Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 4
ihn beinahe
bösartig aussehen ließ, als er grinste. »Und das ist mein
Mädchen, mit dem er gesprochen hat.«
Das fragliche Mädchen, eine rundliche, aber sehr hübsche Blonde, die noch einen Augenblick zuvor mit beiden Jungen geflirtet hatte, rief: »Ich bin nicht dein Mädchen, Arkmet. Hör auf, den Leuten solchen Unsinn zu
erzählen.«
»Du bist mein Mädchen, wenn ich es sage«, verkündete er in einem Ton, der dem Knurren eines Tieres recht
nahe kam.
Tad lächelte. »Sie sagt, dass sie nicht dein Mädchen
ist.«
Arkmet schubste Tad, aber anders als Zane war Tad
nun darauf gefasst. Er beugte das rechte Knie, streckte
das linke Bein, packte Arkmets ausgestreckte linke Hand
am Gelenk und riss daran, bevor er plötzlich wieder losließ. Der schwerere Junge, der auf keinen Widerstand
mehr stieß, fiel mit dem Gesicht voran aufs Pflaster.
Zane war wieder auf den Beinen und stand neben Tad,
als sich der kräftige Junge am Boden umdrehte. Er war
rot angelaufen und sagte: »Das hättest du nicht tun sollen.«
Die beiden Jungen standen nebeneinander und waren
bereit für einen Kampf, aber Zane sagte: »Wir haben
nicht angefangen, Mann, aber wenn du es allein mit uns
aufnehmen willst, sind wir bereit.«
Mit einem weiteren bösartigen Grinsen erhob sich der
junge Mann langsam und fragte: »Wer sagt denn hier,
dass ich allein bin?«
Die Jungen blickten sich um und sahen, dass sich eine
ganze Gruppe von jungen Männern versammelt hatte.
»Und wer seid ihr?«, fragte Tad.
Ein blonder Junge antwortete: »Wir sind die Lehrlinge
der Bäckergilde.« Er wies mit dem Daumen über die
Schulter auf die vier, die hinter ihm standen. »Arkmet ist
ein Bäckerlehrling.«
Tad warf Zane einen Blick zu und verdrehte die Augen. »Er ist also ein Freund von dir?«
Der Blonde erwiderte: »Nein, keiner von uns kann den
Faulpelz leiden, aber wir haben eine Regel. Wenn du einen Bäckerjungen schlägst, hast du uns alle geschlagen.«
»Ich wünschte, das hätte uns jemand gesagt, bevor wir
hergekommen sind«, entgegnete Zane.
Einen Augenblick zuvor hatten Tad und Zane noch am
Brunnen gestanden und mit ein paar Mädchen geflirtet,
die offenbar nichts dagegen hatten. Es schien, dass dieser
Platz der Treffpunkt von jungen Leuten aus anderen Teilen des Kaiserreichs war, jungen Leuten, die mehr geneigt waren, mit zwei Jungen aus dem fernen Tal der
Träume zu sprechen.
»Ich nehme nicht an, dass es hier eine Gilde für Jungs
aus anderen Teilen des Kaiserreichs gibt«, sagte Zane
und schaute erst in eine Richtung, dann in die andere.
Mehrere junge Männer machten einen großen Bogen um
die sich zusammenbrauende Schlägerei, aber einer, der
etwa so alt war wie Tad und Zane, stellte sich zu ihnen.
»Sechs gegen zwei ist ein bisschen unfair.« Er war
groß und kräftig und hatte breite Schultern; ein rothaariger Junge mit absurd vielen Sommersprossen im Gesicht,
grünen Augen und Händen von der Größe eines Schmiedehammers. Mit einem beinahe dämonischen Grinsen
sagte er: »Sechs gegen drei klingt schon ein bisschen
besser.«
Einer der Bäckerjungen sagte: »Ah, Jommy, nicht
schon wieder.«
Der Rothaarige legte die rechte Faust ans Ohr und
winkte mit der linken die Bäckerlehrlinge näher. »Aber
klar doch, Kumpel. Ich nutze jede Gelegenheit, euch die
bemehlten Hintern zu verdreschen. Macht schon!«
Die fünf Lehrlinge schienen viel von ihrer Entschlossenheit zu verlieren, aber dann war von hinten Gebrüll zu
hören. Zane und Tad drehten sich um, aber nicht so
schnell wie der Rothaarige, der mit verblüffender Geschwindigkeit herumfuhr und Arkmet einen heftigen
Schlag ins Gesicht verpasste. Arkmet verdrehte die Augen und brach zusammen; Blut sprudelte aus seiner gebrochenen Nase.
Jommy drehte sich um und sagte: »Fünf gegen drei,
noch besser.«
»Du bist verrückt«, sagte der blonde Bäckerlehrling.
Jommy hielt die Hände vor sich, Handflächen nach
oben. »Mir ist klar, dass ihr Jungs euren Ehrenkodex
habt, aber mal ehrlich – wollt ihr wirklich für diesen Rüpel da bluten?«
Der Blonde sah die vier an, die hinter ihm standen,
und schon die Blicke, die sie wechselten, sagten Tad und
Zane, dass es keine Schlägerei geben würde. »Eigentlich
nicht«, sagte der Blonde. »Als du mich das letzte Mal
erwischt hast, konnte ich drei Tage auf dem linken Ohr
nichts hören.«
»Dann solltet ihr Schlägertypen von der Bäckergilde
langsam begreifen, dass ihr hier nicht die Hähne auf dem
Mist seid, und endlich anfangen, andere
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