Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia
Unsichtbarkeitszauber verändert, um damit ein Spektrum abzudecken, das über das hinausging, was das Dasati-Auge sehen konnte, und damit auch jene Geschöpfe täuschte, die nach Wärmeempfindung jagten. Er hatte seine hoch entwickelte Fähigkeit genutzt, eine solche Maskierung buchstäblich im Flug vorzunehmen, aber der Preis hatte darin bestanden, dass er beinahe vollkommen erschöpft war, als sie ihr Ziel erreichten.
Valko hatte die Reise mit einer stoischen Haltung ertragen, die selbst einen Tsurani beschämt hätte, dachte Pug. Wenn ein junger Dasati-Krieger als
»sympathisch« bezeichnet werden konnte, dann Valko. Er erwähnte sein beinahe unkontrollierbares Bedürfnis, sie umzubringen, nur zweimal, aber der Kontext war eine Bemerkung darüber gewesen, wie schwierig er seinen persönlichen Kampf mit
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neuen Konzepten fand und dass er alte Werte hinter sich lassen musste -
näher würde ein Dasati sicher nicht daran kommen, etwas über sich selbst zu enthüllen, dachte Pug. In dieser sehr fremden Welt war das bewundernswert.
Sie erreichten eine Bergfestung, die für jeden unsichtbar war, der nicht über die machtvollste Magie verfügte, aber Pug hatte keine Probleme damit, sie zu spüren, als sie näher kamen. Vielleicht war das das Ergebnis der Manipulation, die er für einen beinahe vollen Tag aufrechterhalten hatte, als sie halb um den Planeten flogen. Macros gab einen hörbar erleichterten Seufzer von sich, als sie den Boden berührten, und sagte: »Ich hatte keine von deinen Lasten, Pug, aber ich spüre, dass ich erheblich weniger robust bin, als ich einmal war.«
»Ist es gefährlich, sich dieser Enklave zu nähern?«, fragte Magnus, der trotz aller Anstrengungen relativ frisch zu sein schien. Pug war beeindruckt von der Zähigkeit seines Sohnes.
»Ganz sicher«, sagte Macros. »Wir würden gut daran tun, hier stehen zu bleiben und sie zu uns kommen zu lassen.«
Beinahe eine Stunde warteten sie, dann kündigte schließlich eine Bewegung der Luft um die unsichtbare Festung die Ankunft von vier jungen Frauen an.
Pug nahm an, dass sie entweder die mächtigsten der Bluthexen waren oder jene, deren Verlust am ehesten zu verschmerzen wäre, falls Pugs Gruppe sich als feindselig erweisen sollte.
»Ihr seid ungebeten hier«, sagte eine von ihnen, eine hinreißende junge Dasati-Frau, die selbst für ihr Volk hochgewachsen war. Sie hielt sich auf eine Art, die sie von den anderen unterschied, und Pug nahm an, dass sie die Anführerin war.
Valko sprach vor allen anderen. »Ich bin Valko, Lord der Camareen, Sohn von Narueen.«
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Dieser Name rief eine gewisse Reaktion hervor, aber bevor die Frauen antworten konnten, sagte Macros: »Und ich bin der Gärtner. Wir haben viel zu besprechen.«
Die Anführerin nickte. »In der Tat. Ihr müsst alle mit uns kommen.« Sie starrte Valko einen Moment prüfend an, dann drehte sie sich um und ging davon. Die anderen drei traten zur Seite und deuteten an, dass Pug und seine Begleiter der hochgewachsenen jungen Bluthexe folgen sollten.
Als sie den Rand einer scheinbar leeren Lichtung erreichten, spürte Pug das Pulsieren magischer Energie, und plötzlich erschien eine ummauerte Festung.
Er erkannte, dass er über die Grenze einer massiven Illusion getreten war, die dazu gedacht war, alle, die von außen kamen, zu täuschen, bis sie tatsächlich auf die Grenze stießen. Er nahm weiter an, dass auf jeden, der von denen drinnen nicht erwartet wurde, unangenehme Überraschungen warteten.
Er erkannte sofort, dass die Festung uralt war. Ihre Mauern sahen aus, als bestünden sie schon Hunderte, vielleicht Tausende von Jahren, glatt geschliffen und beinahe nahtlos von der ununterbrochenen Berührung durch Wind und Regen. Einstmals scharfe Kanten waren nun abgerundet, und die abgewetzten Steine zeigten, wo zahllose Füße vom Tor zum Eingang des Hauptgebäudes gegangen waren.
Das hier war das erste Dasati-Gebäude, das Pug zu Gesicht bekam, das nicht Teil eines gewaltigen städtischen Blocks war. Es war einfach eine Festung. Sie sah in vielerlei Hinsicht ähnlich aus wie die, die man in den Bergen des Königreichs der Inseln finden konnte, ein rechteckiges Steingebäude mit einem runden Turm, der in der Mitte aufstieg und einen Blick auf die Bergpässe darunter gewährte und jeden Ausguck schon Stunden vorher vor einem sich nähernden Feind warnen würde.
Pug konnte eine Lebendigkeit spüren, die viel mehr na 128
helegte als nur die Geschäftigkeit von Frauen, die
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