Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia
Stimme schwang Kummer mit. »Die Tsurani gehen ebenfalls. Etwas Schreckliches kommt in diese Welt, und alle müssen fliehen. Wisset einfach, je besser Ihr Eure Leute vorbereitet, desto mehr werden sie mitnehmen können.«
Jakam wollte noch eine Frage stellen, aber Pug wusste, dass es sinnlos sein würde weiterzureden. Er entdeckte einen fernen Hügel, wo der Weg deutlich zu sehen war, und transportierte sich dorthin. Es war eine seltsame Weise zu reisen, die er schon öfter angewandt hatte und die darin bestand, so weit er sehen konnte von einem Platz zum nächsten zu springen. Es war erschöpfend, aber effektiv, denn wie alle Magier außer Miranda und Magnus konnte er nicht zu einem Ort springen, den er noch nie zuvor gesehen hatte.
Er erreichte sein Ziel bei Anbruch der Nacht, wie er angenommen hatte. Er konnte die vielen Feuer am Hügel rings um die Quellen sehen und ging in die Stadt hinein. Anders als Turandaren war Tasdano Abear eine klassische Thuril-Siedlung aus Zweig-und-Lehm-Gebäuden, nur das Gasthaus machte Zugeständnisse an modernere Anforderungen. Auf dem Hügel oberhalb der Siedlung stand die Festung. Diese Verteidigungsstellung der Thuril war umgeben von einem Graben voller Brombeer- und anderer Dornenbüsche. Die Thuril waren nie von den Tsurani erobert worden, weil sie sich einfach weigerten zu sterben, um ein bestimmtes Stück Land zu verteidigen. Die Festung war entworfen, einem Eindringling möglichst viel Schass
den zuzufügen, bevor sie schnell evakuiert wurde, und nicht, um einer langen Belagerung standzuhalten. Diese Hochländer betrachteten alle Plateaus des Hochlands, Täler, Wiesen und Berge als ihr Zuhause, und es interessierte sie nicht sonderlich, wo sie sich von einer Jahreszeit bis zur nächsten aufhielten.
Eine Siedlung wie Tasdano Abear würde ein Jahrzehnt blühen und dann verschwinden, wenn die Leute genug davon hatten, dort Handel zu treiben.
Dennoch, in den letzten Dekaden hatten Berichte aus dem Hochland darauf hingewiesen, dass der Friede eine langfristige Wirkung dahin gehend hatte, ein halbnomadisches Volk zu Bewohnern dauerhaft besiedelter Bereiche zu machen.
Clans hatten traditionell Höhen und Wiesen beansprucht, aber wer innerhalb eines Clans Rechte auf was hatte, war oft eine sehr schwierige Sache und folgte komplizierter Clanpolitik. Da die meisten Familien mehrfach Blutsbande zu jeder anderen Familie im Clan hatten, war Blutvergießen innerhalb von Clans selten, aber Schlägereien gehörten für die heißblütigen Hochländer zum Alltag.
Pug betrat die Schänke und sah sich um. Wie er erwartet hatte, war der Schankraum voll mit jungen Kriegern, die mit ihren Clanführern zum Rat der Konföderation gekommen waren. Und obwohl eine überwiegend festliche Stimmung herrschte, waren diese vielen jungen Männer aus so vielen Familien immer nur einen Augenblick von einer Schlägerei entfernt.
Die Thuril waren für die Tsurani ein seltsames Volk, denn während die Tsurani wortkarg bis hin zur Schweigsamkeit waren, nahmen die Thuril kein Blatt vor den Mund. Beleidigung war eine Kunstform, und die Kunst bestand darin, so laut, prahlerisch und abscheulich wie möglich zu sein, ohne dass ein Kampf ausbrach.
5M
Als sich Pug an einen langen Tisch in der Ecke setzte, auf den einzigen leeren Platz, wurde es still im Raum. Niemals, nicht einmal in der Erinnerung des ältesten lebenden Thu-ril-Kriegers, war ein Erhabener der Tsurani während eines Konföderationsrats einfach in ein Gasthaus marschiert und hatte sich hingesetzt.
Schließlich sagte ein nicht mehr ganz so junger und offensichtlich betrunkener Krieger: »Habt Ihr Euch verlaufen?« Er war ein rothaariger, kräftiger Bursche mit rötlichen Wangen und einem langen Schnurrbart. Er trug einen Halsschmuck aus gehämmertem Kupfer, der im Fackellicht glitzerte. Auf dieser metallarmen Welt stellte das ein sehr wertvolles Schmuckstück dar.
Pug schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht.«
»Ihr wisst also, wo Ihr seid?«
»Das hier ist das Sandram-Tal, oder?«
»Ja.«
»Und wir sind hier in der Siedlung Tasdano Abear, richtig?«
»Ja, das stimmt.«
»Und dort oben am Hügel befindet sich der Konföderationsrat an den warmen Quellen von Shatanda, oder?« »Ja, so ist es.«
»Dann habe ich mich nicht verlaufen.«
»Also dann, Tsurani, wenn es Euch nicht stört, wenn ich frage: Was führt Euch an diesen Ort?«
»Ich muss mit dem Rat sprechen und besonders mit der Kaliane.«
»Ah, die Kaliane, wie?«
»Ja«,
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