Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4
geben, das dich bewusstlos macht, wenn du
willst.«
Tal biss die Zähne zusammen, und Tränen liefen ihm
über die Wangen, als Nakor die letzten nassen Verbände
um seinen verbrannten Arm legte.
»Warte«, sagte Nakor. »Branntwein?«
»Ja«, antwortete Miranda.
Nakor nickte Pug zu, der die Hand auf Tals Stirn legte,
woraufhin der Schwertkämpfer sofort das Bewusstsein
verlor. Nakor nahm Miranda den Becher ab und leerte
ihn selbst. »Danke. Branntwein ist nicht gut für ihn.
Schlaf ist besser. Er wird noch ein paar Tage Schmerzen
haben, aber es ist das Jucken, das ihn um den Verstand
bringen wird. Gib ihm etwas dagegen.« Der kleine Isalani stellte den Becher weg. »Er wird eine Weile schlafen.
Wir müssen uns jetzt um andere Dinge kümmern.«
Pug nickte zustimmend und sagte: »Zurück nach
Kesh.«
»Geht ihr voran«, schlug Nakor vor. »Ich werde bald
mit Bek nachkommen.«
Miranda bedeutete Pug und Caleb, sich neben sie zu
stellen, und als sie sich alle um sie versammelt hatten,
transportierte sie sie ohne jede Anstrengung zu einer Villa ein paar Meilen außerhalb der Stadt, die dem Konklave
gehörte.
»Ich muss heute Abend zurück in die Stadt«, sagte Caleb. »Die drei Jungen warten auf mich in einem unserer
Häuser …«
»Drei?«, fragte seine Mutter. »Sammelst du sie?«
»Lange Geschichte. Und Pasko und Amafi werden
ebenfalls auf uns warten.«
»Geh später; wir müssen noch miteinander reden«, sagte Pug. Er bedeutete ihnen, ihm in einen größeren Raum
zu folgen, der einmal für Empfänge benutzt worden war
und nun bis auf ein paar Stühle und Tische leer stand.
Sobald sie drinnen waren, sah Pug sich um. Außer seiner Frau und seinen beiden Söhnen war noch Chezarul
anwesend, zusammen mit seinen beiden verlässlichsten
Männern, die als Boten dienen würden, wenn sie Nachrichten in die Stadt schicken mussten. Ihre Pferde waren
bereits gesattelt. Zwei Magier von der Insel des Zauberers überwachten zusammen mit einem Dutzend von
Chezaruls Leuten das Gelände, um dafür zu sorgen, dass
sich niemand unbemerkt näherte.
Pug sagte: »Es beunruhigt mich, dass Calebs erster
Angriff erwartet wurde und dass die Nachtgreifer offenbar aus der Stadt geflohen sind. Wir haben entweder einen Spion in unserer Gruppe oder werden auf extrem
subtile Weise beobachtet. Ich kann ausschließen, dass
Letzteres auf magische Weise geschieht, da Miranda und
ich all unsere Mittel genutzt haben, um dafür zu sorgen,
dass so etwas nicht passieren kann. Was wohl bedeutet,
dass wir einen Spion haben.«
»Wer wusste von dem geplanten Angriff?«, fragte Caleb. Er zeigte auf Chezarul. »Er, ich, ein paar wichtige
Anführer und wir anderen in diesem Zimmer.«
»Und Kaspar«, warf Pug ein.
Verblüfft holte Caleb tief Luft. »Aber er war im Palast
und kannte weder Zeitpunkt noch Ort. Sie wussten genau, wann wir kommen würden, Vater, und Kaspar wusste auch nichts von unserem heutigen Vorhaben; wir
konnten ihn nicht benachrichtigen, ohne dass Pasko oder
Amafi unnötig aufgefallen wären. Wenn wir also einen
Spion haben, ist es jemand in diesem Raum.«
Chezarul sagte: »Diese Männer sind wie Söhne für
mich. Ich verlasse mich mit meinem Leben auf ihre
Treue.«
Pug nickte. »Daran zweifle ich nicht.« Er sah den hoch
gewachsenen, dünnen, gefährlich aussehenden Mann
namens Donmati und seinen muskulösen Kameraden
namens Dahab an. »Niemand würde so hoch in unserer
Gruppe aufsteigen, ohne geprüft zu werden.«
»Es könnte selbstverständlich auch sein«, gab Miranda
zu bedenken, »dass unser Spion nicht weiß, dass er spioniert.«
Pug sah seine Frau mit zusammengekniffenen Augen
an. »Bitte erkläre das.«
»Caleb«, wandte Miranda sich an ihren Sohn, »wo
hast du die ersten Informationen über die möglichen Nester der Nachtgreifer erhalten?«
»Von einem Mann, der sich der Richter nennt.«
»Wusste er, wer du warst?«
»Nur, dass wir Gold hatten«, antwortete Caleb.
»Er hat also zunächst andere bezahlt, um selbst Informationen zu erhalten?«, schloss Miranda.
»Meine Liebe, worauf willst du hinaus?«, fragte Pug.
»Ich will nur sagen, dass jene, die Caleb, Kaspar und
Talwin beobachteten, vielleicht nicht wussten, wer am
Ende diese Informationen erhalten würde.«
Pug wandte sich Chezarul zu und fragte: »Wie schnell
kannst du eine Botschaft zu diesem Richter schicken?«
»Es wird höchstens ein paar Stunden dauern. Bis morgen früh hätten wir seine Antwort.«
»Dann schick ihm eine Nachricht und
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