Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia
du ihn nicht selbst zurück?«, fragte Magnus.
Nakor grinste. »Weil ich nicht zurückgehe. Meine Zeit ist gekommen.« Er sah sich in der riesigen Höhle um und sagte: »Ein seltsamer Ort, um zu sterben, findet ihr nicht? Na ja, wenigstens werde ich viel Gesellschaft haben, Menschen ebenso wie Dasati.« »Warum musst du bleiben, Nakor?« »Weil etwas sehr Großes und Wichtiges passieren muss, und ich muss hier sein, um dafür zu sorgen, dass es geschieht. Ich werde gerade noch genug Tricks haben, um sicherzustellen, dass diese Sache verläuft, wie sie sollte, und dann werde ich …
enden.« Er stand langsam auf. Pug erhob sich ebenfalls. Nakor berührte seine eigene Brust mit
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der Hand und sagte: »Er wird vielleicht einige Fragen beantworten; vielleicht denkt er, dass er dir etwas schuldig ist, vielleicht auch nicht.« Er bewegte die Hand plötzlich weg von der Brust und legte sie in Pugs Hand, und Pug spürte sofort, wie etwas von Nakors Hand in seinen eigenen Körper floss. »Was …?«
»Ich werde mich jetzt ausruhen«, sagte Nakor. »Du hast etwas zu tun, und zwar bald.« »Was?«, fragte Pug.
»Du musst zu der Höhle auf Novindus gehen und den Talnoy dort etwas sagen, entweder mit dem Kristall, den ich gemacht habe, oder mit dem Ring -
beides wird funktionieren.«
»Was muss ich ihnen sagen, Nakor?«, fragte Pug, als er seinem Freund half, sich wieder hinzusetzen.
Die Augen des kleinen Spielers wirkten plötzlich sehr müde, und sein Gesicht zeigte tiefe Falten. Er sah seinen Freund an und erklärte: »Du musst einen Spalt nach Kelewan öffnen, nahe dem Invasionsort der Dasati. Dann sag ihnen nur eins - sag ihnen, sie sollen nach Hause gehen.«
»Erst müssen wir Martuch finden«, warf Magnus ein, »und ihn bitten, uns zurückzuschicken.«
»Nicht nötig«, erwiderte Nakor. »Er würde euch nur sagen, was ich euch jetzt schon sage: Hört auf, es so angestrengt zu versuchen.«
»Was?«, fragte Magnus.
Noch breiter grinsend erwiderte Nakor: »Dein Vater versteht, was ich meine.«
Magnus sah Pug an, und der fing an zu lachen. »Es ist alles ein Witz, nicht wahr, Banath?«
Eine Stimme in seinem Kopf sagte: »Manchmal.«
Pug streckte die Hand aus und nahm die seines Sohnes.
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»Mit all diesen Dingen, die Martuch uns auf Delecordia beigebracht hat, begannen wir den Prozess zu versuchen, hier zu sein. Um nach Hause zu gehen, müssen wir einfach …«
»Aufhören, es zu versuchen«, schloss Magnus.
Pug packte die Hand seines Sohnes. »Lass einfach los, Magnus.« Er schaute hinab auf seinen alten Freund und sagte: »Du wirst mir fehlen, Spieler.«
»Du wirst mir auch fehlen, Magier.« Nakor gähnte. »Das Ende kommt so schnell, wie es kommen muss. Das ist gut, denn ich bin sehr müde und muss mich ausruhen. Der Gott der Diebe hat mir eine erheblich längere Lebensspanne gegeben, als die meisten Menschen haben, also fühle ich mich nicht betrogen, dass es jetzt endet.« Er lehnte sich gegen den hinteren Teil des Throns. »Ich werde die Zeit jetzt wieder laufen lassen, also wird es laut und unangenehm werden. Ihr solltet lieber gehen.« Er hob die Hand, und plötzlich kehrten der Wind und der Lärm zurück.
Pug sagte noch einmal zu seinem Sohn: »Lass einfach los, Magnus.«
Magnus schloss die Augen und versuchte, sich zu entspannen. »Vater, es ist, als hätte ich ein Jahr lang die Faust geballt. Ich kann meine Finger nicht öffnen.«
»Langsam. Tu es langsam.«
Pug und Magnus standen reglos da und konzentrierten sich auf den Teil ihrer selbst, der die Magie kontrolliert hatte, die ihnen erlaubte, im zweiten Reich zu sein, und plötzlich gab es einen reißenden Schmerz, als würde ihr Geist versengt. Dann brannten ihre Lungen, und ihre Haut fühlte sich an, als tanzten Blitze darüber.
Beide Männer fielen auf die Knie und lagen dann flach auf dem Boden. Als der Schmerz verging und sie endlich die Augen öffnen konnten, stellten sie fest, dass sie nicht mehr in der tiefen Höhle waren. Stattdessen befanden sie sich in einem Krater voller Steine und Geröll. Der Lärm und der Gestank der tiefen Grube waren verschwunden.
Pug spürte, wie seine Lunge vom Schmerz des Atmens beinahe kollabierte, aber mit jedem Atemzug wurde es weniger. Nach einem Moment setzte er sich auf und blickte seinen Sohn an. Magnus ächzte, fing dann an zu husten und schaffte es schließlich ebenfalls, sich aufzusetzen. Pug bemerkte, dass die Illusion, die das Aussehen seines Sohnes verändert hatte, verschwunden war
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