Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5
so«, sagte der ehemalige Herzog. »Viel davon würde nur weggeworfen werden, zu –« Er wollte
»zu Hause« sagen, denn das war die Hauptstadt von
Olasko sein Leben lang gewesen, aber nicht mehr in
den letzten drei Jahren, also sagte er: »Dort.«
Dann sah er die sechs Jungen von der Universität
nacheinander an. »Ihr alle habt euch heute gut geschlagen«, sagte er. »Diese Mistkerle, mit denen
ihr zu tun hattet, waren ein Haufen schlecht gelaunter Streuner und wollten unbedingt jemanden bestrafen, bevor sie wieder über die Grenze getrieben
wurden. Ihr habt sechs von ihnen getötet, ein halbes Dutzend verwundet und ihnen jede Lust am
Kämpfen genommen.« Er lächelte Servan an. »Und
das Beste dabei ist, dass ihr keinen einzigen Mann
verloren habt. Ihr habt zwei weitere Soldaten mit
leichten Wunden, aber ansonsten war das großartige Arbeit.«
»Es war Servan«, sagte Jommy. »Er hat alles sofort organisiert, als hätte er es sein Leben lang getan,
Kaspar.«
»Wir haben alle unseren Teil beigetragen«,
beschwichtigte Servan. »Und sie haben sofort alle
ihre Posten bezogen und standgehalten.«
»Nun, das ist gut, denn wir brauchen Feldkommandanten, und zwar bald.«
»Warum?«, fragte Godfrey. »Wird Roldem Krieg
gegen Bardacs führen?«
Kaspar schüttelte den Kopf. »Nein, mein junger
Freund.« Er schaute in die Dunkelheit, und in seinen
Augen lag Traurigkeit. »Bald werden alle in den
Krieg ziehen.«
Godfrey sah ihn an, als wollte er eine weitere Frage stellen, aber ein warnender Blick von Jommy ließ
ihn schweigen. Kaspar fuhr fort. »Als ich ein Junge
war, brachte mein Vater mich zur Jagd her. Ich bin
mehrmals zurückgekehrt.«
»Es muss seltsam sein, jetzt hierherzukommen«,
sagte Tad. »Ich meine, nachdem Ihr nicht mehr Herzog seid und alles.«
Kaspar lächelte. »Das Leben hat die Gewohnheit,
sich zu verändern, ohne einen zu fragen, Tad.« Er
schaute von einem Gesicht zum anderen. »Wir machen Pläne, aber das Schicksal hört uns nicht immer
zu, wenn wir erklären, was wir wollen.« Er stand auf
und blickte in das strahlende Gesicht des jungen
Prinzen. »Ihr, junger Herr, werdet morgen früh eine
schreckliche Zeit haben, wenn Ihr nicht aufhört, Bier
zu trinken. Darf ich vorschlagen, dass Ihr ein wenig
Wasser trinkt, bevor Ihr Euch zurückzieht?« Ohne
auf die Antwort des Prinzen zu warten, kehrte Kaspar ins Zelt des Generals zurück.
Jommy gähnte und sagte: »Nun, wir sollten uns
vielleicht wirklich hinlegen, da wir morgen früh aufstehen und marschieren werden.«
Godfrey schaute Kaspar hinterher, der im Zelt des
Generals verschwand. »Ich frage mich, was er wohl
meinte, als er sagte, ›alle werden in den Krieg ziehen …«
Zane sah Tad an, der seinerseits Jommy anschaute.
Jommy zuckte die Achseln, und plötzlich war es still,
und der grinsende Grandy sah seine Kameraden verblüfft an und fragte sich, wieso es plötzlich so still
geworden war. Sein Grinsen verblasste, und schließlich schaute Jommy nach unten, legte die Hand auf
die Schulter des Prinzen und sagte: »Trinken wir ein
bisschen Wasser, junger Mann. Kaspar hat recht.
Wenn du das nicht tust, wirst du dich morgen früh
sehr elend fühlen.«
Ohne ein weiteres Wort legten sich die anderen
Jungen so gut sie konnten um das Lagerfeuer, während Jommy Grandy auf der Suche nach einem großen Eimer Trinkwasser begleitete.
Valko stand am Kopf des Tisches, als die Reiter der
Sadharin mit behandschuhten Fäusten auf das alte
Holz schlugen und ihre Anerkennung herausschrien.
Der neue Herr der Camareen hatte die anderen Anführer seiner Gruppe zu einem Festessen eingeladen,
das seinen Aufstieg zur Macht feierte.
Narueen war sehr präzise gewesen, als sie ihren
Sohn über die angemessene Ordnung der Dinge informierte, sobald die Leiche seines Vaters in das
Grabmal seiner Ahnen gesenkt worden war. Eine
formelle Botschaft ging an den Karana in KosridiStadt, um Valkos Aufstieg zum Herrn der Camareen
zu verkünden, und bat darum, anerkannt zu werden,
was, wie sie ihm versicherte, nur eine Formalität
war. Dann schickten sie Botschaften zu allen Blutsverwandten, die in der Halle der Ahnen aufgelistet
waren – ebenfalls eine Formalität –, und schließlich
die Einladungen an die Sadharin, was, wie Narueen
deutlich machte, erheblich mehr als eine Formalität
darstellte. Denn die Bruderschaft der Sadharin war
mehr als nur eine Familie: Es war eine Kampfgesellschaft, die die Politik des Reiches beeinflussen,
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