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Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5

Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5

Titel: Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ins Reich der Finsternis
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Konflikt?«
»Ja«, erwiderte Martuch. »Es heißt, dass die Sieger die Geschichte schreiben, und die Todespriester
machen keinen Unterschied zwischen Kanon und
Geschichte. Nach allem, was uns erzählt wird, sind
die Schriften Seiner Dunkelheit Geschichtsschreibung. Der einzige Grund, wieso ich die Unterschiede
kenne, liegt darin, dass die Aufzeichnungen der Ipiliac weiter zurückreichen als bis zu ihrer Flucht von
Omadrabar.«
»Ich würde diese Aufzeichnungen gerne sehen,
wenn wir Zeit dazu haben.«
»Die haben wir, und es wäre ein weiser Gebrauch
der Zeit, die Euch geblieben ist.«
»Wie seid Ihr nach Delecordia gekommen?«
»Das ist eine Geschichte für ein andermal, die
Euch ein anderer erzählen wird. Aber so viel bin ich
bereit zu verraten: Bis vor fünfundzwanzig Jahren
nach Eurer Zeitrechnung war ich ganz ähnlich wie
jeder andere Dasati-Krieger. Ich hatte das Versteck
überlebt, fand meinen Weg zur Burg meines Vaters
und tötete in der Halle der Prüfung, um meinen Weg
in seinen Dienst zu finden. Man hieß mich bei den
Sadharin willkommen, und ich tat alles, was ein richtiger Dasati-Krieger tun würde. Ich jagte Kinder bei
den Läuterungen, tötete Frauen, die versuchten, sie
zu schützen, vereinigte mich mit Frauen, um politischen Vorteil zu genießen, und war stets bereit, dem
Ruf des Karana zu den Waffen zu folgen. Zweimal
half ich, Rebellionen niederzuschlagen –jedenfalls
bezeichneten jene, die ihre Feinde vernichtet sehen
wollten, sie so; und dreimal diente ich auf Feldzügen
gegen rivalisierende Kampfgruppen. Sechs große
Wunden trage ich an meinem Körper, und mehr
leichte, als ich zählen kann, aber ich hatte keinen
Zweifel an meiner Überlegenheit. Söhne kamen und
überlebten, und ich fand eine Frau, die mir genug
Freude bereitete, dass ich sie zu mir rief, um sich zu
meinem Haushalt zu gesellen, als unser Sohn überlebte. Wir hatten, was Ihr als eine ›Familie‹ bezeichnen würdet. Dieses Konzept existiert nicht im Geist
der Dasati, aber genau das war es: Ich war ein glücklicher Familienvater auf meiner Welt. Dann geschah
etwas, und das Leben, das ich kannte, veränderte
sich. Ich konnte mich nie wieder an den Maßstäben
meines Volkes messen, und seit dieser Zeit habe ich
daran gearbeitet, mein Volk zu verändern.« Er blickte in die Ferne, als erinnerte er sich. »Meine Frau –
meine Ehefrau, wenn Ihr so wollt – vermisst mich,
wie sie mir oft genug sagt. Meine Söhne schlagen
sich gut bei der Herrschaft über unseren kleinen
Landsitz, und wir leben in einer Zeit relativen Friedens.« Er legte die Schale der Frucht, die er gegessen
hatte, hin und wischte sich die Hände an einem Tuch
ab. »Die Dinge sind im Reich der Dasati, wie sie sein
sollten«, sagte er in ironischem, bitterem Ton. »Die
Einzigen, die sterben, sind die Unschuldigen.«
Pug schwieg.
Martuch lachte leise. »Wisst Ihr, dass es in der
Dasati-Sprache kein Wort für ›unschuldig‹ gibt? Am
nächsten kommt wohl ›ungeblutet‹, was bedeutet,
dass diese Person noch kein Leben genommen hat.«
Er schüttelte den Kopf und griff nach einem Weinbecher. »Um Unschuld zu kennen, muss ein Konzept
der Schuld existieren. Das ist ein anderes Wort, über
das wir nicht verfügen. Wir sprechen von ›Verantwortung‹. Ich glaube, es liegt daran, dass die Schuldigen bereits tot sind … innerlich.« Er stand auf.
»Verzeiht mir. Ich habe zu viel getrunken.« Dann
wandte er sich noch einmal an Pug. »Das Archiv befindet sich an unserer Straße, wenn Ihr Euch nach
links wendet. Es sieht ganz ähnlich aus wie die anderen Gebäude, aber es hat über dem Eingang ein blaues Banner, das einen weißen Kreis zeigt. Geht, und
was immer Ihr sehen wollt, wird Euch gezeigt werden. Ich werde morgen am späten Nachmittag zurückkehren. Ich wünsche Euch eine gute Nacht.«
Und damit ging er.
Magnus wandte sich seinem Vater zu. »Seltsam.«
»Ja, sehr«, sagte Pug. »Nach der Ansicht der Dasati …«
»Seid Ihr schwach und verdient den Tod«, sagte
Bek vollkommen sachlich.
»Mein Vater ist wohl kaum schwach«, widersprach Magnus. »Wir sind es alle nicht.«
»Ich meine auch nicht Euch oder Euren Vater«,
sagte der junge Kämpfer. »Ich meine die Menschen.
Ihr seid schwach, und ihr verdient den Tod.«
Pug bemerkte, dass Bek von Menschen als ›ihr‹
sprach und nicht als ›wir‹. Er warf einen Blick zu
Nakor, der leicht den Kopf schüttelte.
»Vater«, sagte Magnus, »ich glaube, ich werde
mich

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