Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia
erwartete, die sich mit dem mächtigen jungen Oberhaupt einer wichtigen Familie unterhielten. »Weil ich von Euch gehört habe, seit Ihr zur Welt kamt, Valko. Ich bin Eure Schwester Luryn. Narueen ist ebenso meine Mutter wie die Eure.«
Dann führte sie den sprachlosen Valko ins Herz der Festung der Bluthexen.
Elf
Einigung
Jim blieb stehen.
Es war Mittag, und er war beinahe vollkommen erschöpft, als sie Elvandar schließlich erreichten. Sein elfischer Begleiter sagte: »Ihr kennt den Weg, denke ich.«
»Danke, Trelan. Ich kann ihn finden.«
Jim war doppelt dankbar, dass er sein Tempo ein wenig verlangsamen konnte.
Trelans Vorstellung eines gemütlichen Laufs durch den Wald wäre für jeden bis auf den hervorragendsten menschlichen Jäger oder Fährtenleser eine Qual gewesen, und Jim war weder Jäger noch Fährtenleser, von hervorragend ganz zu schweigen. Ein paar Elfen überquerten die große Lichtung vom Rand des Elfenwalds zum Herzen von Elvandar. Einige warfen ihm im Vorübergehen einen Blick zu, aber niemand sprach ihn an. Die Elfen waren ein extrem höfliches Volk, jedenfalls nach Jims Maßstäben, und würden ihn nur ansprechen, wenn er zuerst etwas sagte. Und sie wussten, dass jeder Mensch, der so nahe an Elvandar herankam, hier willkommen war.
Jim hielt den Atem an, als er sich dem ersten der riesigen Bäume näherte, die das Heim der Elfen vom Hof der Königin bildeten. Er staunte diesmal ebenso wie bei sei
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nem ersten Besuch hier vor mehreren Jahren. Das Staunen wurde kaum verringert von der Tatsache, dass jetzt Tageslicht herrschte und der Anblick bei Nacht noch atemberaubender war. Dennoch, er konnte einen schwachen Schimmer um die Bäume ausmachen, ein Licht, das nach Sonnenuntergang dramatisch sein würde. Und selbst im Licht des Tages war die Vielfalt der Farben verblüffend. Neben Bäumen mit dem üblichen dunkelgrünen Laub gab es viele, die nur in diesem Wald wuchsen. Die meisten waren auf diesen Hain konzentriert, und sie bildeten ein Fest für das Auge, hatten Blätter in leuchtendem Rot, Gold und sogar Weiß, die das tiefe Smaragdgrün der anderen ergänzten. Ein Baum hatte blaue Blätter, und Jim eilte darauf zu, denn er wusste, dass eine Rampe an der rechten Seite dieses Baums ihn zum Hof der Königin bringen würde.
Er nickte ein paarmal Elfen zu, die ihrer Arbeit nachgingen - eine Hirschhaut säuberten, Pfeile fiederten, etwas über einem offenen Feuer kochten oder einfach im Kreis saßen und über die eine oder andere elfische Angelegenheit meditierten. Die Elfenkinder waren zwar nicht zahlreich, aber ebenso ungestüm und kampflustig wie Menschenkinder. Ein paar Jungen stießen beinahe mit ihm zusammen, als sie vor einer ebenso lauten Gruppe flohen, die sie jagte. Aber es war ein fröhliches Geräusch, ein Lachen, das die Stille des Ortes kaum störte.
Elfenmädchen spielten zu Füßen ihrer Mütter, und einen kurzen Moment empfand Jim so etwas wie Neid. Er konnte sich keinen friedlicheren Ort auf der Welt ausmalen als Elvandar. So erschöpft wie er war, konnte er sich gut vorstellen, sich hier für lange Zeit niederzulassen.
Er stieg die lange Rampe hinauf in den ersten Baum, dann nutzte er ein halbes Dutzend breiter Wege, die über riesige Äste führten. Einige Stämme waren ausgehöhlt, und es
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befanden sich Wohnungen in den Bäumen, vollständig mit Türen und Fenstern. Bei einigen uralten Stämmen hatte man Wege in die Seiten geschnitten, die nach oben führten, offenbar, ohne dass es den Bäumen schadete, die unter der magischen Pflege der Elfen wuchsen und gediehen.
Als er einen dieser Wege entlangging, schaute Jim nach unten und war dankbar, dass er keine Höhenangst hatte. Über rutschige Dächer zu eilen half einem gegen Bedenken zu fallen. Wenn man Angst hatte, sollte man lieber nicht so hoch klettern, dass man fallen konnte, dachte er immer.
Dennoch, es war ernüchternd, nach unten zu schauen und nichts zu sehen, was einen Sturz bremsen würde, bis auf ein paar wahrscheinlich sehr unbequeme Äste und den festen Waldboden ganz unten. Er holte tief Luft, eher aus Erschöpfung, als dass es ihn gestört hätte, so hoch oben zu sein, und ging weiter.
Als er am Eingang zum Hof der Königin anlangte, hatte die Nachricht von seiner Ankunft Ihre Majestät bereits erreicht. Königin Aglaranna saß auf ihrem Thron, ihr Gemahl, der Kriegsherr Tomas, an ihrer Seite. Aglaranna war das königlichste Geschöpf, dem Jim je begegnet war, und er hatte schon einige
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