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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia

Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der verruckte Gott cropped
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Tagesritt über die Straßen, die zum Palastgelände gehörten, und bisher hatten sie erst die äußeren Bereiche erreicht. Es würde nur noch eine Stunde bis zum Sonnenuntergang dauern. So gut sie konnten, berichteten die beiden Dasati-Krieger Nakor über diese gewaltige Konstruktion.
    Der Große Palast, Heimstätte des Herrschers über das Dasati-Reich, nahm mehr Raum ein als die gesamte Stadt
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    Kentosani auf der Tsurani-Heimatwelt Kelewan, und in dieser Stadt lebten über eine Million Menschen. Mehr als zwei Millionen Dasati lebten innerhalb des Palastbezirks, fünf Millionen in der gesamten Hauptstadt. Nakor erkannte, dass ihre Einschätzungen, wie viele Todesritter der TeKarana ins Feld führen konnte, um das erste Reich zu erobern, vollkommen falsch gewesen waren.
    Macros hatte von zwei Millionen Todeskriegern gesprochen, aber Nakor war überzeugt, dass er dabei nicht daran gedacht hatte, dass der Dunkle jeden Dasati-Krieger von den Zwölf Planeten holen und sie losschicken konnte …
    Etwas stimmte hier nicht. Sobald sie einen Brückenkopf im ersten Reich hatten, entweder auf Kelewan, Midkemia oder einer anderen Welt, würde eine gewaltige Anzahl von Welten in Gefahr sein. Aber selbst für diesen Gott war das ein bestialischer und kunstloser Plan.
    Der tückische Spieler wog alle Beweise ab, die er erkennen konnte, und zog einen unausweichlichen Schluss: Die Dasati konnten nicht einmal von den verbündeten Armeen aller Nationen auf Midkemia und Kelewan besiegt werden. Bestenfalls würde man sie aufhalten können. Schlimmstenfalls würden sie alle Gegner wegfegen, als kämpften sie gegen Kinder mit Spielzeugwaffen.
    Nakor ging davon aus, dass es nur eine Lösung für die kommende Krise geben würde: die Vernichtung des Dunklen Gottes.
    Als er über diesen Schluss weiter nachdachte, wog Nakor alle Taten des Dunklen in der Vergangenheit ab, und etwas bildete sich heraus, ein Gefühl für das wahre Ziel hinter dem scheinbar sinnlosen Töten und der Zerstörung.
    Es gab hier einen Plan, ein Muster, nach dem die Dinge sich entwickelten, und es war quälend, beinahe zu verstehen, um was es ging - aber nicht ganz.
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    Je tiefer sie in den Palast kamen, desto sicherer war Nakor, dass im Herzen dieser Gesellschaft etwas zutiefst Böses existierte. Ihre Kunst - was es an Kunst gab - war nichts weiter als eine Feier ihres perversen, finsteren Glaubens. Es hatte ihn verblüfft, dass er seit seinem Eintreffen auf der zweiten Ebene nichts gesehen hatte, was an Kunst oder Kunsthandwerk erinnert hätte, außer an den Dasati selbst. Sie hatten den einen oder anderen Ausdruck von Schönheit -
    sobald man sich an sie gewöhnt hatte, waren sie ein sehr gut aussehendes Volk, dachte er -, aber es gab keine Gemälde oder Wandteppiche, keine Variationen in Farbe oder Zeichen. Einiges davon hatte sicher damit zu tun, dass sie ein ganz anderes Farbgefühl hatten als Menschen - sie konnten über Rot und Violett hinaussehen, wie bestimmte Geschöpfe von der ersten Ebene, und sie konnten auch Wärme sehen, was sie bei nächtlichen Kämpfen mörderisch gefährlich machte.
    Aber erst, als sie sich im Palast befanden, sah Nakor Beispiele der »schönen«
    Künste, und zwar ausschließlich in der Form grausiger Wandgemälde, die Mord, Folter, Hinrichtung und Gemetzel zum Ruhm des Dunklen Gottes zeigten. Wenn es bei diesen Wandgemälden etwas Erzählerisches gab, konnte Nakor es nicht erkennen, aber er spürte, dass sie mit großen Eroberungen vor vielen Zeitaltern zu tun hatten.
    An mehreren Stellen während ihres Marschs, bei dem er Martuch und Hirea folgte, sah er, was er für einen Aspekt des Dunklen Gottes selbst hielt. Er wurde offenbar als schattenhafte Präsenz dargestellt, ohne Gesichtszüge oder besondere Bekleidung. Wenn man die Lebhaftigkeit der anderen Gegenstände der Wandmalereien bedachte, fand Nakor das seltsam. Die Krieger waren mit stilisierter Präzision dargestellt, Köpfe überlebensgroß, so dass man die 123
    antiken Kopfbedeckungen gut sehen konnte, jede in ihrem einzigartigen Stil, die seitdem von den Abzeichen auf dem Harnisch ersetzt worden waren. Die Schwerter waren ebenfalls anders, ebenso wie die Kriegsflaggen und Banner.
    Opfer wurden aufgehäuft wie Holzstapel dargestellt, nachdem sie Seiner Dunkelheit geopfert worden waren.
    Andere Wandgemälde zeigten lange Reihen von Gefangenen, die auf eine riesige Grube zugeführt und hineingeworfen wurden, weitere Opfer für den Dunklen. Als sie ihrem Ziel näher

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