Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4
beantworten.
Nun war Caleb aufgewacht, und die Jungen erzählten
ihm, was in den Drei Weiden passiert war. Er sagte: »Wir
waren also nicht halb so schlau, wie wir dachten.«
»Geht es dir gut?«, fragte Tad.
»Besser, als ich aussehe«, erwiderte Caleb. »Ich habe
zwei Schnittwunden in der Schulter, aber sie waren beide
nicht tief. Und dann haben sie mich am Kopf erwischt,
aber obwohl solche Wunden wie verrückt bluten, sieht es
viel schlimmer aus, als es ist – und wir waren in Sicherheit, als ich umfiel. Ich erinnere mich an nicht viel, nur
dass die Jungs mich getragen haben …« Er sah sich um.
»Wo sind wir?«
Tad sagte es ihm, und Caleb nickte. »Und wie seid ihr
hierher gekommen?«
Die Jungen erzählten ihm von den vier Attentätern,
und Caleb schüttelte den Kopf. »Wenn sie euch hätten
umbringen wollen, wärt ihr tot. Sie wollten offenbar,
dass ihr sie hierher führt.« Er schien besorgt zu sein.
»Wir haben sie abgehängt«, erklärte Jommy grinsend.
»Ich habe sie zu Bäckerjungen gelockt, und die haben
sich entschlossen, ein bisschen Spaß mit diesen Attentätern zu haben. Als ich zurückschaute haben die Bäckerjungen wild auf unseren Verfolgern herumgetrampelt.«
»Es ist erstaunlich, dass die Bäckerjungen noch leben«, sagte Caleb.
»Überraschung kann manchmal Wunder wirken«, erwiderte Jommy.
»Und Dummheit. Es hätte gut sein können, dass diese
Jungen umgebracht werden, Jommy.«
Nun grinste Jommy nicht mehr. »Nun, ich hatte keinen
Dank dafür erwartet, dass ich diese beiden hier gerettet
habe, aber sicher auch keine Kritik. Wäre es dir lieber,
wenn es uns erwischt hätte?«
Caleb hob die Hand. »Du hast Recht. Es tut mir Leid.
Ich war nicht da.«
»Was machen wir jetzt, Caleb?«, fragte Tad.
»Ich muss mich noch ein paar Tage ausruhen, aber
nicht hier. Wir haben diese Leute schon genug in Gefahr
gebracht. Also müssen wir ein neues Versteck finden.«
Er fuhr sich mit der Hand durch das lange Haar und stellte fest, dass es blutverklebt war. »Und ich muss mich
waschen.«
Er setzte sich aufrecht hin, versuchte einen Moment
lang, zu Atem zu kommen, und sagte dann. »Ich muss
mich waschen.«
»Das hast du bereits gesagt«, stellte Zane fest.
Caleb nickte. »Wenn sie wissen, wo wir sind …«
»Das tun sie nicht«, erklärte Tad. »Wenn sie wussten,
wo wir sind, wären sie längst hier gewesen.«
»Ja«, flüsterte Caleb. »Ich … Du hast Recht.«
»Warum legst du dich nicht wieder hin, Mann?«,
schlug Jommy vor. »Ich behalte die Situation im Auge.«
Caleb lehnte sich zurück, und schon bald war er eingeschlafen.
»Also gut«, sagte Jommy »Ich denke, jetzt ist ein guter
Zeitpunkt, um zu fragen, wieso so viele Leute uns umbringen wollen.« Er sah Tad und Zane ruhig an, lehnte
sich auf dem Stuhl zurück und wartete auf eine Antwort.
Zwei weitere Mahlzeiten kamen und gingen, bevor Caleb
wieder aufwachte. Die Jungen nahmen an, dass es Vormittag war, als er sich stöhnend aufsetzte und sagte:
»Mein Schädel ist offenbar gebrochen.«
»Sah nicht danach aus«, erwiderte Jommy. »Wartet
hier.« Er stand auf, ging an Tad und Zane vorbei, die
immer noch auf dem Boden saßen, und verließ das Zimmer.
»Wo geht er hin?«, fragte Caleb.
»Weiß ich nicht«, antwortete Zane. »Vielleicht pinkeln.«
»Ihr wart nicht draußen, oder?«, fragte Caleb, als er
sich schwer auf die Rückenlehne des Stuhls stützte und
aufstand.
»Nein«, sagte Tad. »Sie haben vor der Tür einen
Nachttopf hingestellt.«
Die Tür ging auf, Jommy kam herein und stellte eine
Porzellanschüssel auf den Tisch. Er nahm ein zusammengefaltetes Handtuch heraus und reichte es Caleb.
Dann goss er aus einem passenden Krug Wasser in die
Schüssel. »Du sagtest, du wolltest dich waschen«, sagte
er zu Caleb.
Caleb zog sein blutiges Hemd aus und fing an, sich zu
säubern. Jommy sagte: »Es gibt auch frische Kleidung
für dich. Ich hole sie.«
Einen Augenblick später kehrte er mit einem Hemd
und einem neuen Hut zurück. »Du hast offenbar deinen
Hut verloren, Caleb, also habe ich unsere Gastgeber gebeten, dir einen neuen zu besorgen.«
»Danke«, erwiderte Caleb. »Das wird helfen, die
Wunde zu verbergen.«
»Bevor du das letzte Mal ohnmächtig wurdest, Caleb«,
sagte Zane, »sprachen wir gerade darüber, was wir jetzt
machen sollen.«
»Ich weiß nicht mehr genau, was gesagt wurde, aber
wenn ich mich recht erinnere, wurdet ihr von vier Männern überfallen.«
»Stimmt«, sagte Jommy. »Und nach dem, was
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