Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia
Bek an, der beinahe reglos dastand und wie gebannt ins Leere starrte, als sähe er etwas in der Luft. Dann wandte er sich Nakor zu und fragte:
»Was ist mit ihm passiert?«
»Er ist nach Hause gekommen«, antwortete Nakor. Der kleine Spieler blickte sich im Saal um, wo Todesritter des Weißen und die Talnoy-Garde des TeKarana unbehaglich Seite an Seite standen und den ersten Befehl ihres neuen Herrschers erwarteten. Dann schaute er zu Valko, der ebenso unsicher wirkte, und sagte: »Valko ist jung, aber er wird hier eine Veränderung beginnen, die vielleicht Jahrhunderte dauern wird. Am Ende wird dieses Volk seinen Weg zurück dahin finden, wo es hätte sein sollen, wenn der Dunkle nicht auf diese Ebene gekommen wäre.«
»Nakor«, sagte Pug, »du verfügst offenbar über Wissen, das uns fehlt. Wir werden bald einer Armee von Todesrittern gegenüberstehen, die dem Dunklen treu sind, und unsere Leute sind erschöpft.« Pug schaute seinem alten Freund in die Augen. »Es hat im Lauf der Jahre immer Zeiten gegeben, in denen ich wusste, dass du etwas zurückhältst, mir manchmal nicht alles gesagt hast, und ich dachte, das wäre eben deine Art, aber jetzt, um all der Dinge willen, die wir geopfert haben, und um all der Dinge willen, die wir gehofft haben zu erreichen, müssen wir wissen, was du weißt.«
Nakor lachte. »Das ist unmöglich, Pug. Aber du verdienst die Wahrheit.« Zu Magnus sagte er: »Kannst du uns zum Dunklen bringen?«
»Ja«, erwiderte Magnus. »Ich erinnere mich an diese Galerie, von der aus der TeKarana und sein Hof die Zeremonien betrachten können.«
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Nakor wandte sich an Valko: »Herrscher der Zwölf Welten, meine Zeit hier ist beinahe zu Ende. Ihr müsst bleiben und Euer Volk in eine neue Ära führen.«
Er wies auf Bek. »Er wird noch eine Weile bei Euch bleiben, aber bald muss er sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern.« Er stellte sich vor Bek.
»Lebe wohl, Ralan Bek«, sagte er leise.
»Lebt wohl, Nakor.«
»Du weißt, was du tun musst?«
»Ich weiß es«, sagte der muskulöse junge Mann. Mit einem Grinsen, das ebenso breit war wie das von Nakor, wiederholte er: »Ja, ich weiß jetzt endlich, was ich tun soll.« Er sah seinen kleinen Begleiter an und fragte: »Und Ihr wisst, was Ihr tun müsst?«
»Ja«, sagte Nakor. Er griff nach oben und stellte sich auf die Zehenspitzen, um die Hand auf Beks Augen zu legen. Der junge Mann stand einen Moment reglos da, dann riss er ruckartig den Kopf zurück, als hätte man ihn geschlagen, und blinzelte einen Moment. Dann lächelte er. »Danke, kleiner Mensch«, sagte er mit offensichtlicher Freude.
r sah sich um. »Ich werde diesen Jungen beschützen, bis die anderen hier sind.« »Gut«, sagte Nakor. »Leb wohl, Ralan Bek.« »Und lebt Ihr ebenso wohl, Nakor der Isalani.« »Martuch, Hirea«, wandte sich Nakor an die beiden Dasati, »leitet den Jungen an.« »Andere?«, fragte Pug.
»Das wirst du schon bald sehen«, sagte Nakor zu Pug. Dann wandte er sich an Magnus: »Komm, wir drei haben viel zu tun und nur wenig Zeit. Lass uns zu der Grube des Dunklen gehen.«
Magnus gehorchte, und Pug und Nakor spürten diesen leichten Schwindel, beinahe einen leichten Ruck, als sie ei
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nen Ort verließen und an einem anderen wieder auftauchten. Und tatsächlich standen sie vor dem Thron des TeKarana auf der Beobachtungsplattform und wurden Zeuge einer Szene von selbst ihnen bisher noch nicht begegnetem Wahnsinn.
Tausende von Dasati fielen von oben herab, einige prallten an den Rändern der Grube auf, andere fielen direkt in das brennende Meer aus orangefarbener Energie und grünen Flammen. Wieder andere landeten auf dem aufgeblähten Ding, das der Dunkle Gott war, und ein paar Bemitleidenswerte lebten noch, als sie aufprallten. Der eine oder andere wurde von der Magie des Dunklen erfasst und schreiend zu seinem riesigen Maul getragen. Der formlose Kopf hatte keine sichtbaren Züge, aber die beiden brennenden Augen betrachteten sein nächstes Opfer. Obwohl kein Mund zu sehen war, verschwand das Opfer im Gesicht des Dunklen, der den Dasati bei lebendigem Leib und in einem Stück verschlang.
»Das ist unnötig«, sagte Nakor. »Dieses Geschöpf kann Lebensenergie mit einer Berührung aufsaugen. Das Fressen ist… Angeberei.«
»Entsetzen hervorzurufen ist ein Instrument der Schrecken«, sagte Pug. Er drehte sich zu Nakor um und sagte: »Warum sind wir hier? Sie können uns jeden Augenblick bemerken, und selbst wir drei können nicht gegen
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