Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4
Blutvergießen in
der Hauptstadt gibt, könnten die Grenzen instabil werden. Der Gouverneur von Durbin würde sich vielleicht
sicher genug fühlen, sich zum Herrscher einer freien
Stadt zu ernennen, oder die Stämme der Jal-Pur würden
rebellieren. Und es ist beinahe garantiert, dass ein paar
Staaten in der Konföderation versuchen würden, sich aus
dem Verband zu lösen. Varen will, dass das Böse andauert, nicht einen schnell gelösten Konflikt.«
Pug sagte: »Und unsere Aufgabe besteht darin, dass
Varen nicht bekommt, was er will.«
»Ich will, dass er stirbt«, erklärte Miranda.
»Das Problem ist eher, dafür zu sorgen, dass er tot
bleibt«, sagte Nakor.
»Was ist mit diesem Todesspalt in Opardum? Gibt es
dort ein paar Antworten?«
»Ich denke schon«, erwiderte Nakor. »Das Problem
damit, wie unser Universum funktioniert, besteht darin,
dass alle Nekromanten für die andere Seite arbeiten.
Wenn wir jemanden finden könnten, der für das Gute
arbeitet …«Er zuckte die Achseln.
»Das Tempo, mit dem Varen von einem Körper zum
anderen springt, lässt mich glauben, dass er eine Art Gefäß benutzt, in dem er seine Seele aufbewahrt«, erklärte
Pug.
»Ich dachte, Seelenkrüge wären nur ein Mythos«, sagte Miranda.
Pug zuckte die Achseln. »Ich habe in meinem Leben
zu viel gesehen, um anzunehmen, dass irgendetwas ein
Mythos ist. Es ist für gewöhnlich nur etwas, was ich noch
nicht gesehen habe.«
Miranda sah ihren Mann stirnrunzelnd an. »Ich meinte
die in den Geschichten.«
»Die beruhten offenbar auf Tatsachen«, sagte Nakor.
»Es gibt viele Möglichkeiten, von jemandem Besitz zu
ergreifen – deine Mutter zum Beispiel kannte sich mit
diesen Dingen sehr gut aus. Aber sie war verwundbar;
wenn der Körper, in dem sie sich aufhielt, starb, würde
sie ebenfalls sterben.«
Nakor hatte Miranda nie gesagt, dass er es gewesen
war, der den Geist der Frau zerstört hatte, die seine Ehefrau und ihre Mutter gewesen war. Miranda glaubte, dass
Jorma – auch als Lady Clovis bekannt – gestorben war,
als der Dämon Jakar die Armee der Smaragdkönigin
übernahm.
»Aber Varen überlebt den Tod seines Wirts und ist
imstande, einen anderen Körper zu finden. Das muss bedeuten, dass sich sein Geist, seine Seele oder wie immer
ihr es ausdrücken wollt, woanders befindet, und dieser
Teil ist an etwas gebunden – vielleicht ein Seelengefäß
oder einen anderen Gegenstand. Es könnte ebenso gut ein
Briefbeschwerer auf diesem Schreibtisch sein wie ein
echtes Gefäß.« Nakor zuckte die Achseln. »Es hat irgendwie mit dem Todesspalt zu tun, den er herstellen
wollte. Deshalb halte ich es für so wichtig, seine Spuren
von diesem Spalt, den wir westlich von Maladon gefunden haben, zurückzuverfolgen.«
»Und unser Sohn?«, fragte Miranda ungeduldig.
»Ich werde Magnus schicken«, sagte Pug. »Er sollte
bald aus Kelewan zurückkehren, und sobald er das tut,
schicke ich ihn nach Kesh, um direkt mit Caleb zu sprechen. Tals Bericht ist einfach nicht ausführlich genug.«
Miranda wirkte kaum besänftigt. »Ich würde lieber
selbst gehen.«
Pug lachte. »Erstens ist Kesh ein Land, in dem Frauen
von jedwedem Rang nach Einbruch der Dunkelheit nicht
allein ausgehen, und zweitens hat Magnus ein so viel
ausgeglicheneres Temperament als du, meine Liebe.«
Sie starrte ihn wütend an, sagte aber nichts.
»Ich werde mit dir nach Kesh gehen, wenn die Zeit
gekommen ist, Varen ernsthaften Schaden zuzufügen«,
erklärte Pug.
Damit schien sich Miranda zunächst zufrieden zu geben. »Also gut, aber ich will es wissen, sobald wir von
Caleb hören.«
»Ja, meine Liebe«, sagte Pug mit einem Blick zu Nakor. Der kleine Spieler grinste.
Kaspar wartete, umgeben von der kaiserlichen Hausgarde. Diese Männer waren alle körperlich sehr beeindrukkend – nicht einer von ihnen war kleiner als sechs Fuß,
und viele maßen beinahe sieben. Alle hatten dunkle Haut
und trugen den Leinenkilt des Wahren Bluts und Gürtel
aus mit Bronze beschlagenem Leder. Ihre Sandalen, bemerkte Kaspar, waren für den Kampf gemacht, nicht für
Bequemlichkeit. Jeder trug ein langes, gebogenes
Schwert an der Hüfte, und sie hatten alle Reife aus mit
Silber geschmücktem Eisen um den Hals, die breit genug
waren, nicht nur zu schmücken, sondern auch zu schützen.
Diener führten Kaspar und seine Eskorte durch Galerie
um Galerie, viele mit Brunnen oder exotischen Vögeln,
bis er in einem riesigen Raum stand, der von einem gewaltigen Bett beherrscht
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