, bis er zu einer Stelle kam, die offenbar ein größeres
rundes Auffangbecken darstellte.
Mehrere Ströme stinkender Flüssigkeiten trieften von
oben herein, und Shabeer bedeutete Tal, dicht an der linken Wand zu bleiben, als er zu einer Reihe von Eisensprossen ging, die in die Ziegelwand eingelassen waren.
Tal folgte dem kletternden Jungen, bis Shabeer eine
Falltür über seinem Kopf aufschob. Sie kamen in einen
gut beleuchteten Raum. Caleb und Kaspar waren bereits
dort und saßen an einem großen Tisch. Neben ihnen befand sich ein leerer Stuhl.
Sobald Tal die Falltür hinter sich hatte, hörte er eine
Stimme von der anderen Seite des Raums: »Setzt Euch
bitte.«
Der große Tisch dominierte den Raum, und Tal erkannte, dass sein Hauptzweck wohl darin bestand, jene
zu verlangsamen, die möglicherweise denjenigen angreifen wollten, der sich auf der anderen Seite des Tischs
befand.
Diese Person war ein großer, dicker Mann in gestreiftem Gewand, wie es die Wüstenmänner der Jal-Pur trugen, aber der Träger war kein Wüstenbewohner. Er hatte
einen Stiernacken, und sein Kopf war komplett rasiert.
Sein Alter war schwer einzuschätzen – er hätte ebenso
gut neunundzwanzig wie sechzig sein können. Die einzelne Kerze spendete nicht genug Licht, dass Tal ihn genauer sehen konnte. Zu beiden Seiten von ihm standen
gut bewaffnete Männer – Leibwächter.
Sobald Tal sich hingesetzt hatte, sagte der Mann: »Ihr
könnt mich Richter nennen; ein Ehrentitel, den mir jene
gegeben haben, die im Abwassersystem und in den Gassen hausen, und er wird im Augenblick genügen. Euer
Freund Caleb hat sich sehr großzügig gezeigt und etwas
von meiner Zeit erworben, Freunde. Zeit ist Geld, wie Ihr
sicher alle wisst, also lasst uns direkt aufs Thema kommen. Was wollt Ihr von den Lumpenbrüdern?«
Caleb fragte: »Sprecht Ihr für sie?«
»So gut es überhaupt jemand kann«, lautete die Antwort. »Und das bedeutet nein.« Er sah Tal an. »Wir sind
nicht wie Eure berühmten Spötter von Krondor und haben keine strengen Aufseher, die alles eisern beherrschen, Talwin Hawkins aus dem Königreich.«
Kaspar warf Caleb einen Blick zu, und der »Richter«
fuhr fort: »Ja, wir wissen, wer Ihr seid, Kaspar von
Olasko.« Er zeigte auf Caleb. »Ihr, mein Freund, seid
allerdings nur mit Namen bekannt, und Eure Herkunft ist
ein wenig unklar. Jedenfalls, der Aufrechte Mann mag in
Krondor mit eiserner Faust herrschen« – er legte die
Hand auf die Brust und verbeugte sich leicht –, »aber ich
kann hier nur Vorschläge machen. Wenn es ein guter
Vorschlag ist, wird man ihn sich zweifellos anhören. Was
kann ich also für Euch tun?«
»Wir suchen die Nachtgreifer«, antwortete Caleb.
»Nach allem, was ich höre, habt Ihr sie vor einer Woche gefunden. Es gab eine ungewöhnlich große Anzahl
von Leichen, die auf den Overnsee zutrieben, um die
Krokodile zu füttern, und viele von ihnen trugen
Schwarz.«
»Man hat uns in eine Falle gelockt«, erklärte Caleb.
»Sah ganz danach aus«, erwiderte der Mann.
Kaspar sagte: »Wir brauchen Informationen. Wir müssen wissen, wo sich ihr wahres Nest befindet.«
»Wie ich schon sagte«, erklärte der dicke Mann, »das
hier ist nicht Krondor, und wir haben keine wirkliche
Organisation. Kesh ist in Bezirke aufgeteilt, und jeder hat
seinen eigenen Herrscher und seine eigenen Regeln. Über
der Erde findet ihr Banden, Bettler, Taschendiebe und
Schläger, und sie gehorchen alle ihren eigenen Anführern. Diese Anführer wiederum unterstehen mächtigeren
Personen, und jede von denen hütet ihre Autorität eifersüchtig. Die Schlachthofbande beherrscht den Bereich, in
dem wir uns nun befinden, und im Südwesten von hier
gibt es die Jungen vom Kai. Es gibt über

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