Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia
… hast am meisten mit ihr, äh, getanzt.«
300
Jommy seufzte und blieb stehen. »Äh, Jim, wir hatten alle das Vergnügen, sie, äh, kennen zu lernen. Sie nahm an einem Empfang am königlichen Hof in Roldem teil, wo Tad, Zane und ich zu Rittern des königlichen Hofs geschlagen wurden.« Mit einem Grinsen sagte er: »Dort bin ich auch Servans reizender Schwester begegnet.«
Servans Miene wurde finster. Und es war Tad, der sagte: »Sie ist, äh …«
»Ein reizendes Mädchen«, half Zane aus. »Wirklich.«
»Redet ihr von Michele oder meiner Schwester?« Servan sah nicht sehr glücklich aus.
»Beide, was das mit dem Reizenden angeht, aber ignoriere ihn einfach«, verkündete Tad und zeigte auf Jommy. »Er mag deine Schwester nur, um dich zu ärgern.«
»Das ist nicht wahr!«, protestierte Jommy. »Sie ist wirklich ein wunderbares Mädchen.« Mit aufgesetztem Stirnrunzeln sah er Servan an. »Wie ihr beide von den gleichen Eltern abstammen könnt, ist mir ein Rätsel.«
»Genug«, sagte Dasher. »Michele?«
»Ah, ja, Michele. Reizend, aber, äh, ehrgeizig«, erklärte Jommy. »Sie ist auf der Suche nach einem Ehemann in guter Position, könnte man sagen.«
»So würde ich es auch ausdrücken«, sagte Servan.
»Und niemand ist so gut gestellt wie der Enkel des Herzogs von Rillanon, nicht wahr?«, fügte Zane hinzu.
»Aber zuvor war sie … offener gegenüber anderen Verehrern«, sagte Zane.
»Lasst uns also sagen, dass wir alle das Vergnügen ihrer, äh, Gesellschaft hatten«, erklärte Tad.
Jim sah nun gefährlich aus, und seine Wangen waren rot angelaufen.
»Wann?«
Jommy sagte: »Am Zweittag. Der Empfang war am Fünfttag davor.«
53°
Tad sagte: »Am Ersten.«
»Tatsächlich?«, fragte Jommy. »Ich dachte, ich hätte mich als Erster mit ihr getroffen.«
»Das hast du nicht«, erklärte Tad. »Und du?«, fragte Jommy Zane. »Am Vierten.«
Jim sah aus, als würde er jeden Augenblick die Nerven verlieren. »Ihr sagt mir also, dass ihr drei …«
»Äh, vier«, warf Servan ein. Sie sahen ihn an, und er fügte hinzu: »Am Dritttag.«
Jommy legte Jim die Hand auf die Schulter und drückte sie fest, das Freundlichste, was er zu bieten hatte. »Betrachte es doch so, alter Junge. Wir haben dich vor einer Welt der Peinlichkeit gerettet. Wer immer sie heiraten wird, wird Gegenstand vieler Witzeleien bei Hof sein. Das können wir beim Enkel des Herzogs auf keinen Fall zulassen.«
Jim schaute von einem Gesicht zum anderen, und die Farbe seiner Wangen fing an zu verblassen. Er war nicht von Natur aus idealistisch, aber er hatte sich ein sehr liebevolles Ideal von Michele aufgebaut. Es war besser, es jetzt herauszufinden, musste er zugeben. Schließlich schüttelte er den Kopf und sagte: »Frauen.«
Sie gingen weiter, und Jommy sagte: »Ja.«
»Ihr wisst, was die Mönche der La-Timsa in der Universität über Frauen sagen«, erinnerte Tad.
Jommy, Servan und Zane hatten den alten Witz ein Dutzend Mal gehört und antworteten nun wie aus einem Munde: »Frauen! Man kann nicht mit ihnen leben und nicht ohne sie.«
Jim stöhnte, als ihm klar wurde, dass es sich bei diesen Mönchen um einen zölibatären Orden handelte. »Ich glaube, ich bleibe bei den Huren.«
»Wie ich die jungen Frauen des königlichen Hofes in 301
Roldem kenne«, sagte Servan, »wird das wahrscheinlich weniger teuer sein.«
»Und du wirst seltener belogen«, fügte Zane hinzu.
»Nun ja, das ist alles gut und schön«, warf Jommy ein, »aber habt ihr eine Spur des Rückzugs der Armee gesehen?«
»Dort entlang«, sagte Jimmy und zeigte auf einen Haufen weggeworfener Dinge. »Wir folgen dem, was sie weggeschmissen haben.«
»Hoffen wir, dass die Dasati das nicht tun. Ich bin nicht scharf darauf, mit ihrer Nachhut zusammenzustoßen«, sagte Tad.
Sie schwiegen eine Weile, als sie einen Hügel hinauf und über einen anderen Kamm stiegen. Dann sagte Jim: »Erinnert ihr euch an das Lied, das der Magier gesummt hat?«
»Was ist damit?«, fragte Servan.
»Mir ist gerade klar geworden, dass ich es kenne! Es ist ein Lied, das in den Schänken in Meersburg und Vykor sehr verbreitet ist.«
»Und?«, fragte Tad.
»Und wo sollte ein Tsurani-Magier ein Lied gelernt haben, das betrunkene Seeleute unten in Meersburg singen?«
Darauf wusste keiner eine Antwort.
Leso Varen war in regelrecht vergnügter Stimmung, obwohl er nicht erklären konnte, warum. So viel von seinem Leben bestand aus seltsamen Impulsen, die er nicht erklären konnte, also
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