Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia
tausend Todespriester ankommen - oder gegen das Ding in der Grube, wenn es nach uns greift.«
Auf der Galerie unter dem Platz, auf dem sie standen, und dem oberen Rand der Grube wimmelte es nur so von Todespriestern und Todesrittern des Tempels.
»Wir warten«, sagte Nakor. »Wir warten auf den Gottesmörder, und wenn er eintrifft, müssen wir unsere Aufgaben erledigen.«
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»Nakor«, sagte Magnus leise, »was verschweigst du uns?«
Der kleine Spieler setzte sich hin. »Ich bin müde, Magnus. Dein Vater hat schon vor einiger Zeit verstanden, dass ich nicht ganz bin, was ich vorgebe, aber er hatte die überwältigende Freundlichkeit, mich weiter den Narren spielen zu lassen, wenn es meinem Zweck diente, und nicht allzu viele Fragen zu stellen.«
»Du bist immer ein guter Freund und standhafter Verbündeter gewesen«, sagte Pug.
Nakor seufzte. »Meine Zeit hier ist beinahe vorüber, und es ist nur angemessen, dass Ihr die Wahrheit erfahrt.« Er schaute von Pug zu Magnus.
»Du wirst eine Last von deinem Vater erben, und es ist eine schwere Last, aber ich denke, du bist der Aufgabe gewachsen. Und jetzt brauche ich einen Augenblick allein mit deinem Vater, wenn du nichts dagegen hast.« Magnus nickte und ging ein Stück zur Seite. Zu Pug sagte Nakor: »Du musst dein Versprechen halten und deine Prüfungen erleiden, mein Freund, aber wenn du nur entschlossen bist, wird alles so werden, wie es muss, am Ende wirst du unsere Welt retten und ein unbedingt notwendiges Gleichgewicht wiederherstellen.« Pug sah Nakor an. »Sprichst du von …« »Niemand weiß von deiner Abmachung mit der Todesgöttin außer ihr und dir.«
»Aber du weißt es«, flüsterte Pug. »Wie ist das möglich? selbst Miranda weiß es nicht.«
»Und das kann sie auch nicht, ebenso wenig wie andere Sterbliche«, sagte Nakor. »Wer bist du wirklich?«, fragte Pug. »Das«, erwiderte Nakor »ist eine lange Geschichte.« dann setzte er sein vertrautes Grinsen auf und erklärte:
»Alles zu seiner Zeit. Jetzt müssen wir warten.« Er schaute zu der entsetzlichen Szene im Herzen der Grube und sagte: »Ich hoffe, wir brauchen nicht lange zu warten. Dieser Ort hier macht wirklich keinen Spaß.«
Männer schrien vor Schmerz und Schock, als der Schwarze Berg sich plötzlich mit einem einzigen gewaltigen Zucken ausdehnte. Einen Augenblick zuvor war er noch eine halbe Meile entfernt gewesen, und im nächsten ragte er vor der Kommandozentrale auf, nur Schritte von Alenburgas Hauptquartier entfernt.
Es gelang Miranda, einen Verteidigungsschild zu errichten, aber es war bereits zu spät.
Das Schreien hörte so schnell auf, wie es begonnen hatte. Die Männer, die unterhalb des Hügels vor dem Beobachtungspunkt des Kommandanten postiert gewesen waren, waren offenbar von der Kuppel mitten durchgeschnitten worden. Blut und Körperteile umgaben den Rand der Kuppel.
»Wir müssen zurück!«, schrie Miranda.
Erschüttert von dem Anblick des Schwarzen Bergs befahl General Alenburga den Rückzug. Zu den vier jungen Hauptleuten, die warteten, um seine Anweisungen weiterzuleiten, sagte er: »Geht nach Süden. Dort gibt es einen Hügel nahe einem Bach, der in den Fluss mündet. Nehmt euch so viele Landkarten, wie ihr tragen könnt, und bringt sie hin.« Zu Kaspar und Erik sagte er: »Meine Herren, es ist Zeit zu gehen.« Dann wandte er sich an Miranda. »Wenn Ihr und Eure Magierfreunde eine Erklärung für diese Entwicklung habt, dann wäre früher besser als später.«
Die Kommandanten der Tsurani-Armee führten einen geordneten, aber eiligen Rückzug durch.
Miranda war sicher, dass die Kuppel sich einige Zeit nicht mehr ausdehnen würde, aber ihre Neugier war ge
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weckt. Sie schloss die Augen, während alle anderen ringsumher sich rasch zurückzogen, und entsandte ihren forschenden Geist nach vorn.
Sie traf auf die geheimnisvolle Schutzmagie, die sie bei früheren Versuchen abgewiesen hatte, und versuchte noch einmal, sie zu neutralisieren. Sie hatte dieses Problem mit mehreren anderen Magiern diskutiert, als sie sich ausruhten, und dabei war es zu nützlichen Spekulationen gekommen. Eine davon war wahrscheinlich die brauchbarste: Es handelte sich nicht um eine Barriere, sondern eher um einen Gegenzauber, der dazu gedacht war, zu verletzen oder zu töten, wenn jemand ernsthaft versuchen sollte einzudringen.
In diesem Fall konnte Miranda etwas dagegensetzen, solange sie bereit war, ein gewisses Unbehagen zu ertragen.
Sie zwang ihren Geist, die
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