Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia
Als das letzte tot war, lächelte er. »Das war erfrischend.«
Er fing wieder an zu summen, als er weiter auf den Schwarzen Berg zuging.
Pug war vollkommen erschöpft. Seit er von der zweiten Ebene zurückgekehrt war, hatte er sich nicht mehr so ausgelaugt gefühlt. Spalte zu schaffen war schon unter normalen Bedingungen schwierig genug, aber das hier konnte man wohl kaum als normal bezeichnen.
Er holte tief Luft und nickte Magnus zu. Seinem Sohn war immer noch anzusehen, welchen Preis er für den Vorstoß auf die zweite Ebene gezahlt hatte, aber er hatte darauf bestanden, seine Eltern zu begleiten, um zu geben, was er konnte.
Magnus hob seinen Vater hoch, so dass er die Tausenden sehen konnte, die über die Ebene kamen. In der Ferne, im Norden, ragte der Schwarze Berg auf.
Er war am ver
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gangenen Tag noch zweimal gewachsen, und das hatte ihn Meilen näher gebracht. Pug ging davon aus, dass er inzwischen zwei größere Städte und um die zwanzig Dörfer am Fluss bedeckte, ebenso wie einen großen Teil der nördlichen Ebene. Er ragte so hoch auf, dass seine Kuppel in den Wolken verschwand; für Pug sah es aus wie eine schwarze Wand, die sich von oben auf sie zuschob.
Er machte eine Geste zu Magnus, der ihn wieder herunterließ.
»Können wir noch mehr tun?«, fragte Miranda.
»Nein«, sagte Pug. »Wir können vielleicht weit im Westen noch ein oder zwei Spalte öffnen, aber dort gibt es nicht viele Leute.« Er seufzte. »Ich fürchte, wir müssen jetzt einfach warten und sehen, wie viele wir durch den Spalt bringen können und wann wir ihn wieder schließen müssen.«
Magnus blickte in die Ferne. »Dieses Ding wird uns in zwei oder drei Tagen erreichen.«
Pug schaute zu dem ersten und größten Spalt zu der neuen Welt und sah, dass die Leute hindurchströmten, aber es warteten so viele verängstigte, müde, hungrige Menschen, dass die Schlange meilenlang war. Er hatte allen klargemacht, dass sich die Leute, sobald sie den Spalt auf der anderen Seite verlassen hatten, wegbewegen mussten, denn das Tal auf der anderen Seite konnte nicht all diese Menschen aufnehmen. Er wusste aber auch, sobald die Leute hindurchgegangen waren, würden sie, wenn sie auf der anderen Seite eintrafen, zu erschöpft sein, um sich noch weit zu bewegen. Er wandte sich Magnus zu und sagte: »Haltet sie ein paar Minuten zurück.«
Magnus gab die Befehle an die Kaiserlichen Gardisten weiter, die den Leuten in der Schlange befahlen, stehen zu bleiben. Das führte zu sofortigem Murren von den sonst so pflichtbewussten und gehorsamen Tsurani.
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»Das nächste Mal, wenn du so etwas tust, wird es einen Aufstand geben«, sagte Miranda. Pug nickte.
»Wie viele sind schon durch?«, fragte sie.
Er schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht, wirklich. Heute waren es vielleicht zweihunderttausend. Halb so viele gestern, als wir angefangen haben.«
»Nicht einmal die Bevölkerung einer relativ großen Stadt«, sagte Miranda.
»Genug, um eine neue Zivilisation aufzubauen«, erwiderte Magnus.
Miranda sah ihren Sohn an und erkannte, dass er versuchte, ihnen das Gefühl zu geben, etwas erreicht zu haben. »Nur, wenn es sie nicht stört, die nächsten zwei oder drei Generationen in Schlammhütten zu verbringen.« Sie schaute über die Ebenen und sah, dass Feuer angezündet wurden, da sich der Abend näherte. »Vielleicht werden etwas zu essen und eine kurze Ruhepause einigen von ihnen helfen.« Als überall am östlichen Horizont Feuer aufleuchteten und dann auch im Westen, sagte sie: »Es sind so viele.«
»Und es kommen noch Millionen«, stellte Pug fest. »Wir werden die meisten von ihnen verlieren.«
»Das wissen wir nicht, Vater.« Magnus zeigte auf eine Stelle. »Ich werde gehen und helfen, einen weiteren Spalt zu der neuen Welt zu öffnen. Ich werde durch dieses Portal gehen und meilenweit fliegen und ein anderes …«
»Wir haben sechs Spalte in dieser Region. Sie werden Wochen brauchen, um einander zu finden und so etwas wie Kommunikation einzurichten.« Er sah sich um. »Wir dürfen nicht zu lange damit warten, das Licht des Himmels hindurchzuschicken.«
»Wird er gehen?«, fragte Miranda. »Er schien entschlossen, der Letzte zu sein, der geht, als ich mit ihm sprach.«
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Magnus lächelte. »Ich denke, um diese Ehre wird er mit General Alenburga kämpfen müssen.«
»Das ist keine gute Idee«, sagte Pug leise. »Der Letzte, der durchgeht…« Er betrachtete die Lagerfeuer, die nun in allen Himmelsrichtungen
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