Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia
müssen wir diese Wendung nach innen erzwingen, einen Bürgerkrieg, der für Generationen wüten wird, und dem Schrecken, der wir geworden sind, ein Ende machen. Wir müssen unsere eigene Hand abhacken, bevor sie noch größeres Leid schafft.«
Pug nickte. »Das ist hart. Aber viele werden versuchen, im Namen des Dunklen die Macht zu ergreifen, selbst
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•wenn er irgendwie vernichtet werden sollte, und sie werden die bestehende Gesellschaftsordnung benutzen, um die Opposition zu vernichten.«
»Wir sind die einzige Opposition«, erwiderte sie. »Unsere geheiligte Geschichte, aus der alten Zeit, als wir mehr waren, als Ihr jetzt seht, sagt uns, dass wir viele Götter hatten. Wir dienten ihnen voller Freude, und sie führten uns. Aber jetzt haben wir keinen Sammelpunkt außer dem, uns dem Dunklen zu widersetzen. Wenn die alten Götter irgendwie zu uns zurückkehren würden, könnten wir vielleicht ein weniger schreckliches Schicksal erwarten, aber das sind nur Träume.«
Sie zeigte in die Richtung, in die man Valko gebracht hatte. »Er ist unser Leuchtfeuer, er wird sich gegen das Entsetzen stellen, dem unsere Führung verfallen ist. Valko wurde auserwählt, zusammen mit mehreren anderen Adligen aus hoch geehrten Familien, die nächste Generation von Anführern unseres Volkes zu bilden. Wenn wir Glück haben, wird er vielleicht sogar der nächste TeKarana sein. Ihr habt keine Ahnung, wie erstaunlich es ist, dass er die Wahrheit erfahren und sie so schnell verinnerlichen konnte, wie er es getan hat; die meisten jungen Krieger wären schon beim Gedanken an die Dinge, die er so ruhig akzeptiert hat, in einen mörderischen Wahn verfallen.
Die meisten hätten Euch inzwischen getötet, einfach, weil es euch gibt … Wir, die Triarchie, haben unser ganzes Leben hier in dieser Zuflucht verbracht, und uns blieb der ununterbrochene Wahnsinn aus der Grube erspart, in der der Dunkle lauert. Sein Gift geht von dort aus, reicht bis zu den Sternen und verdammt jeden einzelnen Dasati. Wir gehörten zu den wenigen, die dieser Berührung entgangen sind, aber selbst für uns ist Eure Anwesenheit… eine schwere Prüfung.«
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»Dann, meine Dame«, sagte Pug, »werden wir uns so schnell wie möglich entfernen und uns auf den Weg machen. Wisset, dass das Überleben unseres eigenen Volkes zwar unsere Hauptsorge ist, ich aber hoffe, dass wir Eurem Volk ebenfalls helfen können, und wir Euch nur das Beste wünschen.«
»Dann seid Ihr ein besseres Volk«, sagte Audarun. »Aber eines Tages werden wir Euch vielleicht ähnlich sein.«
Pug wandte sich Magnus zu. »Lass uns jetzt gehen.«
Magnus stellte sich neben seinen Vater und legte die Hand auf Pugs Schulter.
Er schloss die Augen für einen Sekundenbruchteil, erinnerte sich an den geheimen unterirdischen Raum im Hain, und sofort waren sie dort.
Zwei Geringere sprangen entsetzt zurück, bis sie die Gesichter der beiden erkannten, die geheimnisvollerweise vor ihnen erschienen waren. Pug machte eine beruhigende Geste, während er sich umsah und feststellte, dass sie allein waren. Dann sagte er zu Magnus: »Ruhen wir uns aus, und hoffen wir, dass Martuch und Hirea heute Abend zurückkehren. Denn sonst müssen wir beide allein an einen sehr fremden Ort vordringen, wo uns eine schwierige Aufgabe bevorsteht.«
»Nakor zu finden?«
»Nakor zu finden.«
Dreizehn
Geheimnisse
Bek schlug zu.
Der Ausbilder schaffte es gerade noch, schnell genug auszuweichen, um den Schwerthieb zu überleben, aber die Waffe streifte ihn an der Schulter. Es brachte ihn aus dem Gleichgewicht, und er taumelte einen Schritt zurück, was ihn davor bewahrte, den Kopf zu verlieren, denn Bek hatte die Bewegung seines Schwerts nach links aufgehalten und riss es nun nach rechts, ein beinahe unmögliches Rückhandmanöver, wie es nur die schnellsten, stärksten Schwertkämpfer im Dasati-Reich ausführen konnten. Für einen Todesritter, der noch ein Neuling war, hätte es unmöglich sein sollen.
»Aufhören!«, erklang ein Befehl von oben.
Der Ausbilder und Bek schauten beide nach oben, um zu sehen, wer den Befehl gegeben hatte. Ein Mann in glänzend schwarzer Rüstung mit goldenen Besätzen blickte von der Galerie herunter. Alle Ausbilder und Schüler in der großen Arena hielten auf seinen Befehl hin inne. Seine schwarze Rüstung zeichnete ihn als Angehörigen der persönlichen Wache des TeKarana aus, und er hatte dekorative Schulterstücke, die seine Schultern noch breiter wirken 157
ließen und in einer
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