Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia
der warmen Quellen suchten.
Sobald er in der langen Halle war, sah Pug vierzig Thuril-Anführer, die auf ihn warteten, und in der Mitte eine eindrucksvolle Frau höheren Alters, die ihr langes eisengraues Haar zu zwei Zöpfen geflochten hatte. Sie trug ein schlichtes Kleid aus dunkelrotem Tuch, aber darüber einen Reif aus gehämmertem Kupfer, mit eingelassenen kostbaren Edelsteinen. Die anderen, sowohl Männer als auch Frauen, trugen traditionelle Kopfputze aus Federn und Hemden, Kilts und Kleider aus selbstgesponnener Wolle. Die Luft im Raum war dick vom Rauch des großen Feuers in einer mit Steinen ausgelegten Grube in der Mitte der Halle und von den Fackeln an den Wänden.
»Willkommen, Milamber von der Versammlung«, sagte ein alter Häuptling, der rechts von der Kaliane saß. »Ich
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bin Wahopa, Häuptling der Leute vom Feuersteinkamm. Es ist meine Ehre, dieses Jahr den Rat zu beherbergen. Ich heiße dich willkommen.«
Die Frau links von ihm sagte: »Ich bin die Kaliane. Du wolltest mit uns sprechen?«
»Ja«, erwiderte Pug. »Ich bringe Worte der Warnung und der Hoffnung.« Er begann langsam. Das hier waren keine dummen Leute, aber es ging um Konzepte, die selbst ein Magier nur schwer begreifen konnte, nicht zu reden von einem Krieger aus dem Hochland. Aber sie hörten ihm zu, ohne ihn zu unterbrechen, und als er fertig war, fügte er hinzu: »Sicherer Durchgang wird so vielen gewährt, wie Eure Nation innerhalb der Woche hierherbringen kann.
Nehmt euer Vieh und die Haustiere, Waffen und Werkzeug mit, denn eine neue Welt wird geöffnet, eine, die viel verlangen, aber auch viel geben wird.«
»Erzähl uns von dieser neuen Welt, Milamber«, sagte die Kaliane.
»Es ist ein schöner Ort, mit riesigen Grasebenen, tiefen Seen und Meeren. Es gibt Berge, die den Himmel berühren, und große Hochlandtäler, wo die Herden frei umherziehen können. Es ist ein Land voller Wild und Fisch, und darüber hinaus lebt dort niemand.«
»Aber du bist Tsurani, und dein Volk geht dorthin. Warum bietest du an, es mit deinen Feinden zu teilen?«, fragte einer der Häuptlinge misstrauisch.
»Ich bin kein Tsurani. Ich bin der ausländische Magier Pug aus Crydee, der während des Krieges auf der Welt Midkemia gefangen genommen wurde. Ich war es, der bei den Großen Spielen die Thuril-Krieger befreite und die große Arena zerstörte. Ich war es, der Katala von den Thuril heiratete, deren Verwandten ich gerade unten in der Siedlung kennen gelernt habe. Wir werden jeden zu dieser
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neuen Welt bringen, der leben will«, sagte Pug ruhig. »Ich habe auch mit den Thun gesprochen.« Das brachte ihm eine verärgerte Reaktion ein, denn die Thun waren für die Thuril eine größere Plage als für die Tsurani. »Gleichzeitig machen andere das gleiche Angebot den Cho-ja, den Zwergen auf der anderen Seite des Blutigen Meeres und jedem anderen Volk, das der Vernichtung entkommen will.« Leidenschaft erfasste seine Stimme, als er erklärte: »Es war Mara von den Acoma, die zu euch kam und einen Weg suchte, sich mit den großen Magiern in Chakaha zu treffen, und sie wurde zur Mutter einer Reihe von Kaisern. Ihr hattet ein Jahrhundert des Waffenstillstands mit den Tsurani, wenn man von vereinzelten Konflikten einmal absieht. Aber das war nicht schlimmer als die Auseinandersetzungen zwischen euren eigenen Clans. Diese Welt, von der ich spreche, ist groß, und das Hochland ist weit entfernt von dort, wo die Tsurani sich niederlassen werden, und wenn ihr wollt, könnt ihr sie gerne ein weiteres Jahrhundert ignorieren.«
Mehrere Häuptlinge nickten, als hielten sie das für eine gute Idee.
»Oder Ihr könnt ein Übereinkommen mit ihnen treffen und einen Vertrag abschließen, der für Generationen bestehen wird. Aber nichts von dem kann geschehen, wenn ihr dieses Hochland nicht verlasst, denn der Tod nähert sich schnell und wird plötzlich erscheinen.«
Die Kaliane stand auf. »Ich werde mit diesem Erhabenen allein sprechen«, verkündete sie, und ihr Tonfall machte deutlich, dass sie nicht um Erlaubnis bat. »Geh mit mir nach draußen, Milamber.«
Sie ging voran, und Pug folgte. Als sie draußen war, ging sie langsam einen Weg entlang, der zu den größeren der vielen Quellen führte. »Du sprichst gerecht, Milamber,
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aber viele werden dir nicht glauben«, begann sie. »Sie werden denken, es sei ein Tsurani-Trick, um uns von unserem Land zu entfernen, oder eine Falle, um uns in den Tod zu locken.«
Pug war müde. Er hatte Dinge
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