Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5
klein gewesen war. »Und jetzt geh«, flüsterte
sie. »Schieb alle Gedanken an Schmerzen und Leid,
an Blut und Tod beiseite. Geh und zeuge in dieser
Nacht einen mächtigen Sohn.«
Valko zwang seine Verwirrung in den Hintergrund, verließ den Tisch und sah, dass das Mädchen
schon an der Tür, die von der Halle zu seinem Quartier führte, auf ihn wartete. Er legte den Arm um sie
und zog sie an sich, gewaltsam, gierig und ohne Zärtlichkeit. Dann nahm er ihre Hand und führte sie zu
seinem Schlafzimmer.
Das Abendessen war seltsam. Pug saß am Kopf des
Tisches, Martuch ihm gegenüber. Ipiliacs, die sich
seltsam gekleidet hatten, stellten Gerichte vor sie und
nahmen sie wieder weg und füllten wortlos Krüge
und Becher.
Martuch bestand darauf, dass sie eine Woche lang
jeden Abend so aßen, bevor sie aufbrachen, denn das
war, wie er sagte, die beste Möglichkeit, sich besser
an alles, was Dasati war, zu gewöhnen.
»Das Essen ist nicht genau, was Ihr auf Kosridi
bekommen werdet, aber es kommt ihm nahe genug,
damit Ihr nicht unerwartet reagiert, wenn man Euch
ein verbreitetes Gericht serviert. Die, die Euch bedienen, benehmen sich wie Geringere, also beobachtet sie. Ihr werdet Euch wahrscheinlich nie an einem
solchen Tisch wiederfinden, denn dies ist die Art der
Krieger zu essen. Männer und Frauen sitzen so gut
wie nie am gleichen Tisch, es sei denn, wenn sie allein sind, vielleicht nach einer Vereinigung.«
Pug nickte. Martuch war bisher ein hervorragender
Lehrer gewesen, sein Geist ein Schatz von Millionen
Einzelheiten aus dem Leben der Dasati. Pug konnte
sich niemanden vorstellen, der besser geeignet wäre,
sie auf diese Expedition vorzubereiten.
Wochenlang hatten sie die Sprache und eine überzeugende Geschichte geübt – dass sie drei Behandler
waren, die Martuch dienten, und dass der junge
Krieger Bek der Sohn eines entfernten Verwandten
in einer unwichtigeren Gruppe war, der eine Pilgerreise zur Stadt des TeKarana auf Omadrabar machte,
was tatsächlich hin und wieder geschah, vor allem,
wenn der junge Krieger beabsichtigte, ein Ordenspriester zu werden. Denn in Omadrabar stand der
große Tempel des Dunklen, wo sich laut Martuch der
lebende Gott selbst befand und von dem alle Macht
ausging.
Pug sorgte sich um Bek, obwohl Nakor behauptete, er werde den jungen Krieger unter Kontrolle halten. Er schien hier auf Delecordia anders zu sein, und
Pug fragte sich, was ihre Ankunft auf der zweiten
Ebene auslösen würde. Er wurde in vielerlei Hinsicht
zum Dasati. Man brauchte ihm nur ein einziges Mal
zu sagen, was von ihm erwartet wurde, und er gehorchte sofort.
Nakor hatte von Anfang an behauptet, dass etwas
Gefährliches, Fremdartiges, vielleicht sogar mit dem
Namenlosen Verbundenes in Bek ruhte. Aber vielleicht kam diese Dunkelheit ja auch von dem Dunklen Gott der Dasati. Pug hasste es, dass es so viele
Unwägbarkeiten gab, aber er verließ sich darauf, dass
zumindest er überleben würde, denn wie sollte er
sich sonst diese Botschaften geschickt haben?
Um Magnus und Nakor machte er sich jedoch
große Sorgen, denn er wusste in seinem Herzen, dass
Lims-Kragmas Handel mit ihm, als er in ihrer Halle
dem Tode nahe war, keine leere Drohung darstellte.
Er würde jeden, den er liebte, vor sich sterben sehen,
seine Kinder eingeschlossen. Jetzt fragte er sich, ob
er seinen Sohn und Nakor bei dieser verrückten Mission verlieren würde.
Schließlich schob er seine Befürchtungen beiseite,
denn er wusste, dass es sinnlos war, sich wegen etwas zu sorgen, was er nicht beherrschen konnte; es
war Energieverschwendung, sowohl geistig als auch
emotional. Jeder Angehörige des Konklaves stimmte
zu, sich in Gefahr zu bringen und sein Leben für das
Gute aufs Spiel zu setzen. Dennoch, das zu wissen,
machte Pugs Sorge nicht geringer.
Martuch würde sich als Mentor des jungen Bek
ausgeben, ein Krieger, der dem angeblichen Vater
Beks verpflichtet war. Dasati-Bündnisse waren so
kompliziert und galten auf so vielen Ebenen, dass
niemand außer einem Erleichterer, der in der Halle
der Ahnen arbeitete, jeden bekannten Lord, jede Familie, jeden Clan und jede Kampfgruppe erkennen
konnte.
Nun fragte Pug: »Martuch, Ihr habt gesagt, Ihr
werdet Euch als Reiter der Sadharin ausgeben. Ist
dies eine echte Stellung, die Ihr innehabt, oder Betrug?«
Der alte Krieger nickte. »Ich gehöre tatsächlich zu
dieser Gruppe. Ihr werdet feststellen, dass sie unter
Dasati-Kriegern hoch geachtet wird und über
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