Feist Raymond - Die Erben von Midkemia 5
dann sagte er: »Diesmal
habe ich es wirklich geschafft, wie?«
»Was wirst du tun?«, fragte Zad.
»Na ja, wie ich es sehe, werde ich ihn entweder als
neuen Freund gewinnen, oder ich muss ihn so fürchterlich zusammenschlagen, dass er es nicht wagt, es
anderen gegenüber zu erwähnen.«
Grandy lachte laut. »Ich glaube nicht, dass das
funktionieren wird. Wer ist Euer Schirmherr?«
»Schirmherr?«, fragte Zane. »Wie meinst du das?«
»Wer hat euch in die Universität gebracht?«, fragte der lebhafte Junge, als sie das Vestibül betraten
und sich auf einen großen Flur zubewegten. »Mein
Vater war Kapitän in der Königlichen Flotte, und
mein Großvater war beim alten König – den die Leute den Großvater des derzeitigen Königs nennen Admiral der südlichen Flotte. Beide waren hier an
der Universität, also mussten sie mich auch nehmen,
praktisch als ihre Hinterlassenschaft. Wenn ich hier
fertig bin, gehe ich zur Marine. Also, wer ist euer
Schirmherr?«
Tad versuchte sich zu erinnern, was Caleb ihnen
für den Fall gesagt hatte, dass jemand diese Frage
stellte. »Nun, wir stammen aus dem Tal der Träume,
also kennen wir sowohl Leute im Königreich der Inseln als auch in Groß-Kesh –«
Zane schnitt ihm das „Wort ab und sagte: »Turgan
Bey, Meister der Festung, Kanzler von Groß-Kesh.«
Die Jungen waren dem Mann nur einmal kurz begegnet, als das Konklave vor weniger als einem Jahr
die Intrige gegen den Thron vereitelte, und es war
unwahrscheinlich, dass der Meister der Festung von
Groß-Kesh sie auch nur wiedererkennen würde, aber
Pug hatte enge Verbindungen zu dem Mann, und er
hatte offenbar zugestimmt, als Schirmherr der Jungen zu dienen, ohne Pugs Gründe zu hinterfragen.
Grandy lachte. »Nun, das ist eine hochstehende
Persönlichkeit, also wird es sich Servan gut überlegen, ob er sich bei seinem Vater beschwert, und
selbst wenn er es tut, wird sein Vater es sich gut
überlegen, bevor er euch von jemandem die Kehle
durchschneiden lässt. Hier sind wir.« Nun standen
sie vor einer großen Holztür mit einem kleinen
Guckfenster in der Mitte. »Wir sehen uns später.« Er
rannte davon, und die drei Neuankömmlinge wechselten ein Achselzucken.
Jommy klopfte dreimal, und sie warteten.
Einen Augenblick später öffnete sich das Guckfenster. Sie sahen eine kleine Spur von Licht und etwas, was wie die Augen eines Mannes wirkte, dann
glitt das Guckfenster wieder zu. Die Tür ging weit
auf, und ein Mönch von La-timsa stand vor ihnen. Er
war hochgewachsen und breitschultrig, hatte eine
breite Brust und trug ein hellbraunes Gewand, das bis
zum Boden reichte. Die Kapuze des Gewands war
zurückgeschoben und zeigte seinen riesigen Kopf, der
im Stil seines Ordens glatt rasiert war. »Ja?«
Jommy warf einen Blick zu seinen Begleitern, deren Mienen klarmachten, dass sie erwarteten, dass er
das Wort ergriff, also sagte er: »Man hat uns angewiesen, hierherzukommen … Sir.«
Der Mönch erwiderte: »›Bruder‹, nicht ›Sir‹.
Kommt herein.«
Als die drei Jungen im Zimmer waren, fügte er
hinzu: »Schließt die Tür.«
Zane schloss sie, und der Mönch setzte sich hinter
einen großen Tisch. »Ich bin Bruder Kynan, der Vorsteher dieser Universität. Ihr werdet alle Mönche als
›Bruder‹ und alle Priester, denen ihr begegnet, als
›Vater‹ ansprechen. Ist das klar?«
»Ja … Bruder«, sagte Tad. Die anderen taten es
ihm einen Augenblick später nach.
»Wer seid ihr?«
Jommy sagte: »Ich bin Jommy, und das sind Tad
und Zane.« Er zeigte, welcher welcher war. »Wir
stammen aus –«
»Ich weiß, woher ihr kommt«, erklärte der Mönch.
Sein Kopf wurde von einem dicken Brauenwulst und
tiefliegenden Augen dominiert, was den Eindruck
vermittelte, dass er ununterbrochen verärgert war.
Vielleicht, dachte Zane, war er ja tatsächlich ununterbrochen verärgert. »Ihr seid nicht, was ich erwartete, als ich eine Anfrage des Kaiserlichen Hofs in
Kesh erhielt, drei ›vielversprechende junge Männer‹
mitten im Jahr aufzunehmen.« Dann schwieg er und
sah sie an.
Jommy wollte gerade etwas sagen, als Bruder Kynan ihm das Wort abschnitt. »Ihr sprecht nur, wenn
man euch etwas fragt, ist das klar?«
»Ja, Bruder«, erwiderte Jommy. Seine Miene zeigte, dass er nicht froh darüber war, so behandelt zu
werden.
»Ihr werdet euch mehr anstrengen müssen als die
anderen, um sie einzuholen. Unsere Erziehung ist die
beste der Welt, also betrachtet es als Privileg, dass
ihr zu dieser
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