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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Flug der Nachtfalken
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und das auf eine Weise bewiesen, die
Tad und Zane sich ein Jahr zuvor nicht einmal hätten
vorstellen können.
Sie aßen schnell, denn sie wollten unbedingt ihre
Freunde besuchen. Nachdem sie gegangen waren, sah
sich Marie in dem leeren Schankraum des Gasthauses um
und fragte: »Übernachtest du hier?«
Caleb stand auf und bot ihr seine Hand. »Wir übernachten hier. Ich habe den Jungen gesagt, sie könnten
heute Nacht in ihren eigenen Betten schlafen.«
Marie sagte: »Ich nehme an, sie sind alt genug, um zu
wissen, was los ist.«
»Sie wussten es schon lange, Marie. Aber man könnte
sagen, dass sie es jetzt besser verstehen.«
»Oh!«, rief sie, als er sie die Treppe hinauf in sein
Zimmer führte. »Du meinst…«
»Ja.«
»Sie werden wirklich Männer, nicht wahr?«
»Das ist mehr, als eine Mutter wissen sollte«, erwiderte Caleb und öffnete die Zimmertür.
    Am nächsten Morgen fanden Caleb und Marie Tad und
Zane noch schlafend in der kleinen Hütte, in der sie aufgewachsen waren. Caleb stieß sie leicht mit der Stiefelspitze an. »Los, ihr beiden, steht auf.«
    Die Jungen waren blass und hatten blutunterlaufene
Augen, und sie stöhnten protestierend. »Sieht so aus, als
hätte jemand eine Flasche oder zwei gefunden«, stellte
Caleb fest.
    »Matthew Conoher und sein Bruder James«, sagte Zane. »Es war … Branntwein, behauptete er. Schmeckte
allerdings eher wie Beize.«
»Aber ihr habt es trotzdem getrunken?«, fragte Marie.
    »Genau«, antwortete Tad. Er stand auf, streckte sich
und gähnte. Er trug nur seine Hose.
Seine Mutter betrachtete Brust, Bauch, Schultern und
Arme ihres Sohns. »Woher hast du all diese Narben?«,
fragte sie ein wenig erschrocken, und sie kniff die Augen
zusammen und ging auf ihren Sohn zu, um einer besonders schlimm aussehenden Narbe an seiner Schulter mit
dem Finger zu folgen.
Tad zuckte zusammen, weil ihre Berührung ihn kitzelte. »Ich habe einen besonders großen Stein den Weg vom
Strand hinaufgetragen, und er ist verrutscht. Wenn ich
ihn hätte fallen lassen, wäre er zurückgerollt, und ich hätte den ganzen Weg wieder hinuntergehen und ihn erneut
nach oben schleppen müssen, also habe ich versucht, ihn
festzuhalten, und eine scharfe Kante hat mir die Haut
aufgekratzt.«
Sie warf einen Blick zu Caleb, dann sah sie wieder ihren Sohn an. »Ich dachte einen Augenblick …«
Tad grinste. »Was? Dass Caleb uns geschlagen hat?«
»Nur ein wenig«, erklärte Caleb. »Und nur, wenn es
wirklich nötig war.«
»Nein«, sagte Marie mit leicht gereizter Miene, als
hätte sie sich über ihre Neckerei geärgert. »Ich dachte, es
könnte von einer Waffe sein.«
Tad strahlte. »Diese Narbe nicht.« Er zeigte auf eine
andere, dünnere an seinem Brustkorb. »Die hier stammt
von einem Schwert.«
»Ein Schwert!«, rief seine Mutter.
»Ich habe auch eine«, sagte Zane und zeigte auf eine
lange Narbe an seinem Unterarm. »Tad hat sie mir verpasst, als ich seine Klinge nicht schnell genug abgewehrt
habe.«
»Ihr beiden«, sagte sie mit fester Stimme und zeigte
auf die Jungen, »zieht euch jetzt an.« Dann drehte sie
sich zu Caleb um. »Caleb, draußen.«
Sie führte ihn aus der Hütte und fragte: »Was hast du
mit meinen Jungen gemacht?«
Caleb schüttelte leicht den Kopf und sagte: »Genau
das, wofür du mir gestern Abend gedankt hast, Marie. Ich
mache sie zu Männern. Es ist nicht genau so weitergegangen, wie ich es mir vorgestellt hatte …« Er hielt einen
Augenblick inne. »Lass mich dir alles über den Hinterhalt erzählen.«
Caleb berichtete von dem Hinterhalt, ohne zu beschönigen, wie schwer er verletzt worden war, und er betonte,
wie tapfer die Jungen gewesen waren. Er erzählte alles so
ruhig, wie er konnte. »Als danach klar wurde, dass mein
Vater sie ohnehin für meine Lehrlinge hielt… Nun, sagen
wir, wir waren schon zu weit auf diesem Weg fortgeschritten, um sie noch vor der Tür eines Tuchwalkers
oder Bäckers abzusetzen und zu sagen: ›Bitte, mach diese Jungen zu Gesellen.‹ Ich bin jetzt für sie verantwortlich, und ich werde so gut ich kann auf sie aufpassen.«
»Aber ihnen beibringen, wie man kämpft, Caleb? Sollen sie Soldaten werden?«
»Nein, aber sie werden wissen müssen, wie man auf
sich aufpasst. Wenn sie mit mir zusammen für meinen
Vater arbeiten, werden sie hin und wieder in Gefahr geraten. Ich möchte dafür sorgen, dass sie imstande sind, diese Gefahren zu überleben.«
Marie schien nicht überzeugt zu sein, aber sie
schwieg.
Tad streckte den

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